Höxter. „Herkunft und Zukunft verbinden.“ So lautete der Untertitel des Festvortrages des Co-Geschäftsführers Maximilian Viessmann bei der Eröffnung von „Heinrichs Werkstatt“ des Spezialisten für Technische Gebäudeausrüstung Gebr. Becker mit dem Hauptsitz im westfälischen Höxter. Dieses Motto passt auch perfekt zu den Gastgebern.
1934 gegründet und heute in dritter Generation von den Cousins Mark und Nils Becker geführt, haben sich alle Firmenlenker immer wieder an der Zukunft orientiert, um eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte zu schreiben. Dass die Zukunft der Branche neben guten technischen Produkten immer von der Qualität und der Zufriedenheit der Mitarbeiter abhängt, das wissen die beiden Geschäftsführer nur zu gut.
Gebr. Becker Großteil der Aufträge an heimische Unternehmen
Damit in den kommenden Jahrzehnten eine exzellente Mitarbeiterqualifizierung möglich ist, hat das Unternehmen jetzt 700.000 Euro investiert. Rund 97 Prozent der Aufträge vergab Gebr. Becker an heimische Betriebe. Entstanden ist ein Anbau zwischen Verwaltungsgebäude und Lager des familiengeführten Unternehmens. Im Erdgeschoß befindet sich „Heinrichs Werkstatt“. Namensgeber ist der Firmengründer und Großvater der heutigen Gesellschafter. „Hier finden für Auszubildende und für Mitarbeiter Qualifizierungsmaßnahmen statt. Wir setzen auf eine fundierte Aus- und Weiterbildung, um auch in Zukunft mit den besten Fachkräften die Wünsche unserer Kunden umzusetzen“, so Nils Becker.
In der professionell eingerichteten Werkstatt finden sich teils mobile Arbeitsplätze, an denen unter anderem das Schweißen und die Montage von Leitungen erlernt werden kann sowie ein Wasserplatz für sanitäre Installationen. So ist gewährleistet, dass die Auszubildenden, die in der Regel dezentral auf den Baustellen im Einsatz sind, hier gebündelt das nötige Fachwissen erhalten. Im Obergeschoß des Gebäudes haben Beckers Schulungs- und Besprechungsräume sowie eine Kantine inklusive großer Terrasse für die Pausen der Mitarbeiter eingerichtet.
„Diese Maßnahme soll dazu beitragen, dass die Mitarbeiter sich bei uns wohlfühlen. Gute Arbeitsbedingungen für die Belegschaft tragen immer ein Stück zur Motivation bei“, weiß Mark Becker. Damit auch in Zukunft potentielle Mitarbeiter den Weg zu Gebr. Becker finden, spielt auch die Attraktivität des Arbeitsplatzes eine wichtige Rolle. Bereits seit einigen Jahren nimmt das Unternehmen bereits den demografischen Wandel ernst. Gerade beim Bewerberrückgang für Ausbildungsplätze ist dies deutlich spürbar. „Wir geben auch Hauptschülern und Flüchtlingen eine Chance, bei uns Karriere zu machen“, erklärt Mark Becker.
So hat bereits ein junger Mitarbeiter, der als schlechter Hauptschüler eine Ausbildung absolvierte, sich als leistungsfähiger Praktiker bewiesen, so dass dieser heute Großprojekte eigenständig leitet. Für Gebr. Becker, die pro Jahr zehn neue Auszubildende einstellen, ist es das Ziel, den Berufsanfängern eine Perspektive zu bieten und sie so fit zu machen, dass einer Übernahme nach bestandener Abschlussprüfung nichts im Wege steht. „Wir sehen in unserer Region immer noch großes Potential an Auszubildenden. Wer sich als Arbeitgeber gut aufstellt und sich kümmert, wird immer gute Leute haben.“ Dass diese These richtig ist, beweist die große Verbundenheit und Identifikation der Mitarbeiter zum Unternehmen.
Die Betriebszugehörigkeit liegt (ohne Auszubildende) bei rund 15 Jahren. Die Gebr. Becker beschäftigen 145 Mitarbeiter an den Standorten Höxter und Holzminden, zusätzlich 50 weitere in Kassel und Detmold. Aktuell lernen 35 Auszubildende in sechs Berufen und duale Studenten (Energie-und Gebäudetechnik) bei dem Höxteraner Betrieb. „Unser eigenes Menschenbild entspricht den Werten die eine Familie ausmachen: Nähe, Vertrauen, eine konstruktive Fehlerkultur, eine hohe Verlässlichkeit auf allen Seiten, gegenseitige Fürsorge und ein kooperativer Führungsstil: Da zeichnet unsere Unternehmenskultur aus“, erklärt Mark Becker.
Digitalisierung & Energiewende
Auf 101 Betriebsjahre kann im Jahr 2018 bereits die Firma Viessmann zurückblicken. Welche Gedanken sich der traditionsreiche Experte für Heizungs-, Kühl- und Klimasysteme macht, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein und gleichzeitig gesellschaftlich einen Beitrag zu leisten, darüber sprach der für Heizsysteme und das digitale Neugeschäft verantwortliche Maximilian Viessmann. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lebensräume für zukünftige Generationen zu gestalten. Damit dies gelingt, denkt Viessmann intensiv über den nachhaltigen Umgang mit Energie nach.
Das betrifft nicht nur die Energieerzeugung, sondern auch jeden Einzelnen, wenn es um den Energieverbrauch geht. „Wenn wir so weiter machen, dann brauchen wir ab 2036 zwei Planeten, um den Energiebedarf stillen zu können“, so der Co-CEO. Er sagt: „Die Energiewende hat für die privaten Haushalte bisher nur eins gebracht: eine steigende Strompreisentwicklung.“ Dass die CO2-Emissionen trotz aller Bemühungen immer noch steigen, sei eine bittere Erkenntnis, bei der die Energiewende klar in die falsche Richtung abgedriftet sei.
Aber was können, insbesondere Organisationen leisten, um hier eine Wende einzuleiten? Viessmann nimmt im Markt wahr, dass besonders etablierte Unternehmen sich sehr schwer tun, etwas zu verändern. Aus seiner Sicht ist die Phase 4 der Industriellen Revolution, die er als „Technische Explosion“ bezeichnet in vollem Gange. Robotertechnologie, Blockchain, Künstliche Intelligenz: Unternehmen, die in diesen Bereichen erfolgreich seien, sind immer branchenübergreifend aktiv und zeigen, was uns in der Zukunft erwartet, die bereits an der Tür klopft.
„Die Technologie und die Prozesse verändern unsere Arbeit. Aber: Neue Technologien erfordern neue Kompetenzen und Fähigkeiten. Diese zu erlernen steht in keinem Zusammenhang mit dem Alter, sondern ist eine Frage von Offenheit.“ Viessmann appelliert: „Menschen und Organisationen brauchen ein Gleichgewicht, um gut zu überleben. Um erfolgreich Veränderungen voranzutreiben, muss man mutig sein und Neues wagen. Das bringt viele ins Ungleichgewicht und darum findet ein Wandel häufig zur sehr zögerlich statt.