Club of Logistics: Wasserstoff statt Oberleitung

Peter Voß, Geschäftsführer Club of Logistics e. V. (Foto: Club of Logistics)

Der Club of Logistics wendet sich gegen die Absicht der Bundesregierung, in Oberleitungen für Lkw zu investieren und fordert stattdessen den Aufbau einer Infrastruktur für Fahrzeuge mit Brennstoffzellen.

Dortmund. Die milliardenschwere Förderung der E-Mobilität im Transportgewerbe setze auf das falsche, weil nicht mark- und umwelttaugliche, Pferd unter den alternativen Antriebssystemen, lautet die Botschaft einer Stellungnahme des Clubs of Logistics zu den Plänen von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Als unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten bessere Alternative sieht der Club, eine Vereinigung von Logistikexperten zur Entwicklung zukunftsorientierter Lösungen für logistische Herausforderungen, die Nutzung der Wasserstofftechnologie in Brennstoffzellen.

Hintergrund der Stellungnahme des Clubs of Logistics ist die Ankündigung von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), als Teil einer „Verkehrswende“ die Autobahnen in Deutschland mit Oberleitungen für elektrisch angetriebene Lkw auszurüsten. Gemeinsam mit den Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Hessen werden derzeit zwei Feldversuche mit Oberleitungs-Lkw durchgeführt, der eine in Lübeck, der zweite zwischen Darmstadt und dem Frankfurter Flughafen. Der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur auf rund 3.000 Kilometern besonders stark befahrener Autobahnabschnitte wird laut Umweltministerium rund sechs Milliarden Euro kosten. „Im Verkehrswegeplan sind 270 Milliarden Euro für die nächsten 15 Jahre vorgesehen. Da sollten diese sechs Milliarden drin sein.“, so Ministerin Hendricks.

Bereits hier setzt die Kritik von Peter H. Voß, Geschäftsführer des Clubs of Logistics, ein: „Das klingt sehr vollmundig und nach den vielen anderen Versprechungen aus früheren Tagen, die die Finanzierung der Energiewende quasi aus der Portokasse versprachen, auch sehr verwegen. Man denke nur an die angeblich vernachlässigbaren Belastungen der Verbraucher durch die Folgen des EEG. Was ursprünglich als Kostenbeitrag in Höhe einer Kugel Eis angekündigt war, würde heute, umgerechnet in Eisportionen, ein Gesundheitsrisiko darstellen. Allein die Umlage auf den Strompreis stieg von 1,31 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2009 auf 6,88 Cent im Jahr 2017, also um mehr als den Faktor 5. Von den anderen aus dem Ruder gelaufenen Kosten für große Infrastrukturprojekte in unserem Land will ich gar nicht reden, die sind ständig in den Schlagzeilen.“

Die Kosten seien aber nicht das entscheidende Argument für die Ablehnung der Pläne der Bundesregierung, so Peter Voß. Vielmehr gehe es darum, dass mit dem Oberleitungs-Lkw, dessen Batterie beim Fahren aufgeladen und durch einen Verbrennungsmotor für Gas oder Biokraftstoffe ergänzt wird, die falsche Technologie unterstützt werde. „Hier treten alle Probleme der E-Mobilität zutage.“, erläutert Peter Voß. „Es handelt sich um eine hoch subventionierte technologische Lösung, die unter Marktgesichtspunkten auf absehbare Zeit keine Chance hätte. Zudem steht der umwelt- und klimapolitische Nutzen doch sehr in Frage. Studien zeigen zum einen, dass die Herstellung eines Elektrofahrzeugs einen weit höheren CO 2 -Ausstoß verursacht als die eines Dieselfahrzeugs. Zum anderen macht der O-Lkw nur Sinn, wenn der verwendete Strom tatsächlich aus erneuerbaren Energiequellen stammt.

Und hier wissen wir alle, wie die Realität aussieht: Um eine gleichmäßige Versorgung mit Energie zu garantieren, verfeuern wir in großem Umfang Braunkohle und importieren Atomstrom aus den Nachbarländern. Eine Senkung der CO 2 -Emissionen ist damit auf absehbare Zeit gar nicht möglich.“

Brennstoffzelle als wirkungsvollere Alternative

Die wirtschaftlichere und umweltverträglichere Antriebstechnologie sei die Brennstoffzelle mit regenerativem Wasserstoff, so Peter Voß. „Wir haben im Pkw- Sektor bereits seit Jahren ausgereifte Lösungen auf diesem Gebiet, die sich durch entsprechende Hybridisierungskonzepte an die Betriebsformen der Lkw anpassen lassen. Brennstoffzellen-Lkw in großer Stückzahl stellen eine zukunftsfähige Alternative zur E-Mobilität dar.“

Wie innovative Lösungen auf diesem Gebiet aussehen können, sei derzeit in den USA zu sehen, so der Club-Geschäftsführer. Dort stellte das junge Unternehmen Nikola Motors einen revolutionären Lkw vor, der ab 2020 in Serie gehen soll. Der „Nikola One“ verfüge über eine 320-KWh- Batterie und eine Wasserstoff-Brennzelle, die während der Fahrt die Batterie auflädt. Mit einer Leistung von mehr als 1.000 PS und einer Reichweite von fast 2.000 Kilometern setze das Fahrzeug in mehrerlei Hinsicht Maßstäbe und werde wohl andere Wettbewerber auf den Plan rufen. Schon heute sind laut Unternehmen mehrere tausend Nikola One vorbestellt, jährlich sollen 50.000 Stück produziert werden.

Gleichzeitig will Nikola das Netzwerk von Wasserstofftankstellen in Nordamerika stark ausbauen. „Hier können wir beobachten, dass marktwirtschaftliche Lösungen für alternative Antriebe gefunden werden können, die ökonomisch und ökologisch befriedigend sind. Dass wir in Deutschland die marktuntaugliche E-Mobilität bevorzugen, die wir bis zum Sanktnimmerleinstag mit hohen Summen subventionieren müssen und die die Ziele der CO 2 -Reduzierung gefährden, ist für mich nicht nachvollziehbar. Hier hat offenbar intensive Lobbyarbeit durchschlagenden Erfolg gehabt. Sollten sich die Brennstoffzellen-Lkw in der Praxis so bewähren wie es derzeit aussieht, werden wir hierzulande schon wieder bei einer Zukunftstechnologie hinterherfahren.“

club-of-logistics.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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