Dr. Anne-Kathrin Krone, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Bielefeld, kommentiert die Daten zum Arbeitsmarkt wie folgt:
„Die Arbeitslosenzahl in Bielefeld ist im Juli im Vergleich zum Vormonat um 2,6 Prozent gestiegen. Der Anstieg fällt damit zwar höher aus als im Vormonat, im Ganzen behält der Arbeitsmarkt aber seine stabile Verfassung bei“, sagt Dr. Anne-Kathrin Krone, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Bielefeld. „Das Kurzarbeitergeld sichert weiter die Beschäftigungsverhältnisse vieler Menschen. Sie bleiben den Unternehmen erhalten. Deren Weiterqualifizierung kann die Arbeitsagentur mit dem Qualifizierungschancengesetz fördern.
Die Steigerung der Arbeitslosenzahl liegt bedeutend niedriger als im Mai und weit niedriger als im April – der hohe Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 23,2 Prozent geht vor allem auf die durch Corona ausgelösten Entwicklungen im Frühlingsmonat zurück. Kurzarbeitergeld wirkt weiterhin stabilisierend auf den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote hat sich im Juli im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 9 Prozent erhöht.
Auch wenn die Zahlen es noch nicht zeigen, spricht für eine langsame Erholung am Arbeitsmarkt in Bielefeld, dass im Juli mehr Menschen aus der Arbeitslosigkeit in das Erwerbsleben zurückkehrten. Zudem ist nicht nur die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen deutlich gestiegen, sondern auch der Bestand der offenen Stellen wächst erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder leicht an.
Überdurchschnittlich ist die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen gestiegen. Zum einen hat das damit zu tun, dass einige im Berichtszeitraum die Schule abgeschlossen haben. Zum anderen haben nicht alle Betriebe ihre Auszubildenden übernommen. Hier kommen auch negative Auswirkungen der Corona-Krise zum Tragen. Möglichkeiten für Jugendliche beispielsweise, eine befristete Anstellung einzugehen, gibt es derzeit weniger. Auf dem Ausbildungsmarkt bieten sich den Jugendlichen in diesem Jahr aber noch gute Chancen. Was einigen sicher entgegenkommen wird: Das Ausbildungsjahr geht in Folge der Corona-Pandemie länger als gewöhnlich.“
Kurzarbeitergeld
Im Juli 2020 (Stand 26.07.2020) haben Unternehmen in der Stadt Bielefeld 36 Anzeigen über Kurzarbeit eingereicht. In den Anzeigen werden 598 Personen genannt, die potenziell von Kurzarbeit betroffen sind. Im Vergleich zum Vormonat sind das 77 Anzeigen weniger und 1.308 Personen weniger. Kumuliert wurden im Zeitraum März bis Juli 2020 für Betriebe in der Stadt Bielefeld 3.826 Anzeigen über konjunkturelle Kurzarbeit erfasst. Nach den kumulierten Daten wurden in den Anzeigen in dem Zeitraum 58.106 Personen genannt. Zu beachten ist, dass vom Monat Mai an erste Unternehmen eine Folgeanzeige gestellt haben. Diese Unternehmen und in deren Anzeigen genannte Mitarbeiterzahlen sind in der kumulierten Statistik doppelt aufgeführt.
Zudem liegen in diesem Monat erste hochgerechnete Zahlen zur realisierten Kurzarbeit im Agenturbezirk Bielefeld für den Monat März vor. Es geht hierbei um die bereits abgerechnete Kurzarbeit, die tatsächlich durchgeführt worden ist. Demnach gab es im Monat März 2.812 Betriebe, die Kurzarbeit durchgeführt haben und 22.863 Personen in Kurzarbeit. Daten zur realisierten Kurzarbeit in den einzelnen Kreisen können erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgewiesen werden.
