In plötzlich vollkommen veränderten Zeiten veröffentlicht das Theater Gütersloh, den Umständen geschuldet ohne Pressekonferenz, dafür mit eigens produziertem Video-Interview, das Programm zur Jubiläumsspielzeit „Zehn Jahre neues Theater Gütersloh 2020/2021“. Der größte Wunsch der Künstlerischen Leitung Christian Schäfer, Karin Sporer und Ilka Zänger (Assistenz und Theaterpädagogik) ist demzufolge auch, dass die kommende Spielzeit ab Herbst 2020 wieder regulär stattfinden kann.
Traditionell startet die Spielzeit am Sonntag, den 16. August 2020 mit dem Kinderkulturfest „Donnerlüttken“, das unter dem Motto „Das Theater feiert Geburtstag“ steht – der zehnte ist schließlich einer der für Kinder wichtigsten Geburtstage. Ermöglicht wird das Ereignis, wie zuletzt auch, durch die Sponsorengemeinschaft KulturPLUS+ und die Miele Stiftung.
Zum Auftakt im Schauspiel wird das Thalia Theater Hamburg am 22. August mit „Vögel“ von Wajdi Mouawad ein Stück der Stunde präsentieren, unter anderem mit dem aus Gütersloh stammenden Ensemblemitglied Pascal Houdus. Unterstützt wird die Eröffnung, wie viele andere Vorhaben in der Jubiläums-spielzeit, vom Förderverein Theater in Gütersloh e. V.
Die Spielzeit 2020/21 präsentiert sich mit vielen, beim Publikum beliebten Ensembles, die bereits in den vergangenen zehn Spielzeiten für Höhepunkte gesorgt haben – von der São Paulo Dance Company über das Deutsche Schauspielhaus Hamburg zum Wiener Burgtheater, von der lautten compagney bis zur Familie Flöz und zum Theater Zitadelle. Sie wartet aber auch mit einigen hochkarätigen Gästen auf, die erstmals nach Gütersloh kommen, wie dem Residenztheater München, dessen Gastspiel durch die Reinhart Müller Stiftung für Kultur und Denkmalschutz, unter dem Dach der Bürgerstiftung Gütersloh, ermöglicht wird. Wiedereinladungen ergingen auch an Ensembles, die schon länger nicht mehr im Theater Gütersloh zu sehen waren. So wird das Staatsschauspiel Dresden, das Schauspiel Hannover und das Münchner Volkstheater in der kommenden Saison zu Gast sein. Zudem finden sich erneut viele Ur- und Erstaufführungen im Spielplan sowie Aufführungen, die außergewöhnliche Zugriffe auf die Stoffe bieten, welche sie behandeln. Auch wieder vertreten sind verschiedene Romanadaptionen wie „Früchte des Zorns“ nach John Steinbeck vom Staatsschauspiel Dresden, „Orlando“ nach Virginia Woolf vom Schauspiel Hannover, „Extrem laut und unglaublich nah“ von Jonathan Safran Foer in der preisgekrönten Fassung der Burghofbühne Dinslaken. „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder vom Theater für Niedersachsen und „Der Mann von La Mancha“ nach Miguel de Cervantes werden jeweils als Musical gezeigt.
Mit „Jesus Christ Superstar“ bringt das Landestheater Detmold einen weiteren wahren Musical-Klassiker auf die Bühne. In der Opernreihe zeigt das Landestheater Detmold außerdem, ebenso populär und beliebt, „Turandot“ von Giacomo Puccini. Im Musiktheater stehen neben Georg Friedrich Händels „Alcina“ mit der lautten compagney noch zwei Raritäten auf dem Programm: „Il Briganti“ nach Schillers „Die Räuber“ von Saverio Mercadante mit dem Theater für Niedersachsen und „Donna Juanita“ von Franz von Suppè in einer Aufführung des Theaters Osnabrück. In Abänderung des gedruckten Programms wird die Kammeroper München nicht die anvisierte Fassung von „Mirandolina“ zeigen, sondern mit dem gleichen Team „Die heimliche Ehe“ von Domenico Cimarosa.
Tanzfreunde können sich auf ein Wiedersehen mit der São Paulo Dance Company, in der Spielzeit 2016/17 mit dem Publikumspreis „Güte-Siegel“ ausgezeichnet, ebenso freuen, wie auf den neuen Abend „Swan Lakes“ von Gautier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart, auf „Alice im Wunderland“ in der Choreografie von Stéphen Delattre an Silvester und auf das Tanzsolo „Robozee vs. Sacre“, bei dem Streetdance auf eines der legendärsten Bühnenmusikwerke des 20. Jahrhunderts trifft: „Le Sacre du Printemps“ von Igor Strawinsky.
