Deutsche Unternehmen sind bei der Zahlung ihrer Rechnungen offenbar nachlässiger geworden. Die durchschnittliche Verzugszeit von bereits überfälligen Rechnungen ist im 2. Halbjahr 2017 um 0,47 auf 10,58 Tage angestiegen. Kreditgeber mussten demnach länger auf ihr Geld warten. Diese Resultate ergaben sich aus dem Creditreform Debitorenregister Deutschland (DRD) auf Basis von 3,45 Mio. Rechnungsbelegen aus dem Zeitraum Juli bis Dezember 2017. Möglicherweise wird das betriebliche Forderungsmanagement in dem gegenwärtigen Auftragsboom weniger konsequent durchgesetzt, so dass auch dadurch Verzögerungen auftraten.
In der zweiten Hälfte 2017 bezahlten insbesondere Unternehmen aus dem Einzelhandel, dem Großhandel und der Verkehrs- und Logistikbranche ihre Rechnungen deutlich später als zuletzt. Verbessert hat sich dagegen die Zahlungsweise des Baugewerbes. Dennoch weisen Rechnungen an Bauunternehmen überdurchschnittlich lange Zahlungsverzögerungen von noch 15,47 Tagen auf (1. Halbjahr 2017: 16,48 Tage). Zum Vergleich: Unternehmen aus der Chemiebranche zahlten im Durchschnitt 8,31 Tage später und Unternehmen aus dem Einzelhandel überschritten das vereinbarte Zahlungsziel um 10,31 Tage.
Ärgerlich für die Kreditgeber.
Zahlungsziele für den Einzelhandel gekappt
Lieferanten und Kreditgeber haben ihre Zahlungsziele indes bei durchschnittlich 32,5 Tagen belassen (2. Halbjahr 2017: 32,57 Tage; 1. Halbjahr 2017: 32,51 Tage). Den Unternehmen aus dem Einzelhandel und dem Baugewerbe wurden allerdings kürzere Zahlungsziele eingeräumt als noch in den ersten sechs Monaten des Jahres. Betriebe aus der Metallbranche und personenbezogene Dienstleister konnten hingegen (noch) längere Zahlungsziele aushandeln. Insgesamt reicht die Spanne der gewährten Zahlungsziele von 23,65 Tagen für personenbezogene Dienstleister bis 37,81 Tagen für Einzelhändler.
Den größten Anteil am Bestand offener Verbindlichkeiten in Deutschland hatten im zweiten Halbjahr 2017 einmal mehr die Metall- und Elektrobetriebe (23,3 Prozent), gefolgt von den unternehmensnahen Dienstleistern (18,7 Prozent). Neben der Metall- und Elektrobranche hatten insbesondere die Chemische Industrie sowie die Grundstoffindustrie ihren Anteil an überfälligen Rechnungen vergrößert und verursachten somit mehr Außenstände.
Forderungseinzug bei Großkunden dauert lange
Der Anstieg des Zahlungsverzugs in Deutschland bedeutet gleichzeitig eine Ausweitung der gesamten Forderungslaufzeit. 43,15 Tage vergingen im Durchschnitt im 2. Halbjahr 2017, bis die Forderung letztlich beglichen wurde (1. Halbjahr 2017: 42,62 Tage). Entsprechend stärker wird die Liquidität der Lieferanten und Leistungserbringer belastet. Überdurchschnittlich lange Forderungslaufzeiten waren bei Geschäften mit Großunternehmen festzustellen (44,22 Tage) – weitgehend bedingt durch sehr lange Zahlungsziele von fast 35 Tagen. Mit 60,2 Prozent stellten Großunternehmen auch dadurch den bedeutendsten Teil aller Außenstände in Deutschland.
Mangelhafte Zahlungsweise der Unternehmergesellschaft
Unterteilt nach den Rechtsformen zeigt sich ein zunehmender Zahlungsverzug der Unternehmergesellschaft (UG haftungsbeschränkt). Im Durchschnitt waren Rechnungen an Unternehmen dieser Rechtsform 19,29 Tage überfällig (1. Halbjahr 2017: 17,80 Tage). Zum Vergleich: Unternehmen der Rechtsformen „KG“ (8,29 Tage) und „AG“ (9,20 Tage) zahlten ihre offenen Posten mit einem deutlich geringeren Verzug. Maßgeblich erhöht hat sich die durchschnittliche Verzugsdauer zuletzt auch bei den Freien Berufen (von 13,63 auf 15,39 Tage).
Datenbasis Creditreform Zahlungsindikator Deutschland:
• Zu rund 985.000 Unternehmen liegen Zahlungsinformationen im Debitorenregister Deutschland (DRD) vor.
• Ein Belegvolumen von 62 Mrd. Euro zu 1.161 Branchen wird in Deutschland analysiert.
• Monatlich gibt es 8 Millionen neue Zahlungsinformationen.