Agentur für arbeit: Arbeitsmarkt zeigt Stärke in 2017

Agentur für Arbeit: Jahresbilanz im Stadtgebiet Bielefeld und im Kreis Gütersloh
Agentur für Arbeit: Jahresbilanz im Stadtgebiet Bielefeld und im Kreis Gütersloh. Sinkende Jugendarbeitslosigkeit trotz Zuwanderung junger Geflüchteter Gemeldete Stellen meist unbefristet und in Vollzeit. (Bild: geralt/ pixabay)

Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Bielefeld, zu dem das Stadtgebiet Bielefeld und der Landkreis Gütersloh zählen, zeigte 2017 ein gutes Potenzial, das mit einem hohen Beschäftigungsstand erschlossen werden konnte. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zeigt ein sehr gutes Niveau und belief sich zum Stichtag 31. März 2017 auf 319.565 Personen. Sie stieg in den letzten drei Jahren kontinuierlich um 9,6 Prozent.

• Davon entfallen auf das Stadtgebiet Bielefeld 150.610 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Personen. Innerhalb von drei Jahren stieg diese Zahl in der Stadt um 6,8 Prozent.
• Auf den Kreis Gütersloh entfallen 171.053 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Personen. Innerhalb von drei Jahren stieg diese Zahl im Landkreis um 10,4 Prozent.

2017 waren im gesamten Agenturbezirk durchschnittlich 23.784 Personen bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern arbeitslos gemeldet. Das waren 3,9 Prozent bzw. 954 weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote sank im gesamten Agenturbezirk um 0,3 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent (Vorjahr: 6,6 Prozent). Im Vergleich dazu liegt der NRW-Schnitt in diesem Jahr bei 7,4 Prozent.

• In der Stadt Bielefeld waren in diesem Jahr 14.465 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zu 2016 hat sich diese Zahl um 4,5 Prozent bzw. 686 reduziert. Die Arbeitslosenquote sank in der Stadt im Vergleich von 2016 zu 2017 um 0,5 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent.
• Der Kreis Gütersloh verzeichnete in diesem Jahr 9.319 arbeitslose Personen. Auch hier reduzierte sich die Zahl zum Vorjahr um 2,8 Prozent bzw. 268. Die Arbeitslosenquote sank im Kreis im Vorjahresvergleich (2016 zu 2017) um 0,2 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent.

Die Arbeitskräftenachfrage der Betriebe nahm leicht ab. Die Zahl der neu gemeldeten, sozialversicherungspflichtigen Stellen (Zugang) sank gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent auf insgesamt 18.541 Stellen in der Jahressumme.

• Davon entfallen in diesem Jahr auf das Stadtgebiet Bielefeld 9.274 neu gemeldete, sozialversicherungspflichtige Stellen (Zugang). Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Veränderung von minus 302 Stellen bzw. minus 3,2 Prozent.
• Auf den Kreis Gütersloh entfallen in diesem Jahr 9.267 neu gemeldete, sozialversicherungspflichtige Stellen (Zugang). Im Vergleich zum Vorjahr sind dieses 48 Stellen weniger bzw. 0,5 Prozent.

Von den sozialversicherungspflichtigen Stellen im Bestand der Agentur für Arbeit Bielefeld liegt der Anteil der befristeten Angebote bei 16,4 Prozent. Die Stellen im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Bielefeld waren in 2017 meist unbefristet (83,6 Prozent des Stellenbestandes). Der Anteil an Teilzeit-Stellen am Stellenbestand lag in diesem Jahr bei 14,0 Prozent. Der Bestand an sozialversicherungspflichtigen Stellen wuchs in 2017 um 494 auf 6.245 Stellen im Jahresdurchschnitt.

Der Einzelhandel im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit blieb in diesem Jahr weiter eine der Hauptbeschäftigungsbereiche. Mit 21.866 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern sind in dieser Branche die meisten Personen beschäftigt (6,8 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk).

