Minden/Bielefeld. Eine neue Denkschule der zirkulären Wertschöpfung hat sich 2018 auch in Ostwestfalen-Lippe (OWL) verbreitet. Dass vermehrt auf effiziente Kreislaufwirtschaft gesetzt wird, ist hier dem Verein Deutscher Ingenieure, Bezirksverein OWL (VDI OWL), der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) und dem Regionalbüro Bielefeld der Effizienz-Agentur Nordrhein-Westfalen (EFA NRW) und ihrer Reihe Circular Economy zu verdanken.
Sie haben über ihre sechsteilige Reihe Circular Economy mehr als 200 Fachkräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aus ganz OWL erreicht. Zur großen Abschlussveranstaltung versammelten sich jetzt bei WAGO in Minden über 60 Interessierte.
Wie auch kleine und mittelständische produzierende Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen pragmatisch und schrittweise ressourceneffizient und wirtschaftlich gestalten können, das hat die Veranstaltungsreihe „Mit ressourceneffizienten Produkten zu einer Circular Economy “ in den vergangenen Monaten in Bielefeld, Herford, Gütersloh, Paderborn und Petershagen vermittelt. Durch die vorgestellten Methoden und Praxis-Beispiele aus der Region ist die Zahl der Hochschulen, Institutionen, Kommunen, Unternehmen und Verbände gewachsen, die sich mit den Folgen schwindender Ressourcen und Konzepten für eine nachhaltige Nutzung auseinandersetzen.
Circular Economy – In ganzheitlichen Kreisläufen denken
„Ressourcen werden weltweit immer knapper. Um ressourcenschonender zu wirtschaften, müssen wir in ganzheitlichen Kreisläufen denken“, erläutert Ressourceneffizienz-Beraterin Heike Wulf von der EFA, „das Konzept des zirkulären Wirtschaftens soll sowohl Rohstoffe als auch Produkte so lange wie möglich in der Nutzung, im Wirtschaftsprozess halten. Bereits beim Produktdesign ansetzend, umfasst es Produktion, Handel, Konsum und die Weiterverwendung der Produkte.“ Es gehe um die Transformation von Lösungen in Wirtschaft und Gesellschaft, die Ressourcenverbräuche auf ein Mindestmaß beschränken würden, betonte Maschinenbau-Ingenieur Dr. Peter Jahns, Leiter der EFA, was produziert und konsumiert werde, müsse über den Handel und Rücknahmesysteme wieder in einen Kreislauf zurückgeführt werden.
Im Mittelpunkt der Abschlussveranstaltung der Reihe Circular Economy standen Impulse und Diskussionen zum Thema. Bianka Engelmann, Umwelttechnikingenieurin bei der WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG, Weltmarktführer im Bereich der Federklemmtechnik, berichtete über die Erfahrungen und Ergebnisse aus der Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment) im Unternehmen. Mario Koch, Geschäftsführer von makoni design, demonstrierte anhand seiner Designer-Klavierhocker, wie der Effizienzgedanke bereits bei der Produktgestaltung systematisch einbezogen werden kann.
Das Start-up-Unternehmen aus Lügde baut und vertreibt langlebige, umweltschonende Produkte, die in Zusammenarbeit mit der EFA entwickelt wurden. Dipl.-Ing. Klaus Wollner, Key Account Manager bei der Veolia Umweltservice GmbH in Herford und Spezialist für die Wiederverwertung von Windkraftanlagen, berichtete aus seiner 20-jährigen Erfahrung in der Entsorgungswirtschaft. 26 Millionen Tonnen Kunststoffabfall jährlich in Europa würden lediglich drei Millionen Tonnen Recycling-Kapazität gegenüberstehen, das sei „gruselig, furchtbar, das geht gar nicht“.
Mit Schnapsideen in die Finanzier-Bar
Poetry Slamerin Rita Apel aus Bremen packte das Thema von der heiter-ironischen Seite an, gespickt mit bissigen Seitenhieben auf Produzenten, Handel und Verbraucher. Sie zitierte Franz-Josef Staub, den Erfinder des Staubsaugers, gefolgt von Friederike Amalia Sprüh, Entwicklerin der Sprühdose und den Gebrüdern Knut und Oskar Kreis, der eine bei der Kreisparkasse, der andere bei der Kreiszeitung tätig. Ingenieurinnen und Ingenieuren, Umweltfrevlern und Umweltfreunden empfahl sie den Austausch an der Theke, in der Furcht-Bar, der Unfass-Bar, der Unbelehr-Bar oder der Sonder-Bar. Dort könne man bei einem BleiMaBro-Cocktail mit den Bestandteilen aus Batterien (Blei, Mangan und Brom) ins Gespräch kommen. Damit Konzepte nicht Schnapsideen blieben, sollten sie in der Finanzier-Bar, der Nachrüst-Bar oder der Wiederverwert-Bar weiterdiskutiert werden. Die Gebrüder Kreis hätten auf dieser Basis schließlich die Kreislaufwirtschaft erfunden. Diese müsse, so das einhellige Fazit von Veranstaltern und Teilnehmenden, in OWL weiter vorangetrieben werden.
Martina Bauer – freie Journalistin
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