Nach dem ordentlichen Start des Produzierenden Gewerbes in das zweite Quartal dürfte sich die Wirtschaftsleistung in Deutschland in den kommenden Monaten weiter ausweiten. Hierzu wird der solide Anstieg der Inlandsnachfrage beitragen, die bereits im Jahresschlussquartal 2014 (+1,1 %) und im ersten Vierteljahr 2015 (+0,5 %) spürbar expandierte. Insbesondere haben die privaten Haushalte im ersten Quartal 2015 nunmehr das dritte Quartal in Folge mehr konsumiert (+0,6 %).
Die solide Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung zusammen mit dem rückläufigen Preisniveau waren hierfür ausschlaggebend. Die Investitionskonjunktur hat im ersten Quartal etwas an Fahrt gewonnen. Die Ausrüstungsinvestitionen nahmen um 1,5 % zu. Die Bauinvestitionen expandierten noch etwas stärker um 1,7 %. Der Wachstumsbeitrag des Außenhandels war bei ölpreisbedingt rückläufigen Importpreisen und kräftig steigenden Importvolumina im ersten Vierteljahr mit -0,2 Prozentpunkten negativ.
Insgesamt nahm die gesamtwirtschaftliche Leistung im ersten Quartal um 0,3 % zu. Die Expansion der Wirtschaftsleistung in Deutschland dürfte sich angesichts der aktuellen Konjunkturindikatoren mit moderaten Tempo fortsetzen. Allerdings gibt es neben Chancen auch einige Risikofaktoren wie den Ölpreis oder die Entwicklungen um Griechenland, die wieder stärker in den Vordergrund rücken können.
Die Weltwirtschaft dürfte nach einer relativ schwachen Entwicklung in den vergangenen Monaten langsam Schwung aufnehmen. Die weltweite Industrieproduktion bewegte sich in den letzten Monaten bis März noch seitwärts. Hierfür dürften vor allem temporäre Faktoren verantwortlich gewesen sein. In den Vereinigten Staaten wirkte sich beispielsweise der strenge Winter negativ auf die Wirtschaftsleistung aus. Im Euroraum setzte sich die konjunkturelle Erholung dagegen fort. Zuletzt scheint sich die Dynamik sogar gefestigt zu haben.
In verschiedenen Schwellenländern behindern ernstere strukturelle Probleme ein stärkeres Wirtschaftswachstum. In China hält beispielsweise die Wachstumsabschwächung weiter an. Auch bleibt die wirtschaftliche Lage in Russland angesichts der geopolitischen Spannungen und des niedrigen Ölpreises weiter fragil. Die niedrigen Ölpreise sind auch für andere rohstoffexportierende Länder, z. B. in Lateinamerika, eine größere Belastung. Die OECD hat daher und angesichts des ruhigen Jahresbeginns zuletzt ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2015 um 0,6 Prozentpunkte auf 3,1 % nach unten und für das Jahr 2016 um 0,1 Prozentpunkte auf 3,8 % nach oben korrigiert.
Die Ausfuhrtätigkeit hat sich spürbar belebt. Im Vergleich zum Vormonat sind die Ausfuhren im April saison- und kalenderbereinigt um 1,9 % gestiegen. Im Dreimonatsvergleich ergibt sich ein Anstieg um 2,5 %. Damit sind die nominalen Warenexporte im Trend deutlich aufwärtsgerichtet, auch wenn die Entwicklung in realer Rechnung etwas gedämpfter ausfallen dürfte. Im April war auch die Bestelltätigkeit aus dem Ausland lebhaft.
Dagegen sind die Wareneinfuhren im April nominal um saisonbereinigt 1,3 % gegenüber dem Vormonat zurückgegangen. In realer Rechnung dürften sich die Einfuhren aufgrund steigender Einfuhrpreise am aktuellen Rand noch schwächer entwickeln. Die Perspektiven für den Außenhandel bleiben angesichts der hohen preislichen Wettbewerbsfähigkeit und der wieder schwungvolleren Weltwirtschaft hoffnungsvoll.
Die deutsche Industrie startete positiv in das zweite Quartal. Nachdem der Jahresbeginn weniger dynamisch ausfiel, stieg die Industrieproduktion im April wieder um 0,7 %. Insbesondere bei den Herstellern von Vorleistungs- und Investitionsgütern, z. B. im Maschinenbau, wurde die Produktion ausgeweitet. Auch die Umsätze zogen mit einem Plus von 1,3 % im April kräftig an, wobei die positiven Impulse vorrangig aus dem Auslandsgeschäft kamen.
Die Auftragseingänge in der Industrie verbesserten sich nach einem schwächeren Jahresbeginn im März und April wieder spürbar. Allerdings blieb die Auslandsnachfrage bedingt durch Großaufträge schwankend. Die Stimmung in der Industrie ist weiterhin gut, auch wenn das ifo Geschäftsklima aufgrund etwas weniger zuversichtlicher Erwartungen im Mai geringfügig nachgab. Die Baukonjunktur hatte sich bereits im Herbst vergangenen Jahres aufgehellt. Im ersten Quartal nahm die Erzeugung im Baugewerbe bei milder Witterung um 2,1 % zu. Im April stieg die Bauproduktion weiter um 1,3 % an. Die solide Bestelltätigkeit und die insgesamt günstigen Rahmenbedingungen sprechen hier für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung.
Der private Konsum bleibt eine verlässliche, treibende konjunkturelle Kraft. Im ersten Quartal nahmen die privaten Konsumausgaben im Vergleich zum Vorquartal um 0,6 % zu und lieferten damit erneut einen maßgeblichen Beitrag zum BIP-Wachstum. Bereits in den beiden Vorquartalen wurde der private Verbrauch um jeweils 0,7 % ausgeweitet. Die Einzelhandelsumsätze (ohne Kfz-Handel) stiegen im April um 1,7 % und erreichten damit den höchsten Wert seit über 20 Jahren. Auch die Umsätze im Kfz-Handel entwickeln sich dynamisch und stiegen im März bereits den vierten Monat in Folge spürbar an. Insgesamt gestalten sich die Rahmenbedingungen für die Konsumnachfrage weiterhin sehr günstig. Dies spiegelt sich auch in dem deutlich positiven Konsumklima wider.
Der Arbeitsmarkt entwickelte sich mit der konjunkturellen Entwicklung moderat positiv. Im April erhöhte sich die Erwerbstätigkeit im Inland saisonbereinigt um 21.000 Personen. Insgesamt gab es im Monatsdurchschnitt knapp 42,7 Mio. Erwerbstätige, 208.000 mehr als vor einem Jahr.
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm im März saisonbereinigt um 78.000 Personen kräftig zu. Die Rückgänge bei den Minijobs wurden so zum Teil ausgeglichen. Mit der Frühjahrsbelebung verringerte sich die Arbeitslosigkeit im Mai um 81.000 auf 2,762 Mio. Personen, 120.000 Personen weniger als vor Jahresfrist. Saisonbereinigt ging die Arbeitslosigkeit um 6.000 Personen zurück. Die Arbeitslosenquote verringerte sich auf 6,3 %. Die Indikatoren deuten auf eine Fortsetzung der positiven Tendenzen am Arbeitsmarkt hin.