Ein volles Haus bescherten die zahlreichen hochkarätigen Gäste aus Geschäftsführung und Management dem Verein kunststoffland NRW und seinem Mitgliedsunternehmen Hennecke GmbH & Co. KG. Mehr als 130 Personen waren der Einladung zum landesweit größten und wichtigsten Branchentreff, dieses Mal beim PUR-Spezialisten in Sankt Augustin, gefolgt.
Das neue Anwendungstechnikum bot die ideale Kulisse für den 12. Branchentag kunststoffland NRW. Zahlreiche Teilnehmer/innen nutzten die Gelegenheit, an den Werksführungen teilzunehmen und sich über die Maschinentechnik zur PU- Verarbeitung zu informieren. Auf besonderes Interesse stieß bei den Gästen beispielsweise die Mischkopffertigung. Erstaunen rief bei vielen hervor, dass die Bandbreite von Know-how, Fertigung und Qualitätssicherung zu 100 Prozent im Hennecke-Werk beheimatet ist, einmalig in der PU-Branche. An der kompakten Hochdruck-Dosiermaschine HIGHLINE konnten die Gäste den Mischkopf selbst in die Hand nehmen und einen zweikomponentigen PUR-Schaum in einen Becher füllen und die Expansion des reaktiven Gemischs hautnah erleben.
Rolf Trippler, Geschäftsführer Vertrieb Hennecke eröffnete den Branchentag und stellte die Hennecke-Gruppe vor. Er spannte den Bogen von der Gründung des Unternehmens bis heute und zeigte auf, wieviel Pionierarbeit Hennecke in der PUR- Verarbeitung geleistet hat.
Hartwig Meier, LANXESS Deutschland GmbH und Vorsitzender von kunststoffland NRW stimmte in seiner Begrüßungsrede auf die folgenden Vorträge aus Politik, Forschung und Industrie zu dem Thema „Wettbewerbsfähigkeit stärken – Neue Chancen der Kunststoffindustrie durch Spitzentechnologie und qualifizierte Arbeit“ ein. Er unterstrich die wesentliche Rolle, die kunststoffland NRW als anerkannter Ansprechpartner der Landespolitik habe. Dabei hob er die bedeutende Kernarbeit des Vereins – Themen für die Branche zu identifizieren und konkrete Lösungen anzubieten – hervor.
Über die Sichtweise der Politik auf die Kunststofflandschaft in NRW berichtete Staatssekretär Dr. Wilhelm Schäffer, Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW. Bei seinem Vortrag „Arbeit fair gestalten, Fachkräfte sichern – Chancen für die Kunststoffindustrie am Standort NRW“ zeigte sich Dr. Schäffer sehr offen für Anregungen der Kunststoffindustrie zur politischen Ausgestaltung der Rahmenbedingungen. Zugleich warb er bei den Unternehmensvertretern dafür, eine „Kultur der zweiten Chance“ bei Ausbildungs- und Studiumsabbrüchen zu etablieren und skizzierte das von der Landesregierung ins Leben gerufene Übergangssystem „Kein Anschluss ohne Abschluss“, ein landesweit einheitliches und effizient gestaltetes System für den Übergang von Schule in Ausbildung und Beruf.
Prof. Dr.-Ing. Christian Hopmann, Leiter des IKV an der RWTH Aachen und stellvertretender Vorsitzender von kunststoffland NRW, stellte in seinem Vortrag die klassische Kunststoffverarbeitung beim Thema Leichtbau in den Mittelpunkt. Er wies darauf hin, dass nicht nur Faser- oder die besonders diskutierten Kohlenstofffaser- Verbundmaterialien ihren Beitrag zum Leichtbau leisten würden, sondern auch andere Kunststoffe eine deutlich größere Rolle bei dem Thema spielen, als oftmals wahrgenommen werde.
In seinem Vortrag „PUR CSM-Sprühapplikation in Leichtbau-Fahrzeugtürmodulen“ demonstrierte Jens Winiarz, Vertriebsleiter CSM und neue Technologien, Hennecke die Vielseitigkeit und Innovationskraft von „Fascination PUR“. Am Beispiel einer Autotür in Stahl-Kunststoff-Hybridbauweise erläuterte Winiarz, wie in enger Zusammenarbeit mit Thyssen Krupp das neuartige Türenkonzept in die Praxis umgesetzt wurde.
Als ein Vertreter der Rohstoffhersteller warf Dr. Hubert Ehbing, Covestro Deutschland AG, einen Blick in die Zukunft. Das Unternehmen forscht zurzeit intensiv daran, CO2 als Ersatz für Rohöl bei der Herstellung von Kunststoffmaterialien einzusetzen. Er sei fest davon überzeugt, so Dr. Ehbing, dass es gelingen werde, sukzessive immer größere Mengen CO2 in den kommenden Jahren zu verarbeiten.
Dr. Bärbel Naderer, Geschäftsführerin kunststoffland NRW moderierte die abschließende Podiumsdiskussion mit Hartwig Meier, Prof. Dr.-Ing. Christian Hopmann, Rolf Trippler und Reinhard Hoffmann, Geschäftsführer Gerhardi Kunststofftechnik GmbH. Mit Blick auf das Thema Fachkräftesicherung wurde deutlich, dass der Bedarf in Wirtschaft und Wissenschaft zwar erkannt werde, die Umsetzung im Aus- und Weiterbildungsbereich aber immer im Spannungsfeld zwischen industriellen Erwartungen, politischen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Gegebenheiten gesehen werden muss. Prof. Hopmann verwies aus Sicht der Hochschule darauf, Ausbildung als eine gemeinschaftliche Aufgabe zu verstehen, so auch Reinhard Hoffmann, der die Unternehmensvertreter zu mehr Eigeninitiative aufrief und für einen noch intensiveren Dialog zwischen Wirtschaft und Politik warb. Der Verein kunststoffland NRW sei geradezu prädestiniert dazu, hier Türen zu öffnen und alle relevanten Player zusammenzubringen.
Mit Blick auf das hochaktuelle Thema Flüchtlinge und Arbeitsmarkt bietet sich jetzt und in Zukunft die Chance, die Innovationskraft in NRW weiterhin zu stärken. Dies sei aber auch mit großen Herausforderungen an Politik und Unternehmen verknüpft, so der allgemeine Tenor. Nach Aussagen von Hartwig Meier geht kunststoffland NRW auch dieses Thema gewohnt pragmatisch an: Am 20. Januar 2016 veranstaltet der Verein unter dem Titel „Zukunft in der Kunststoffindustrie – Chancen für Flüchtlinge UND Unternehmen?!“ eine Informations- und Diskussionsveranstaltung im Düsseldorfer Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes NRW.
Die von Hartwig Meier in seinem Abschlussstatement skizzierte Hauptaufgabe des Vereins kunststoffland NRW „Menschen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammenzubringen und die Bedarfe seitens Wirtschaft und Wissenschaft der begleitenden Politik zu erklären“, unterstrich abschließend noch einmal die wichtige Rolle von kunststoffland NRW als Sprachrohr und Netzwerk für die Kunststoffbranche. Ziel sei es, den Netzwerkgedanken des Vereins weiter nach vorne zu bringen, aktiv mitzugestalten und zu leben.