• In der Stadt Bielefeld ist das Gesundheitswesen mit 12.411 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die größte Beschäftigungsbranche.
• Im Kreis Gütersloh ist die Nahrungs- und Futtermittelindustrie stärkste Beschäftigungsbranche mit 14.756 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Die Zahl der geringfügig Beschäftigten (Arbeitsentgelt unter 450 Euro monatlich) lag zum Stichtag 31. Dezember 2016 bei 78.553 Personen im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Bielefeld. Von 2016 zu 2015 hat sich die Zahl um 0,8 Prozent bzw. 656 Minijobbern erhöht. Die Steigerung der geringfügigen Beschäftigung im Jahr 2016 ist gegenüber dem Vorjahr auf geringfügige Beschäftigungen als Nebenjob zurückzuführen, denn während deren Anzahl kontinuierlich steigt, sinkt die derjenigen Personen, die ausschließlich eine geringfügige Beschäftigung ausüben.

So nahm die Zahl der Personen, die ausschließlich einen Minijob ausüben um 363 Personen ab. Die Zahl der Personen, die einen Minijob neben ihrem Hauptberuf ausüben, nahm hingegen um 1.019 Personen zu. So lässt sich Ende 2016 feststellen, dass knapp zwei Drittel (49.877 Personen) aller geringfügig Beschäftigten ausschließlich einen Minijob ausüben, während über ein Drittel (28.676 Personen) der geringfügig Beschäftigten den Minijob neben einem Hauptberuf als Nebenverdienst ausüben.

• In der Stadt Bielefeld nahm im Jahr 2016 die geringfügige Beschäftigung um 1,4 Prozent zu, das sind 529 Personen mehr als noch im Jahr 2015.
• Im Kreis Gütersloh nahm im Jahr 2016 die geringfügige Beschäftigung nur leicht zu. Im Vergleich zum Vorjahr waren es Ende 2016 nur 127 Personen bzw. 0,3 Prozent mehr.

„Minijobs werden vor allem im Handel, in der Gastronomie und im Dienstleistungsbereich angeboten. In diesen Branchen sind die Minijobs wichtig für die Spitzen- oder Randzeiten. In Bielefeld zählen die fünf stärksten Beschäftigungsbranchen alle samt zum Einzelhandel und Dienstleistungsbereich. Durch die stabile Konjunktur in unserer Region wächst daher die Nachfrage nach Vollzeit- und Teilzeitkräften, aber eben auch nach geringfügig Beschäftigten“, erklärt Thomas Richter, Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld.

Analyse – Arbeitsmarkt nach Personengruppen

2017 ist für die Gruppe der Langzeitarbeitslosen das zweite Jahr in Folge, in dem ihre Arbeitslosigkeit im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Bielefeld abnimmt. Dabei bleibt der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der gesamten Arbeitslosigkeit mit ca. 40 Prozent weiter relativ hoch.

• In der Stadt Bielefeld waren in diesem Jahr durchschnittlich 6.317 Personen langzeitarbeitslos. Damit sind 43,7 Prozent aller Arbeitslosen in der Stadt bereits 12 Monate oder länger arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 231 Personen weniger. Langzeitarbeitslose Personen werden überwiegend (5.934 Personen bzw. 93,9 Prozent) durch das Jobcenter Arbeitplus (Sozialgesetzbuch II) betreut. Ein kleinerer Anteil mit 6,1 Prozent bzw. 383 langzeitarbeitslose Personen entfallen auf die Agentur für Arbeit (Arbeitslosenversicherung Sozialgesetzbuch III).
• Im Kreis Gütersloh waren in diesem Jahr durchschnittlich 3.233 Personen langzeitarbeitslos. Damit sind 34,7 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis bereits 12 Monate oder länger arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 223 Personen weniger. Langzeitarbeitslose Personen werden überwiegend (2.826 Personen bzw. 87,4 Prozent) durch das Jobcenter im Kreis Gütersloh (Sozialgesetzbuch II) betreut. Ein kleinerer Anteil mit 12,6 Prozent bzw. 408 langzeitarbeitslose Personen entfallen auf die Agentur für Arbeit (Arbeitslosenversicherung Sozialgesetzbuch III).

