Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel, hat heute dieFrühjahrsprojektion der Bundesregierung vorgestellt. Die Bundesregierung erwartet hierin einen Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts von jeweils 1,8 % in den Jahren 2015 und 2016.
Bundesminister Gabriel: „Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Aufschwung. Getragen von einer anhaltend guten Entwicklung am Arbeitsmarkt mit steigenden Löhnen und zunehmender Beschäftigung bewegt sich Deutschland auf einem soliden Wachstumspfad. Tragpfeiler des Aufschwungs sind private Konsumausgaben. Dadurch unterscheidet sich dieser Aufschwung von früheren. Die aktuelle Dynamik der Binnenkonjunktur ist erfreulich. Dennoch besteht kein Grund zur Selbstgefälligkeit. Wirtschaftlicher Erfolg ist kein Selbstläufer. Wir müssen vor allem daran arbeiten, unsere mittelfristigen Wachstumsperspektiven zu verbessern. Investitionen in Bildung und Forschung, in Infrastruktur und bessere Rahmenbedingungen für private Investitionen sind wichtige Ansatzpunkte. Die Bundesregierung hat mit den Entlastungen für die Kommunen und einer Aufstockung der Infrastruktur-Investitionen im Bundeshaushalt wichtige Akzente gesetzt.“
Nachstehend einige Eckpunkte der Frühjahrsprojektion:
- Im Einklang mit den Einschätzungen internationaler Organisationen dürfte sich das Wachstum der Weltwirtschaft leicht beschleunigen. Insbesondere im Euroraum zeichnet sich ein etwas höheres Wachstum ab. Die Abwertung des Euro verbessert die Exportperspektiven zusätzlich. Die deutschen Exporte werden in beiden Jahren solide zunehmen. Aufgrund der dynamischen Binnenwirtschaft werden die Importe stärker steigen als die Exporte. Von der Außenwirtschaft gehen daher rechnerisch kaum Wachstumsimpulse auf das BIP aus.
- Die Investitionen in neue Ausrüstungen werden in diesem Jahr mit 2,8 % noch verhalten expandieren. Im Jahr 2016, wenn die Kapazitäten stärker ausgelastet sind und die Weltwirtschaft etwas an Wachstumsdynamik zulegt, rückt das Erweiterungsmotiv stärker in den Vordergrund. Dann werden die Investitionen mit 4,3 % beschleunigt steigen.
- Die privaten Wohnungsbauinvestitionen sind dank günstiger Finanzierungsbedingungen und der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt eine Wachstumsstütze. Die Bauinvestitionen nehmen mit einem Zuwachs von 2,1 % in diesem Jahr und 2,8 % im nächsten Jahr dennoch nur moderat zu.
- Die positiven Trends am Arbeitsmarkt setzen sich kräftig fort. Die Erwerbstätigkeit wird in diesem Jahr um 300 000 Personen und im nächsten Jahr um 130 000 Personen auf das Rekordniveau von 43,1 Mio. Erwerbstätigen zunehmen. Die Arbeitslosigkeit wird in diesem Jahr um 110 000 Personen und im kommenden Jahr um 20 000 Personen weiter abnehmen.
- Die gute Situation am Arbeitsmarkt und die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns führen zu deutlichen Lohnsteigerungen. Die Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer nehmen in diesem Jahr um 2,8 % und im kommenden Jahr um 2,1 % zu. Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erhöhen sich in diesem Jahr um +2,7 % und im kommenden Jahr etwas stärker um +2,8 %.
- Die deutlichen Einkommenszuwächse in Verbindung mit dem niedrigen Preisniveauanstieg ermöglichen eine kräftige Ausweitung der privaten Konsumausgaben. Sie werden im Jahresdurchschnitt 2015 preisbereinigt um 2,0 % und im Jahr 2016 um 1,6 % zunehmen. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sind der Tragpfeiler für das gesamtwirtschaftliche Wachstum in Deutschland.
Die Frühjahrsprojektion der Bundesregierung wurde am 22. April 2015 im interministeriellen Arbeitskreis „Gesamtwirtschaftliche Vorausschätzungen“ unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie abschließend beraten. Das Statistische Bundesamt und die Deutsche Bundesbank waren beteiligt.
Die gesamtwirtschaftlichen Eckwerte der Frühjahrsprojektion bilden die Grundlage für die Steuerschätzung vom 5. bis 7. Mai 2015 in Saarbrücken. Als gemeinsamer Orientierungsrahmen dienen sie der Aufstellung der öffentlichen Haushalte von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen.
Eckwerte der Frühjahrsprojektion 2015
Verwendung des Bruttoinlandsprodukts (preisbereinigt) [1] | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 |
Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent | ||||
Bruttoinlandsprodukt | 0,1 | 1,6 | 1,8 | 1,8 |
Konsumausgaben privater Haushalte [2] | 0,8 | 1,2 | 2,0 | 1,6 |
Konsumausgaben des Staates | 0.7 | 1.1 | 1.5 | 1.2 |
Bruttoanlageinvestitionen | -0.6 | 3.4 | 2.2 | 3.1 |
darunter: Ausrüstungen | -2.4 | 4.3 | 2.8 | 4.3 |
darunter: Bauten | -0.1 | 3.6 | 2.1 | 2.8 |
Inlandsnachfrage | 0.7 | 1.3 | 2.0 | 1.8 |
Exporte | 1.6 | 3.9 | 4.7 | 4.5 |
Importe | 3.1 | 3.4 | 5.7 | 5.1 |
Preisentwicklung: | ||||
Konsumausgaben privater Haushalte [2] | 1.2 | 0,9 | 0.5 | 1.4 |
Bruttoinlandsprodukt | 2.1 | 1.7 | 2.0 | 1.5 |
Erwerbstätige (Inland) | 0.6 | 0.9 | 0.7 | 0.3 |
nachrichtlich: Verbraucherpreisindex |
1.5 | 0.9 | 0.5 | 1.4 |
absolute Werte in Mio. Personen | ||||
Erwerbstätige (Inland) | 42.3 | 42.7 | 43.0 | 43.1 |
Arbeitslose (BA) | 2.95 | 2.90 | 2.79 | 2.77 |
[1] Bis 2014 vorläufige Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes; Stand: Februar 2015;
[2] Einschließlich der Organisationen ohne Erwerbszweck.