Tecklenburger Land/ Hopsten. Daniel Wichmann ist Tag für Tag mit einem 40- Tonner unterwegs. Im Speditionsbetrieb der Verkehrsakademie Münsterland transportiert er überwiegend Schüttgut für Baustellen. Vor wenigen Wochen erst hat der 21-Jährige aus Hopsten seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer abgeschlossen.
Dabei hatte es lange nicht unbedingt so ausgesehen, dass der junge Mann einmal einen Facharbeiter-Abschluss in der Tasche haben könnte. Doch dank tatkräftiger Unterstützung seines Ausbildungsbetriebs, des Jobcenters und einer gesunden Portion Ehrgeiz gelang Daniel Wichmann über Umwege der Schritt in eine qualifizierte Berufslaufbahn. So ging es quasi per 40-Tonner zur zweiten Chance.
„Als Daniel vor einem Jahr zu uns kam, wollte er sich eigentlich nur seinen Stapler- Schein abholen“, blickt Felix Autmaring, Geschäftsführer der Verkehrsakademie Münsterland GmbH mit Sitz in Ibbenbüren, zurück. Der Unternehmer, der wusste, dass der junge Mann zuvor in einem anderen Speditionsbetrieb eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer angefangen hatte, hakte nach. „,Hinsetzen. Erzähl erst mal’“, habe er nur gefragt. „Ich habe ihm klargemacht, dass es für einen jungen Mann keine Perspektive sein kann, als ungelernte Kraft in einem Lager Stapler zu fahren, und ihm angeboten, seine Ausbildung bei uns abzuschließen.“ Was folgte, war echte Überzeugungsarbeit. „Jetzt sitze ich hier und bin Berufskraftfahrer“, freut sich Daniel Wichmann.
Rückschau: Die Hauptschule hatte er mit einem Abgangszeugnis beendet. Wegen einer Metallstaub-Allergie musste er die begonnene Ausbildung zum Metallbauer abbrechen, nächstes Ziel: Berufskraftfahrer. Doch die Lehrzeit verlief anders, als er es sich vorgestellt hatte, die Motivation schwand. Nachdem mehr als die Hälfte der Ausbildungszeit verstrichen war, schmiss Daniel Wichmann hin. Dass es bei der VAM auch eine Menge Engagement vonseiten des Arbeitgebers gebraucht hat, um die Lehre durchzuziehen, räumt Daniel Wichmann ein. „Sie sind mit mir hier auch schulische Dinge durchgegangen“, sagt er. Als das Auto versagte, half der Betrieb kurzfristig aus, um die Fahrt zur Arbeit zu ermöglichen. Damit Daniel Wichmann seinen Abschluss erreichen konnte, zogen viele Beteiligte an einem Strang. „Unser Betrieb, das Jobcenter, der ehemalige Schulleiter“, zählt Felix Autmaring auf. „Am meisten natürlich aber Daniel selbst, der irgendwann gesagt hat: ,Ich will das jetzt‘.“
„In der Branche gibt es eine Abbrecherquote von 40 Prozent. Betriebswechsel stehen auf der Tagesordnung“, weiß der kaufmännische Leiter der VAM, Philipp Stegemann. Noch immer glaubten sowohl Betriebe als auch Mitarbeiter zuweilen, dass Kraftfahrer eher etwas für eine zweite berufliche Laufbahn denn ein qualifizierter Ausbildungsberuf sei. Manch ein Interessent benötige zusätzliche Unterstützung bis in den privaten Bereich hinein. „Wir erfüllen, was im Ausbildungsvertrag steht und gehen darüber hinaus“, sagt Philipp Stegemann. Dazu gehöre eine fundierte betriebliche Ausbildung inklusive betrieblichen Unterricht. Die VAM ermöglichte auch Praktika in anderen Betrieben. „So können die Auszubildenden auch andere Fahrzeugtypen und Aufträge kennenlernen“, erläutert Philipp Stegemann.
Angesichts der guten Konjunktur und der demographischen Entwicklung ist der Bedarf an jungen Berufskraftfahrern enorm. „Auf der anderen Seite hat die Branche lange nicht ausgebildet“, erläutert Felix Autmaring. Nun müssten die Unternehmen Versäumtes nachholen und ihren Nachwuchs qualifizieren. Wer nach der Ausbildung mehr erreichen möchte, kann verschiedenste Qualifizierungen bis hin zum Techniker oder Meister absolvieren.
Solche Überlegungen sind für Daniel Wichmann noch Zukunftsmusik. Nach der Ausbildung hat ihn die VAM übernommen. Nun möchte er das Gelernte erst einmal vertiefen – und natürlich Geld verdienen. Dass das mit einer Berufsausbildung in der Tasche etwas einfacher geht, versteht sich von selbst.