Die Liste renommierter Schauspielerinnen und Schauspieler ist wie jedes Jahr lang und reicht von Corinna Harfouch bis Birgit Minichmayr und von Peter Lohmeyer bis Ernst Stötzner, im Boulevardtheater von Alexandra Kamp bis Michaela May, von Hugo Egon Balder und Jochen Busse bis Oliver Mommsen und Max von Thun.
Im Programm finden sich erneut viele preisgekrönte Aufführungen, und die Anzahl von Produktionen mit weiblichen Regiehandschriften wurde ebenso gesteigert, wie die Anzahl der Kooperationen. Damit etabliert sich das Programmtheater Theater Gütersloh, neben dem kuratierten Gastspielbetrieb, zunehmend auch als Produktionshaus für neue Dramatik.
Zwei Kooperationen werden in der Reihe „Taschentheater“ präsentiert. Zum einen „Deutsche Ärzte Grenzenlos“ von Arzt, Autor und Regisseur Tuğsal Moğul. Das Stück ist am Theater Münster entstanden und konnte coronabedingt dort bislang keine Premiere feiern. „Me and Mr. Cash“, eine Kooperation mit dem Theaterhaus Stuttgart, wird nun seine Gütersloh-Premiere im Oktober erleben.
Das Geburtstagskind kooperiert auch erstmals mit einer der spannendsten Musiktheaterbühnen Berlins, der Neuköllner Oper: „Der Mann, der sich Beethoven nannte“ von Moritz Rinke/Mathias Schönsee und dem transnationalen „Trickster Orchestra“ wird zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens in Gütersloh Uraufführung feiern. Ermöglicht wird diese Kooperation nicht nur über den BTHVN Fond der Beauftragten für Kultur und Medien des Bundes und dem Förderverein Theater in Gütersloh e. V., sondern auch erneut durch den Heimwärts-Fond des Kultursekretariats NRW, Gütersloh, unterstützt durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Mit dem 50. Todestag von Jim Morrison beschäftigt sich die Eigenproduktion „The Doors (No Exit)“, die Theaterleiter Christian Schäfer mit Bachmann-Preisträger Tilman Rammstedt und dem isländischen Musiker Svavar Knútur entwickelt.
Nachgeholt werden sollen die aufgrund von Corona gecancelten Termine der Produktionen „Me and Mr Cash“ und „Der Prediger“ sowie die durch das Tanzland-Projekt der Kulturstiftung des Bundes ermöglichte Tanzgala „10 Jahre Theater Gütersloh“, die das Ballett Dortmund zum Geburtstag, am 13. März 2020, hätte präsentieren sollen. Die genauen Spieldaten werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
Das Kinderprogramm im Theater läuft in bewährter Form weiter und bietet wieder verschiedenste Formen von Theater für Familien, Kitas und Schulen mit sorgfältig ausgewählten Produktionen. Als Weihnachtsmärchen für Schulkinder wird das Landestheater Detmold mit „Der liebe Herr Teufel“ aus der Feder von Christine Nöstlinger nach Gütersloh kommen.
In der generationsübergreifenden Reihe „Theater-Stärkung“ ist unter anderem erneut das Zirkustheater mit den Zwillingen „Doble Mandoble“ zu sehen und erstmals gastiert in der Reihe mit „Die Zertrennlichen“ eine Produktion des Theaters Bremen.
Auch ohne Jahrestag wird zu Beginn der Spielzeit an den Komponisten und Weltbürger Hans-Werner Henze, geboren am 1. Juli 1926 in Gütersloh, erinnert. Sein Name wird ab dem 5. September 2020 zur neuen Theateradresse: Hans-Werner-Henze-Platz 1. Dies ist Anlass genug für einen Programmschwerpunkt ihm zum Gedenken. In einer Ausstellung im Stadtmuseum, in einer Lesung, einer szenischen Collage, in verschiedenen Konzerten und der Verleihung des „Hans-Werner-Henze-Preises“ an Robin Hoffmann durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe besteht Gelegenheit, sich mit Leben und Werk Henzes zu beschäftigen.
Die Nordwestdeutsche Philharmonie ist wieder mit vier Konzerten vertreten: So werden zwei Konzerte 2020 unter der Leitung von Yves Abel zu hören sein, mit dem Jahreswechsel erfolgt die Übergabe des Dirigentenstabes an Jonathon Heyward, der die Abende in der zweiten Hälfte der Spielzeit leiten wird. Mit der Ausrichtung eines Neujahrskonzerts 2021 wurde wieder die Westfälische Kammerphilharmonie Gütersloh betraut.
