Das Kurzarbeitergeld stabilisiert in der Corona-Pandemie Unternehmen aller Größen und Branchen. Mehrere Faktoren begünstigen, dass in Ostwestfalen-Lippe auch jene Betriebe Kurzarbeitergeld nutzen und zügig alle Hürden im zweistufigen Antragsverfahren nehmen, die auf Kurzarbeitergeld bisher nicht angewiesen waren und diesem zugrundeliegende Systematik nicht kannten.
Anders als in vergangenen Krisen, sind in der Corona-Krise in hoher Zahl kleine und mittlere Unternehmen auf Kurzarbeitergeld angewiesen, etwa in den Bereichen Gastronomie und Gaststätten, Logistik und Tourismus. Diese haben bisher noch keine Erfahrungen mit dem Verfahren beim Kurzarbeitergeld gesammelt. „Um auch diese Betriebe zu erreichen und die Quote unvollständiger und fehlerhafter Anträge unter diesen niedrig zu halten, haben wir die Unternehmen ergänzend über regionale Netzwerkpartner wie Verbände und Kammern frühzeitig und gezielt mit wichtigen Informationen zum Kurzarbeitergeld versorgt“, sagt Steffen Raebel, Geschäftsführer des Operativen Service in der Arbeitsagentur Bielefeld. „Das wirkte auf den Arbeitsmarkt zusätzlich stabilisierend. Wir haben dadurch auch weniger unvollständige oder fehlerhafte Anträge erhalten. Was begünstigt hat, dass wir die bisher knapp 8.000 eingegangenen Anzeigen im Agenturbezirk Bielefeld und die rund 22.000 Anzeigen in Ostwestfalen-Lippe und auch daraus resultierende Ab-rechnungslisten weit schneller haben bearbeiten können als Unternehmen bundesweit zugesichert“, sagt Steffen Raebel.
Von der guten Kooperation mit Netzwerkpartnern wie der Industrie- und Han-delskammer zu Bielefeld, der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, dem Handelsverband Ostwestfalen-Lippe und dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Ostwestfalen haben alle profitiert. „Kurzarbeitergeld wird allen Betrieben zuverlässig ausgezahlt, und das auch zügig“, ergänzt Thomas Richter. Die Netzwerkpartner und die Gewerkschaften haben wochenlang ihre Firmen und Mitglieder über die Kurzarbeitergeldregelungen beraten. Ohne diese Unterstützung würden wir in Ostwestfalen-Lippe nach Einschätzung von Thomas Richter, Leiter der Arbeitsagentur Bielefeld, nicht so gut dastehen. Für ihn ein Beweis, dass sich die Sozialpartnerschaft ein weiteres Mal bewährt hat. „Die Brücke Kurzarbeitergeld trägt. Die Beschäftigten bleiben den Unternehmen erhalten. Das ist gut so – die Unternehmen haben vor Corona gut vorgesorgt und sind gut aufgestellt“, sagt Thomas Richter. „Damit der Einsatz von Kurzarbeitergeld nachhaltige Erfolge zeigt, empfehle ich den Betrieben, mögliche Investitionen in Digitalisierung, Jobs und Qualifizierung genau zu prüfen“, sagt Dieter Kühnel, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbands der Metallindustrie Ostwestfalen Bielefeld-Herford-Minden und alternierender Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Arbeitsagentur Bielefeld. „Es herrscht weiter Fachkräftemangel, die Zeit drängt. Je größer das Bewusstsein für Themen, die die Märkte in Zukunft bewegen, desto einfacher kehren wir in Ostwestfalen-Lippe in den Wachstumsmodus zurück.“
Arbeitnehmer in Kurzarbeit haben die Möglichkeit, sich nach einer Nebentätigkeit umzusehen. „Für viele Beschäftigte bedeutet Kurzarbeit erheblich weniger Monatseinkommen und es kann zu finanziellen Problemlagen kommen. Deshalb ist es gut, dass die Hinzuverdienstmöglichkeiten für alle Berufe umfassend gelockert worden sind“, sagt Anke Unger, Geschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbunds in Ostwestfalen-Lippe und alternierende Vorsitzende des Verwaltungsausschusses der Agentur für Arbeit Bielefeld. Bis zum 31. Dezember 2020 können Menschen, die während des Bezugs von Kurzarbeitergeld eine Nebentätigkeit aufnehmen, bis zur vollen Höhe des bisherigen Nettomonatseinkommens hinzuverdienen, ohne dass dies auf das Kurzarbeitergeld angerechnet wird. „In der Krise Engagement zu zeigen, zahlt sich in der Zeit danach aus“, sagt Anke Unger. Und sie ergänzt: „Die Sozialpartnerschaft trägt in Ostwestfalen-Lippe.“