Ohne abgeschlossene Berufsausbildung steigen die Schwierigkeiten einen Arbeitsplatz auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Von allen Arbeitslosen waren im Jahresdurchschnitt 54,9 Prozent (13.048 Personen) ohne Berufsausbildung. Das waren 7,8 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Arbeitslosigkeit unter Ausländern (alle Arbeitslose mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit) ist geprägt durch die Fluchtmigration der letzten Jahre. Die Zahl der arbeitslosen Ausländer ist zum Vorjahr um 1,0 Prozent auf jahresdurchschnittlich 8.188 Personen leicht gestiegen.

• Davon entfallen auf die Stadt Bielefeld 5.035 ausländische Arbeitslose. Diese Zahl entwickelte sich von 2016 zu 2017 um 176 Personen bzw. 3,4 Prozent rückläufig. Der überwiegende Anteil im Stadtgebiet, 4.143 Personen, wird durch das Jobcenter Arbeitplus (Sozialgesetzbuch II) betreut. 892 Personen entfallen auf die Betreuung durch die Agentur für Arbeit (Arbeitslosenversicherung Sozialgesetzbuch III).
• Auf den Kreis Gütersloh entfallen 3.153 ausländische Arbeitslose. Diese Zahl nahm von 2016 zu 2017 um 256 Personen bzw. 8,8 Prozent zu. Der überwiegende Anteil im Landkreis, 2.243 Personen, wird durch das Jobcenter im Kreis Gütersloh (Sozialgesetzbuch II) betreut. 910 Personen entfallen auf die Betreuung durch die Agentur für Arbeit (Arbeitslosenversicherung Sozialgesetzbuch III).

Trotz der Zuwanderung junger geflüchteter Menschen sank in diesem Jahr bei den Jugendlichen unter 25 Jahren die Arbeitslosigkeit. Sie lag bei jahresdurchschnittlich 2.385 Personen und nahm damit im Vorjahresvergleich um 155 Personen bzw. 6,1 Prozent ab.

• In der Stadt Bielefeld entwickelte sich die Jugendarbeitslosigkeit weiter positiv. Im Jahresdurchschnitt waren in diesem Jahr im Stadtgebiet 1.387 junge Menschen arbeitslos. Das sind 87 Personen weniger als im Jahr 2016 bzw. 243 Personen weniger als noch vor drei Jahren. Das Jobcenter Arbeitplus (Sozialgesetzbuch II) betreut 65,3 Prozent der Jugendlichen ohne Arbeit bzw. 906 Personen. Die Agentur für Arbeit hingegen betreut 34,7 Prozent der jungen Arbeitslosen in Bielefeld bzw. 481 Personen.
• Im Kreis Gütersloh entwickelte sich die Jugendarbeitslosigkeit ebenfalls rückläufig. Im Jahresdurchschnitt waren in diesem Jahr 998 junge Menschen arbeitslos. Das sind 68 Personen weniger als im Jahr 2016 bzw. 127 Personen weniger als noch vor drei Jahren. Das Jobcenter im Kreis Gütersloh (Sozialgesetzbuch II) betreut 47,7 Prozent der Jugendlichen ohne Arbeit bzw. 476 Personen. Die Agentur für Arbeit hingegen den größeren Anteil mit 52,3 Prozent der jungen Arbeitslosen im Kreis bzw. 522 Personen.

Das Jahr 2018 im Ausblick

Für 2018 erwartet der Leiter der Agentur für Arbeit Bielefeld/Gütersloh, Thomas Richter, einen leichten Beschäftigungsanstieg.

„Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert für 2018 einen bundesweiten Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1,7 Prozent. Damit der zu erwartende, anhaltende Aufschwung auch zu einem weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit führt, müsste das Bruttoinlandsprodukt um gut 2,5 Prozent steigen. Daher erwarten wir eine solide, gute Stagnation am Arbeitsmarkt in Bielefeld und Kreis Gütersloh, was sich nach den heutigen Anzeichen in einem eher leichten Anstieg der Beschäftigung von geschätzten 1 bis höchstens 3 Prozent zeigen wird“, schätzt Richter die Entwicklung im nächsten Jahr ein.