Eine Jubiläumsausgabe ist die Reihe „Panoramamusik“ der Spielzeit 2020/21. Beethoven darf auch hier nicht fehlen: Das Duo Runge & Ammon hat ein Programm zusammengestellt, in dem auch der Frage nachgegangen wird, welche Musik aus der jüngeren Vergangenheit gemeinsam mit Beethoven die nächste Jahrhunderte überdauern wird. Der Verbindung zwischen der Musik der Renaissance und dem Songwriter Nick Drake geht das Ensemble Phoenix Munich nach. Ein Sonderkonzert, das die Reihen „Panoramamusik“ und „Forum Lied“ erstmals verbindet, steht mit den Engagement von „The Erlkings“ zwischen den Jahren, am 28. Dezember, auf dem Programm. Deutschsprachiges Kunstlied wird von den vier erfrischenden Musikern ins Englische übertragen und in noch nie dagewesener Instrumentierung in dieser Gattung für ein internationales Publikum zugänglich gemacht. Auch aus Anlass des Jubiläums gibt es auf vielfachen Publikumswunsch ein Wiedersehen mit „Spark“, die in der mitreißenden Besetzung mit zwei Blockflöten, Klavier, Violine und Violoncello mit Virtuosität und ansteckender Spielfreude seit über einer Dekade ihre Zuhörer*innen begeistern. Musik a-cappella wird das finnische Vocalsextett „Rajaton“ im Theater präsentieren.
Die beliebte Reihe „Swing’in Sky“ bietet Blues, Swing und Boogie Woogie mit herausragenden Musikern in der einzigartigen Atmosphäre der Skylobby. „Klangkosmos Weltmusik“, weiterhin unterstützt von der Bürgerstiftung Gütersloh, bringt auch in der kommenden Spielzeit wieder Musiker aus Ländern nach Gütersloh, deren musikalische Traditionen hier sehr wenig bekannt sein dürften: Kambodscha und Kasachstan sind erstmals vertreten. Daneben werden Musikensembles aus Schottland, Italien, Spanien und Marokko erwartet.
Enden wird die Theaterspielzeit 2020/2021 am 19. Juni 2021 mit dem Abend „10×10“, der in zehn Beiträgen à zehn Minuten die Vielfalt des kulturellen Lebens, für welche das Theater steht, durch die unterschiedlichsten Akteure, die in den letzten zehn Jahre das Haus mit Leben gefüllt haben, Revue passieren lässt.
Im theaterpädagogischen Angebot gibt es spannende Workshops zu entdecken: So können sich Interessierte nicht nur mit den Grundlagen der Schauspielerei beschäftigen, sondern auch lernen, wie sie ihre Stimme optimal einsetzen können, um ihre Botschaften – ganz egal, ob poetischer, inhaltlich-wissenschaftlicher oder gar musikalischer Natur – gekonnt an ein Publikum zu übermitteln. Mit „aufregenden“ hochaktuellen Themen beschäftigt sich nicht nur der Workshop „Queerpower!“, in dem Interessierte sich jenseits heteronormativer Diskurse erfahren und auf spielerisch-performative Weise queer-feministischen Perspektiven annähern können, sondern auch der Workshop „Act! Deine Stimme gegen Rechts!“. Im Rahmen der „Deine Anne“-Ausstellung der Anne-Frank-Schule bietet er Schüler*innen die Möglichkeit, wirksame Strategien gegen rechte Parolen kennenzulernen und aktiv zu erproben. Auch etwas ganz Neues hält das Programm bereit: Neben dem beliebten Spielclub 14+ wird es nun auch ein über die ganze Spielzeit laufendes Angebot für 8- bis 12-jährige geben.
Die Preise bleiben weitestgehend erhalten. Lediglich in den Reihen Panoramamusik, Taschentheater und Forum Lied werden sie um zwei Euro angehoben.
Der Vorverkauf von Abonnements startet am Samstag, den 16. Mai 2020, 9.00-14.00 Uhr, im Service Center der Gütersloh Marketing GmbH, Berliner Str. 63, 33330 Gütersloh. Schriftlich eingegangene Abonnementsbestellungen können erst am folgenden Arbeitstag bearbeitet werden (gültig nach Vorverkaufsstart).
Der Verkauf von Einzelkarten für die gesamte Spielzeit 2020/2021 startet am Samstag, den 20. Juni 2020, 9.00-14.00 Uhr, im Service Center der Gütersloh Marketing GmbH, Berliner Str. 63, 33330 Gütersloh. Unter www.theater-gt.de sind Theaterkarten ab dem 20. Juni 2020, 9.00 Uhr, auch online erhältlich.
Am 20. Juni können keine telefonischen Vorbestellungen entgegengenommen werden. Telefonische Vorbestellungen sind ab Dienstag, den 23. Juni 2020, möglich.