Das Jahr 2014 war für die deutsche Möbelindustrie in jeder Hinsicht ein durchwachsenes Jahr. Nach einem geradezu phantastischen 1. Quartal ist es im zweiten Quartal 2014 zu einem vergleichbar starken Einbruch gekommen. Nach der schon saisonal üblichen Sommerflaute ist die Wiederbelebung im Herbstgeschäft im 4. Quartal schließlich deutlich schwächer ausgefallen als von der Branche erhofft. Dies erklärte Geschäftsführer Dr. Lucas Heumann bei Vorlage der Jahresstatistiken der Verbände der Holz- und Möbelindustrie Nordrhein-Westfalen e.V., Herford.
Diese Statistiken, so Dr. Heumann, basieren auf internen Auftragsstatistiken, die der Verband im Kreise seiner Mitglieder erhebt. Nach Heumanns Angaben deckt die Auftragsstatistik des Verbandes der Deutschen Küchenmöbelindustrie e.V. (VdDK) nahezu 95 % der Umsätze der deutschen Küchenmöbelindustrie ab. Auch die Verbandsstatistik für den Polstermöbelverband (VdDP e.V.) ist mit einer Beteiligungsquote von über 80 % die repräsentativste für diesen Sektor der Möbelindustrie.
Besonders wichtig ist die erst seit einigen Jahren erhobene Statistik des Verbandes der Deutschen Wohnmöbelindustrie (VdDW e.V.). Hier werden die am deutschen Markt tätigen Wohnmöbelhersteller systematisch erfasst, während in der amtlichen Statistik des Statistischen Bundesamtes Wohnmöbel nur ein Teil der „sonstigen Möbel“ sind – zu denen namentlich auch Produzenten von Gartenmöbeln und anderen branchenfremden Produkten gehören.
Wohnmöbelsektor unbefriedigend
Jenseits der saisonalen Entwicklung gibt es dennoch in den einzelnen Segmenten relevante Unterschiede in der Geschäftsentwicklung im Jahre 2014. So ist die Gesamtentwicklung im Wohnmöbelsektor am unbefriedigtsten. Die Auftragseingänge konnten im gesamten Jahr 2014 lediglich um +0,9 % gesteigert werden, wobei die Entwicklung im Inland (+1,4 %) etwas besser ausgefallen ist als im Ausland mit -0,2 %.
Nach Angaben des Verbandes spiegelt sich hier der besonders harte Wettbewerb im Wohn- und Schlafraumsektor. Wobei ein Verdrängungswettbewerb nicht nur mit ausländischen Produzenten und Importeuren stattfindet, die sich gerade im vergangenen Jahr massiv auf den deutschen Markt gedrängt haben, sondern auch mit anderen Produktgruppen.
So leiden die Hersteller von Schlafzimmern unter der explosionsartigen Entwicklung von Boxspringbetten, deren Produzenten zudem regelmäßig in anderen Nomenklaturen der Statistik eingestuft werden. Schließlich wirkt sich der Designtrend weg von geschlossenen Wohnwänden und hin zu filigran gestalteten Kombinationen von Einzelelementen auch in einem sinkenden Materialeinsatz aus, was wiederum den Wert der einzelnen Auftragskommission reduziert.
Küche und Polster mit Zuwachs
An der Entwicklung im Küchenmöbelsektor ist auffällig die besonders starke Abschwächung der Konjunktur beginnend mit dem 2. Quartal 2014. Lag der Zuwachs an Auftragseingängen im 1. Quartal noch bei +6,7 %, hat er sich innerhalb von drei Monaten bis zum Ende des 2. Quartals auf +2,9 % reduziert. Auf diesem Level ist die Auftragsentwicklung dann ohne gravierende Veränderungen bis zum Jahresende verblieben (+2,7 %). Dabei ist in der Küchenmöbelindustrie das Inlandsgeschäft deutlich schwächer ausgefallen als das Auslandsgeschäft. Bis Jahresende 2014 lagen die Zuwächse an Auftragseingängen aus dem Inland bei nur +1,1 %, diejenigen aus dem Ausland dagegen bei +5,6 %.
Die Polstermöbelindustrie ihrerseits hat davon profitiert, dass eine Abschwächung im Inlandsgeschäft zwar stattgefunden hat, allerdings deutlich geringer als in den anderen Sektoren der Möbelindustrie. Zum Jahresende sind per Saldo die Auftragseingänge aus dem Inland in der Polstermöbelindustrie immer noch um +4 % gewachsen und liegen damit nur leicht unter dem Zuwachs der Auftragseingänge aus dem Ausland (+5,3 %).
Prognosen für 2015 als Spiegelbild des Vorjahres
Für 2015 erwarten die Fachverbände der Möbelindustrie eine Fortsetzung dieser Tendenzen. Dr. Heumann hierzu: „Wir erwarten 2015 in den meisten Segmenten der Möbelindustrie eine bessere Entwicklung im Ausland als im Inland. Zurückzuführen ist dies nach unserer Auffassung auf mehrere Faktoren: Der hohe Pro-Kopf-Verbrauch in der Bundesrepublik Deutschland deutet zumindest Sättigungserscheinungen des Marktes an.
Zum anderen spiegeln unsere internen Statistiken einen deutlichen Trend hin zu sinkenden Durchschnittspreisen von Produkten an. Und schließlich profitiert – jedenfalls im Inland – die Möbelindustrie nicht in dem erhofften Umfang von dem sogenannten Immobilienboom. Hier wirkt sich für die Branche negativ aus, dass die stark steigenden Immobilienpreise den finanziellen Verfügungsrahmen von Verbrauchern für nachgelagerte Gewerke am Bau und für Einrichtungsgegenstände einengen.“
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