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen ist in der Stadt Bielefeld im Juli 2020 gestiegen. Insgesamt waren 16.402 Personen arbeitslos gemeldet. Verglichen mit den Zahlen des Vormonates sind das 411 Personen oder 2,6 Prozent mehr. Im Vergleich zum Juli des Vorjahres steigt die Zahl der Arbeitslosen um 3.089 Personen beziehungsweise 23,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt im Juli 2020 9,0 Prozent. Vor einem Jahr belief sie sich auf 7,4 Prozent (plus 1,6 Prozentpunkte).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung – SGB III
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung wurden in diesem Monat 5.843 Personen gemeldet. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vormonat erhöht um 403 Personen beziehungsweise 7,4 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet das einen Anstieg um 1.899 Personen oder 48,1 Prozent.
Entwicklung in der Grundsicherung – SGB II
In der Grundsicherung sind 8 Arbeitslose mehr als im Vormonat und 1.190 mehr als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Verhältnis entspricht das plus 0,1 Prozent zum Vormonat beziehungsweise plus 12,7 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt sind es 10.559 Personen und damit 64,4 Prozent aller Arbeitslosen, die zur Grundsicherung gemäß SGB II zählen.
Jugendarbeitslosigkeit
1.775 Arbeitslose sind im Berichtsmonat in der Stadt Bielefeld unter 25 Jahre alt. Im Vormonat waren das noch 163 weniger und im gleichen Monat des Vorjahres 417 weniger arbeitslose junge Menschen. Die prozentuale Veränderung beläuft sich somit auf plus 10,1 Prozent zum vorherigen Monat beziehungsweise plus 30,7 Prozent im Vorjahresvergleich.
Arbeitslose ab 50 Jahre
Die Anzahl arbeitsloser Personen ab 50 Jahre ist im Vergleich zum Vormonat gestiegen, und zwar um 74 Personen oder 1,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind es 890 Arbeitslose mehr (23,0 Prozent). Insgesamt sind 4.756 Menschen ab 50 Jahre in der Stadt Bielefeld betroffen.
Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist in der Stadt Bielefeld im Berichtsmonat gestiegen. 6.189 Personen waren länger als ein Jahr nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, darunter zählen 91,3 Prozent (5.653 Personen) zur Grundsicherung. Verglichen mit den Gesamtzahlen des Vormonates sind dies 198 Langzeitarbeitslose mehr. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl dieser Arbeitslosen damit um 906 Personen.
Stellenangebot
Unternehmen aus der Stadt haben in diesem Monat 442 Stellen gemeldet (plus 53 zum Vormonat). Im Bestand befanden sich insgesamt 3.051 offene Stellen, das sind 6 mehr als im Vormonat und 457 weniger als im Vorjahresmonat.
Der Arbeitsmarkt in Ostwestfalen-Lippe
Im Juli ist die Zahl der Arbeitslosen in Ostwestfalen-Lippe aufgrund der Corona-Krise weiter gestiegen. So stieg in unserer Region die Zahl der Menschen ohne Arbeit im Vergleich zum Juni 2020 um 2,8 Prozent auf 74.799 Personen. Das sind insgesamt 2.034 Arbeitslose mehr. Im Juli 2019 waren noch 26,2 Prozent oder 15.518 Menschen weniger ohne Arbeit registriert. Damit gibt es im Jahresvergleich einen sehr deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Ostwestfalen-Lippe. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat betrifft aufgrund der derzeitigen Krise alle Personengruppen. Die Zahl der offenen Stellen, die von den Jobcentern und Arbeitsagenturen in Ostwestfalen-Lippe angeboten werden konnten, lag im Juli auf einem deutlich geringeren Niveau. Der Bestand lag mit 16.400 freien Stellen um 4.802 Stellen niedriger als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig sank die Zahl der von den Arbeitgebern in der Region gemeldeten neuen Stellen im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 866 Stellen. Die niedrigste Arbeitslosenquote in unserer Region findet sich im Agenturbezirk Paderborn (6,0 Prozent), gefolgt von den Bezirken Herford (6,4 Prozent), Bielefeld (6,9 Prozent) und Detmold (6,9 Prozent). Insgesamt hat Ostwestfalen-Lippe eine Arbeitslosenquote von 6,6 Prozent.