Wie sicher sind die Märkte? Die Hälfte der Unternehmen aus OWL rechnen mit negativen Auswirkungen des Klimawandels auf ihre eigene Geschäftstätigkeit. Geopolitische Turbulenzen verändern Vertrauen in Handelspartner.
Trotz internationaler Krisenherde setzt der Mittelstand weiter auf Internationalisierung. 44 Prozent der Unternehmen aus OWL exportieren in den Euroraum, 11 Prozent der Unternehmen mit Internationalisierungspotenzial zögern jedoch aufgrund der sich verändernden Rahmenbedingungen. Beispielsweise bringen anhaltende Handelsspannungen sowie der Brexit Unsicherheiten mit sich. Auf diese stellt sich der hiesige Mittelstand ein; je nach Größe setzt er bei der Expansion auf Kernprodukte, den Vertrieb im EU-Binnenmarkt oder auf Innovation und internationale Diversifizierung. Zwei Drittel der Unternehmen sichert sich gegen Zahlungs- und Ausfallrisiken ab. Das geht aus der aktuellen Mittelstandsstudie der Commerzbank hervor, die sich mit dem Thema Internationalisierung befasst. „Wenn wir uns anschauen, wie international viele Unternehmen aus der Region mittlerweile aufgestellt sind, dann macht das Mut“, sagte Hans-Jürgen Stricker, Niederlassungsleiter im Firmenkundengeschäft der Commerzbank in Bielefeld und damit verantwortlich für Ostwestfalen-Lippe. Treiber für die Internationalisierung seien die Digitalisierung, die weiterhin hohe Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte sowie finanzielle Rahmenbedingungen.
Seit 2006 wird die Unternehmerperspektiven-Studie von der Commerzbank in Auftrag gegeben. Einmal jährlich befragt sie 2.000 Eigentümer und Manager der ersten Führungsebene aus Unternehmen aller Größenordnungen und Branchen. Die repräsentativen Umfragen werden von Forsa durchgeführt. Vertreter aus Wirtschaft, Verbänden, Politik und Wissenschaft diskutieren die Ergebnisse im Rahmen von Podien. Auf diesen Veranstaltungen werden die Kunden befragt, zu welchem Thema sie näheres erfahren wollen, was sie beschäftigt. Im Folgejahr wird dieses dann in der Unternehmerperspektiven-Studie aufgegriffen. Internationalisierung ist nun bereits zum dritten Mal Thema. 2007 ging es dabei vorwiegend um den Ideenklau und damit um die Fragestellungen: „Wie schütze ich mein geistiges Eigentum?“ und „Wie internationalisiere ich am besten mein Unternehmen?“ 2013 ging es um Auswirkungen der Finanzkrise auf die Unternehmen. Die 19. Befragung der Initiative Unternehmerperspektiven beleuchtete nun das Thema „Wie unsicher sind die Märkte? Risiken managen im internationalen Geschäft“. Hier geht es um geopolitische Veränderungen. Stichworte sind Handelskonflikte, Brexit, Strafzölle, Klimakatastrophen, Boris Johnson und Donald Trump. „Die Welt verändert sich durch globale Vernetzung und Digitalisierung in einer Geschwindigkeit, mit der nicht alle mithalten können. Da gehen einige Menschen unterwegs verloren. Das ist der perfekte Nährboden für Angst. Diese wird von den Machthabern nur zu gerne für Schuldzuweisungen ausgenutzt“, erklärte Stricker die weltpolitische Gemengelage.
Wie die Unternehmen damit umgehen, ist sehr unterschiedlich. Es gibt kein Patentrezept, das wird klar. Doch betonte er: „Internationalisierung gehört zur ureigenen DNA vieler deutscher Unternehmen.“ „Made in Germany“ sei Gütesiegel zum einen und zeige den Erfindungsreichtum wie den Qualitätsanspruch der deutschen Unternehmen. Zum anderen sei es auch eine Verpflichtung, weiterhin offen, innovativ und agil zu bleiben.
Dr. Marco Wagner, Senior Economist der Commerzbank AG, stellte am Abend im Lenkwerk vor rund 400 geladenen Gästen die Ergebnisse der Studie vor und ordnete sie aus volkswirtschaftlicher Sicht ein. Im Anschluss regten Fragen und Anregungen aus dem Publikum die durch Jan Hofer moderierte Talkrunde an. Es diskutierten Dr. Henrik Follmann, Geschäftsführender Gesellschafter Follmann Chemie GmbH, Michael Geis, Geschäftsführer Rollax GmbH & Co. KG, Rainer Schütte, Vorsitzender des Beirats der MöllerGroup GmbH und Dr. Stefan Otto, Bereichsvorstand Mittelstandsbank Nord/West Commerzbank AG.