Die Altendorf GmbH aus Minden überzeugte die 12-köpfige Jury in der Kategorie „Industrie und Handwerk“ mit einem neuartigen Sicherheitssystem für Formatkreissägen. Ein wichtiges Entwicklungsfeld, denn häufig sind die Hände zum Führen der Werkstücke beim Sägevorgang nur wenige Zentimeter von dem mit hoher Drehzahl rotierenden Sägeblatt entfernt. Beim Zuschneiden von verschiedensten Materialien mit Formatkreissägen passieren weltweit täglich Arbeitsunfälle.
Bereits bekannte Schutzsysteme setzen technisch zumeist auf die Leitfähigkeit der Haut, um eine Gefahrensituation zu erkennen und das Sägeblatt dann impulsartig zum Stillstand zu bringen. Das Problem: Bei allen vorhandenen Lösungen muss der Kontakt zwischen Sägeblatt und Hand erst stattfinden, damit das Sicherheitssystem greift. Bei einigen Systemen werden dabei sogar Bauteile im Inneren der Maschine beschädigt, sodass ein Weiterarbeiten danach nicht möglich ist.
Entscheidend ist der Zeitpunkt der Gefahrenerkennung
Das System von Altendorf basiert auf der Früherkennung einer Gefahrensituation. Verschieden definierte Situationen werden optisch erkannt und eingeordnet. Zwei Kameras sammeln die Daten dafür, die von einem leistungsstarken Programm zur Handerkennung verarbeitet werden. Erkennt das System eine Gefährdungssituation, wird die Gefahr beseitigt: Innerhalb einer Viertelsekunde kommt es zur Schnellabsenkung des Sägeaggregats und zum Schnellhalt des Sägeblattes. Nach Auslösen des Sicherheitsassistenten kann die Maschine direkt weiterarbeiten. Eine Beschädigung der Maschine oder des Sägeblattes findet nicht statt – die Produktivität des Betriebes bleibt erhalten. Karl-Friedrich Schröder, Entwicklungsleiter der Altendorf Group, erläutert die Motivation zu der bahnbrechenden Entwicklung: „Es hat uns keine Ruhe gelassen, dass bestehende Systeme immer erst einsetzen, nachdem der Unfall passiert ist und gleichzeitig auch noch Teile der Maschine zerstören. Unser Ziel war es, früher anzusetzen. Wir wollten in erster Linie Unfälle vermeiden, also den Bediener schützen. Deshalb haben wir ein System entwickelt, mit dem wir wertvolle Zeit gewinnen. So können wir die Gefahr sozusagen ausschalten, bevor es zum Kontakt kommt.“
Ausgezeichnet für Innovationskraft
Bei der Preisverleihung am 9. Januar 2020 im BildungsCampus Herford betonte Thomas Niehoff, Hauptgeschäftsführer IHK Ostwestfalen zu Bielefeld in seiner Eigenschaft als Sprecher der Jury die Innovationskraft der langjährigen Entwicklungsarbeit des Maschinenherstellers. „Nach Ansicht der Jury ist der Firma Altendorf in langjähriger Entwicklungsarbeit ein Innovationssprung bei der Sicherheit von Kreissägen gelungen. Dadurch werden neue Standards gesetzt, die weltweit die Anforderungen an den Arbeitsschutz in der holzverarbeitenden Industrie und im Handwerk verbessern werden. Gleichzeitig stellt sich das Unternehmen im globalen Wettbewerb gut auf. Mit dem System wird Altendorf seinen Umsatz erheblich steigern und Beschäftigung sichern.“, heißt es in der Jury-Begründung.
Starke Konkurrenz beim 13. OWL-Innovationspreis
Mit dem OWL-Innovationspreis ausgezeichnet werden Unternehmen aus Ostwestfalen für innovative Produkte, Dienstleistungen und Prozesse. Der Preis ist ein bedeutender Wirtschaftspreis mit großer Beteiligung. Bei der 13. Ausschreibung des Wettbewerbs bewarben sich 85 Unternehmen mit 91 Innovationen. Aus dem hochkarätigen Teilnehmerfeld hat die Jury nach einem intensiven Bewertungsprozess fünf Preisträger ausgewählt. Dabei lag der Fokus insbesondere auf den Kriterien Neuartigkeit und Einzigartigkeit, Kundennutzen und Mehrwert im Vergleich zu ähnlichen Lösungen, Markterfolg bzw. Marktpotenzial und Auswirkungen der Innovation auf die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.