Die Wolke war gestern, aktueller Trend ist der Nebel. Ganz ernsthaft: Durch das Internet der Dinge – kurz IoT für Internet of Things – mehren sich die Anwendungsfälle für Rechenleistung, die an den Randbereichen des Netzwerks am sinnvollsten zum Einsatz kommt. Was früher als Edge Computing bezeichnet wurde, heißt heute Fog Computing und wird vom 14. bis 18. März 2016 auf der CeBIT in Hannover diskutiert werden. Dort konzentrieren sich gleich zwei Hallen – 12 und 13 – auf die neuen Aspekte der Cloud-Technologie und ihre Ableger.
Hannover. 50 Milliarden Geräte sollen laut einer Cisco-Studie im Jahr 2020 mit dem Internet verbunden sein, vom hallengroßen computergesteuerten Gärtank einer Großbäckerei bis hin zur quasi-intelligenten Türklinke. Alle diese Geräte erzeugen Daten und werden in naher Zukunft den Menschen als größten Datenproduzenten ablösen. Für viele dieser Daten ist die Cloud der richtige Partner. Weil viele IoT-Geräte klein sind, mit wenig Strom auskommen müssen und sehr eng definierte Funktionen haben, benötigen sie sozusagen einen „großen Bruder“, der ihnen „richtige“ Rechenleistung zur Verfügung stellt. Das erledigt die Cloud perfekt. Doch wenn Informationen nur lokal und für kurze Zeit gebraucht werden, sieht die Situation anders aus. Solche Daten müssen schnell und am besten vor Ort verarbeitet werden. Eine Speicherung der Daten ist nicht nötig.
In so einem Fall bietet Fog Computing die richtige Lösung. Die Technik, früher auch als Edge Computing bezeichnet, verarbeitet Daten nicht zentral, sondern an den Rändern des Netzwerkes. Weil die Rechenleistung und der Strombedarf von Prozessoren in den letzten Jahren extrem verbessert wurden, sind heute sehr kleine Computer in der Lage, komplexe Berechnungen durchzuführen. Ein Beispiel für ein mögliches Fog-Computing-Szenario ist die zukünftige Car-2-Car- Kommunikation bei Notfällen. Wenn ein Fahrzeug auf der Autobahn eine Notbremsung einleitet, sollten andere Fahrzeuge im Umkreis einiger hundert Meter darüber informiert werden, um Auffahrunfälle zu vermeiden. Die Beschleunigungsdaten erst durch die Cloud zu einem Rechenzentrum zu schicken, dann alle relevanten Fahrzeuge zu bestimmen und die Informationen an diese zurückzugeben, ist zu aufwändig. Hier muss die Datenverarbeitung mit den entsprechenden Konsequenzen -die Benachrichtigung benachbarter Fahrzeuge – durch lokale Rechenleistung erfolgen.
Unabhängig von tatsächlichen Einsatzfällen kann man sich Fog Computing wie eine zusätzliche virtualisierte Schicht zwischen Datenerzeuger und Cloud vorstellen. Es ist eine lokale Entscheidungs- und Verarbeitungsebene, die nachgeordnete Instanzen entlastet. Diese Schicht bereitet Daten nach vorgegebenen Regeln auf und verbessert dadurch die Antwortzeiten, reduziert den Bandbreitenbedarf für eventuell nötige Cloud-Verbindungen und verringert die benötigte Speicherkapazität im Rechenzentrum.
Wie Rechenzentren mit diesen neuen Herausforderungen umgehen können und welche Evolutionsstufen die Cloud-Technologie schon heute in Rekordzeit durchläuft, zeigen auf der CeBIT 2016 gleich mehrere Fachschwerpunkte. So vereinen DatacenterDynamics und CeBIT erneut ihre Kompetenzen in Halle 12. Besucher finden dort internationale Hersteller, Dienstleister, Planer, Betreiber und Lieferanten für die IT-Infrastruktur sowie ein hochkarätiges, kostenfreies Konferenzprogramm. Außerdem ist die Halle 13 erste Adresse für das Internet der Dinge. Mit den benachbarten Themenclustern Communication & Networks und IoT SOLUTIONS bietet diese Halle eine einzigartige Plattform mit großem Synergiepotenzial.
Mit Fog Computing sind Anwendungen möglich, die sich nur mit der Cloud aufgrund zu geringer Bandbreite nicht umsetzen lassen oder die Daten erzeugen, die nur vor Ort, im lokalen Kontext, eine Bedeutung haben und nicht zentral bearbeitet werden müssen. Je mehr IoT-Geräte in Zukunft die Fabrikhallen, Straßen und Gebäude besiedeln, desto wichtiger wird Fog Computing für das effiziente und kostengünstige Internet der Dinge werden.