Die Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit auf dem Arbeitsmarkt bleibt auch in 2018 wichtiges Ziel für die Agentur für Arbeit Bielefeld und ihre Kooperationspartner.

• Die Bielefelder Ausbildungsoffensive wird mit den Partnern am Ausbildungsmarkt fortgesetzt. Dabei unterstützt die Stadt Bielefeld Unternehmen finanziell bei der Schaffung neuer Ausbildungsstellen. Ebenso wird die Agentur für Arbeit das Patenschaftsmodell in der Stadt weiterhin koordinieren. Über 26 Bielefelder Persönlichkeiten, wie Unternehmer, Politiker und Funktionäre helfen Ausbildungssuchenden, die aus den verschiedensten Gründen nur schwer eine Ausbildung finden. Die Paten sind dabei Türöffner für die jungen Menschen und stellen Kontakte zu Ausbildungsbetrieben her. Durch diese Unterstützung fanden in diesem Jahr 26 Jugendliche einen Ausbildungsplatz.

Ein weiterer Teil der Offensive ist auch die Eröffnung der Jugendberufsagentur im Januar 2018. In der Jugendberufsagentur Bielefeld bündeln die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Arbeitplus, sowie REGE mbH und die Stadt Bielefeld ihr Wissen aus Berufsberatung, Schulsozialarbeit und finanzieller Unterstützung. Es ist auch gleichzeitig Anlaufstelle zu den Themen BAföG und Leistungen für Bildung und Teilhabe (Sozialgesetzbuch II). Dort erhalten zukünftig alle jungen Menschen in der Stadt alle Leistungen rund um Arbeitsmarkt-Themen und Geldleistungen unter einem Dach. Die Institutionen werden sich in einem Gebäude noch vernetzter um die jungen Menschen kümmern können.

• Im Kreis Gütersloh wird weiter auf den Arbeitskreis Ausbildungsmarkt gesetzt, der gezielt Unternehmen im Kreis zum Thema Ausbildung und Nachwuchsgewinnung besucht und beratend zur Seite steht. Ziel ist die Gewinnung weiterer Ausbildungsstellen für die Jugendlichen. So wurden in diesem Jahr rund 350 Betriebe besucht, wovon 70 Betriebe sich dem Thema Ausbildung angenommen haben.

Durch eine enge und intensive Unterstützung wird präventiv der Langzeitarbeitslosigkeit auf dem Arbeitsmarkt entgegengewirkt. Ziel ist es auch in 2018, die Zahl der Übertritte in den Arbeitslosengeld II Bezug (Hartz IV) zu verringern. Dadurch wird frühzeitig den Arbeitslosen eine ganzheitliche Betreuung angeboten um die Arbeitslosigkeit innerhalb der ersten zwölf Monate zu beenden. Der nachträgliche Erwerb eines Berufsabschluss bei ungelernten Arbeitnehmern hat auch im kommenden Jahr ein besonderes Gewicht.

„Vor allem Menschen ohne ausreichende Qualifikationen haben es schwer. Die Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen ohne Berufsabschluss liegt in unserer Region, wie auch NRW-weit, besonders hoch. Daher investieren wir weiterhin in die Qualifizierung von Arbeitnehmern und verhelfen zu Berufsabschlüssen. Einen Fokus haben wir hierbei auch auf die Fachkräftegewinnung in den sogenannten Engpassberufen. So liegen in OWL Engpässe in den Berufsfeldern Informatik und Softwareentwicklung, Sanitär- und Lüftungstechnik, Automatisierung und Medizintechnik vor, da für diese Stellen die Mitarbeitersuche deutlich länger als üblich dauert. Um mehr Fachkräfte zu gewinnen, stehen uns in Bielefeld und im Kreis Gütersloh auch in 2018 ein auskömmliches Budget von rund 10 Millionen Euro zur Verfügung“, erklärt Richter.

www.arbeitsagentur.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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