Berlin. Ob Programmierer, Business Analyst oder Teamleiter: Wenn Unternehmen eine freie Stelle besetzen wollen, kann sich der Einstellungsprozess lange hinziehen – vor allem, wenn in Deutschland kein geeigneter Kandidat zu finden ist.
Während die Stellenbesetzung bei einer Suche im Inland in drei Viertel (68 Prozent) der Fälle innerhalb von neun Monaten abgeschlossen ist und in jedem vierten Fall (23 Prozent) sogar weniger als drei Monate dauert, ist der Zeitaufwand im Ausland deutlich höher. Bei Bewerbern aus dem EU-Ausland ist die Stelle nur in jedem zweiten Fall (53 Prozent) binnen neun Monaten besetzt, kommt der Kandidat aus einem Nicht-EU-Land, zieht sich die Rekrutierung noch deutlich länger hin. Nur in 17 Prozent der Fälle dauert das Verfahren weniger als neun Monate. In zwei Drittel der Fälle (65 Prozent) länger als ein Jahr.
Das ist das Ergebnis einer Befragung von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter Unternehmen aus allen Branchen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten mit der Rekrutierung ausländischer Fach- und Führungskräfte beschäftigt haben. „Über Online-Plattformen und Business-Netzwerke können heute auch im Ausland sehr einfach geeignete Kandidaten identifiziert und angesprochen werden.
Leider ist der bürokratische Aufwand im Einstellungsprozess aber noch so hoch, dass es oft zu extremen Verzögerungen kommt“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Das gehe von der Anerkennung von Abschlüssen bis zur Beantragung der Arbeitsgenehmigung. „Angesichts des verbreiteten Fachkräftemangels ist es sehr wichtig, Experten aus dem Ausland für den hiesigen Arbeitsmarkt zu gewinnen“, sagt Rohleder. So hätten viele Unternehmen seit Jahren große Schwierigkeiten, Stellen für IT-Spezialisten zu besetzen. Rohleder: „Bürokratische Hürden bei der Einstellung von Fachkräften aus dem Ausland müssen schnellstmöglich abgebaut werden.“
Eine große Rolle für die Suche im Ausland spielt die Digitalkompetenz der Kandidaten. So geben drei von vier Unternehmen (72 Prozent) an, dass sie ausländische Fach- und Führungskräfte rekrutieren, die über eine hohe Digitalkompetenz verfügen. Jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) geht davon aus, dass es durch die Anwerbung von ausländischen Experten einen Wettbewerbsvorteil bei der digitalen Transformation gewinnt.
Sechs von zehn Unternehmen (60 Prozent) sind der Meinung, dass Fach- und Führungskräfte in Deutschland im internationalen Vergleich über eine unterdurchschnittliche allgemeine Digitalkompetenz verfügen. „In der Vergangenheit wurden zunächst die Geschäftsprozesse digitalisiert, heute entstehen völlig neue, digitale Geschäftsmodelle. Damit steigen auch die Anforderungen an Fach- und Führungskräfte in den Unternehmen“, so Rohleder. „Wir müssen dafür sorgen, dass die weltweit besten Digitalexperten bei uns arbeiten wollen – und auch bei uns arbeiten dürfen.“