Rund 80 Anlieger vom Holunderweg, aus dem Neubaugebiet Kämpken und benachbarten Bereichen bekommen in diesen Tagen Post von der SWTE Netz und einem Forschungsteam der FH Münster / Campus Steinfurt. Im Rahmen des Projektes „EnerRegio“ wollen Wissenschaftler unter anderem von den Bürgern erfahren, wie sie ihre Häuser heizen und ihre Autos nutzen. Letztlich geht es um die Frage, wie die viel zitierte Energiewende auf dem Lande gelingen kann. Ein Partner im Verbundforschungsprojekt der FH Münster / Campus Steinfurt ist die SWTE Netz GmbH & Co. KG, die Netzgesellschaft der Stadtwerke Tecklenburger Land. Weitere Projektpartner sind das Gas- und Wärme-Institut Essen e.V. und B&R Energie.
In den vergangenen Wochen hat die SWTE Netz gemeinsam mit den Wissenschaftlern der FH Münster / Campus Steinfurt untersucht, welches Quartier im Tecklenburger Land für die Untersuchung im Rahmen des Forschungsprojektes „EnerRegio“ geeignet ist. Die Wahl fiel auf das Quartier westlich der Neuenkirchener Straße in Recke. „Von der Netzstruktur her sind wir dort in einer hervorragenden Ausgangsposition“, erklärt Tobias Koch, Geschäftsführer der SWTE Netz, warum das so ist. So sei es möglich, die vorhandenen Versorgungsstränge einzeln zu betrachten. „Außerdem gibt es eine gute Durchmischung in der Wohnbebauung, was das Alter der Immobilien angeht.“ Die Gebäude weisen einen unterschiedlichen Sanierungsstand auf.
Projekt in drei Schritten
Die Befragung der Anwohner in Recke ist der erste Schritt im dreiteiligen Projekt „EnerRegio“. „Im zweiten Schritt werden die Daten in ein Energiekonzept für ländliche Quartiere eingepflegt. In der dritten Phase geht es um die praktische Erprobung der Erkenntnisse in einer Versuchsreihe, die auch die Entwicklung von Speicherkonzepten vorsieht“, erklärt Projektkoordinator Dr. Elmar Brügging vom Fachbereich Energie-Gebäude-Umwelt der FH Münster.
Frage nach regenerativen Energieträgern
Bei der Befragung in Recke geht es unter anderem um die Art der Heizungsanlage, die Nutzung der Autos und die Frage, inwieweit die Menschen im Modell-Quartier schon heute von erneuerbaren Energieträgern Gebrauch machen. „Aus solchen Daten lässt sich ablesen, zu welchen Zeiten regenerative Energieträger wie Strom oder grüner Wasserstoff zur Verfügung stehen müssen. Die Daten bilden die Grundlage für die Planung und Dimensionierung von Speichern und Wasserstofferzeugungsanlagen“, erklärt Christian Heinrich, verantwortlicher Projektingenieur der FH Münster / Campus Steinfurt.
Stromnetze von morgen
Auch die SWTE Netz erhofft sich als Betreiber des Gasnetzes und ab 2021 auch des Stromnetzes in der Region neue Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt. „Die angestrebte Energiewende hat auch Folgen für unsere Versorgungsnetze“, sagt Tobias Koch. Schließlich hat es Auswirkungen auf das Stromnetz, wenn zum Beispiel viele Haushalte Photovoltaik-Anlagen nutzen, um Elektrofahrzeuge zu laden. „Wir erhoffen uns Erkenntnisse, wie wir unsere Netze weiterentwickeln müssen, damit sie zukünftigen Anforderungen genügen“, so Tobias Koch. Im Zuge des Projektes entstehen mit einer Bachelor- und einer Masterarbeit zwei wissenschaftliche Arbeiten unter dem Dach der SWTE Netz.
Bürgermeister bittet um Unterstützung
Reckes Bürgermeister Eckhard Kellermeier freut sich, dass eine Siedlung in Recke für das Forschungsprojekt ausgewählt worden ist. „Ich würde mich freuen, wenn die befragten Bürger das Projekt unterstützen und die Fragen beantworten“, sagt er. „Denn wir profitieren auch als Gemeinde davon, wenn das Forschungsprojekt neue Ideen für nachhaltige Energiekonzepte liefert, die sich auch bei uns vor Ort umsetzen lassen.“