Bielefeld/Lemgo. „Wie lässt sich die Bildung von Zuckerkristallen bei Marzipan reduzieren?“ und „Wie bleiben gekühlte Cheesecakes auch optisch lange ‚frisch‘?“ – Mit diesen praxisorientierten wissenschaftlichen Fragen beschäftigten sich zwei Studierende der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Heute wurden beide für ihre Arbeit mit dem Dr. Oetker Preis ausgezeichnet. Kristin Rieke-Heyen aus Papenburg nahm den mit 5.000 Euro dotierten Preis für ihren Masterabschluss im Studiengang Life Science Technologies entgegen.
In der Kategorie „Bester Bachelorabschluss“ überzeugte Neele Hoppe aus Burgdorf im Rahmen ihres Studiums der Lebensmitteltechnologie mit dem Schwerpunkt Back- und Süßwarentechnologie. Sie erhielt ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro. Beide Arbeiten weisen einen hohen Nutzen für die Praxis auf.
Die Dr. Oetker Preis-Verleihung fand im feierlichen Rahmen der Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen 2017 des Fachbereichs Life Science Technologies an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo statt. Prof. Dr. Krahl, Präsident der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, und Prof. Dr. Thomas Gassenmeier, Dekan des Fachbereichs Life Science Technologies, begrüßten die Absolventinnen und Absolventen sowie deren Familien und Freunde. Den Dr. Oetker Preis verlieh Dr. Claus Günther, Hauptabteilungsleiter Forschung und Entwicklung, Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG.
In seiner Laudatio würdigte er den hohen Praxisbezug der prämierten Forschungsarbeiten: „Beide Preisträgerinnen haben Themenbereiche erforscht, die einen wertvollen Beitrag für die Forschung und Entwicklung, insbesondere die Produktentwicklung, darstellen.“ Außerdem lobte Günther, der seit über zehn Jahren auch Jury-Mitglied für den Dr. Oetker Preis ist, die erkennbare Leidenschaft der Nachwuchsforscherinnen für das Thema Lebensmittel: „Ihnen geht es nicht nur um Innovationen, sondern auch um eine nachhaltige Optimierung von Produkten, um Veränderungen von Rezepturen oder um Lösungswege, wie beispielsweise dem drängenden Thema Lebensmittelverschwendung entgegengewirkt werden kann.“
Masterarbeit über Marzipan
Preisträgerin Kristin Rieke-Heyen widmete sich in ihrer Abschlussarbeit mit dem Titel „Untersuchungen zur Rekristallisierung von Marzipan“ den verschiedenen Eigenschaften von Marzipan. Bei Marzipan kommt es oft zur Bildung von unerwünschten Zuckerkristallen. Deren Anhäufung bewirkt manches Mal, dass das feine, cremige Gefühl, welches man beim Verzehr im Mund verspürt, geschmälert wird. Rieke-Heyen wollte herausfinden, wie und wodurch die Bildung von Zuckerkristallen beeinflusst wird – und wie dieser Prozess durch eine veränderte Rezeptur vielleicht verlangsamt oder vermieden werden kann. Dafür hat die Masterandin verschiedene Marzipansorten bei unterschiedlichen Temperaturen gelagert und über einen Zeitraum von drei Monaten beobachtet und untersucht.
Sie hat herausgefunden, dass – neben dem Grad der Zuckerübersättigung und der Lagertemperatur – die Art der zugesetzten Zutaten eine maßgebliche Rolle spielen. Zusätze wie Alkohol, Zuckeralkohole oder Trockenglukose scheinen die Rekristallisation von Zucker zu fördern, andere Zutaten wie Invertzucker und Invertase diese zu verzögern. Weitere Untersuchungen könnten sich nun an Rieke-Heyens Arbeit, die eine wissenschaftlich herausragende Basis für das Thema „Rekristallisierung von Marzipan“ bildet und mit der Note 1,3 bewertet wurde, anschließen. Betreut wurde die Masterarbeit, welche sie im Rahmen ihres Praktikums bei der Georg Lemke GmbH verfasst hat, von Prof. Dr. Jörg Stender und Prof. Dr. Jürgen Zapp. Ihren Master of Science im Studiengang Life Science Technologies hat Kristin Rieke-Heyen mit der Note 1,7 abgeschlossen.
Bachelorarbeit über gekühlte Cheesecakes
Preisträgerin Neele Hoppe schloss ihren Bachelorstudiengang Lebensmitteltechnologie mit dem Schwerpunkt der Backund Süßwarentechnologie mit der Note 1,2 ab. Ihre Bachelorarbeit über das Thema „Steigerung der sensorischen Lagerstabilität von gekühlten Cheesecakes durch Veränderung der Rezeptparameter“ hat die Note 1,8 erzielt. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Ute Hermenau und Prof. Dr. Claudia Jonas. Auf dem englischen Markt sind gekühlte, sogenannte „chilled“ Produkte weit verbreitet. Diese Produkte sind weniger lange haltbar als vergleichbare Produkte aus dem Tiefkühlbereich.
Das Ziel der Arbeit war, durch rezeptive Veränderungen eine sensorische Optimierung zu erreichen, damit die gekühlten Cheesecakes möglichst lange ansprechend aussehen und gut schmecken. Das erfüllt zum einen die sensorischen Ansprüche des Verbrauchers; zum anderen trägt dies dazu bei, dass der Verbraucher ein Produkt, welches nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch für den Verzehr geeignet ist, nicht eher entsorgt, als es eigentlich notwendig ist. Denn das Dilemma heutzutage ist, dass oftmals Lebensmittel zu früh im Abfall landen. Die bessere sensorische Lagerstabilität, mit der Hoppes Arbeit sich beschäftigt, soll zu mehr Kundenzufriedenheit und Convenience führen sowie einen Beitrag zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung leisten.
Praxiserfahrung bereits vor dem Studium
Die Affinität zu Lebensmitteln und die Nähe zur Praxis haben Kristin Rieke-Heyen und Neele Hoppe im Rahmen zahlreicher Praktika in den Forschung- und Entwicklungsabteilungen unterschiedlicher Unternehmen stetig weiterentwickelt. Rieke-Heyen absolvierte Praktika bei der Molkerei Müller Milch, der Healy Group in Großbritannien sowie bei der Emsland Group. Hoppe absolvierte vor ihrem Studium eine Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik bei der Martin Braun-Gruppe in Hannover. Dort folgten in den Jahren darauf weitere Praktika, so auch bei der Conditorei Coppenrath & Wiese, wo Neele Hoppe im Rahmen eines Praktikums ihre Bachelorarbeit verfasste.