Die Konjunktur in der ostwestfälischen Wirtschaft erweist sich weiterhin als robust. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ost- westfalen zu Bielefeld (IHK) in der Auswertung ihrer Frühjahrskonjunkturum- frage 2015, an der sich 1.753 Unternehmen mit 151.833 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen beteiligten.
„Angesichts der globalen Krisenherde und der in Teilen von Europa weiter schwachen Konjunktur be- hauptet sich die Wirtschaft in Deutschland und auch in Ostwestfalen erfolg- reich“, hob IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven heute (18. Februar 2015) bei der Vorstellung der Ergebnisse hervor.
Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, stützt diese Einschätzung. Für die gesamte Wirtschaft in Ostwestfalen (inklusive Handel und Dienstleistung) ist der Klimawert von 120 Punkten im Herbst auf aktuell 116 Punkte etwas gefallen, für die Industrie ist er von 120 auf 118 Punkte leicht gesunken. „Wir liegen mit unserer Klimakurve immer noch deutlich über der 100er-Linie, und die 100 steht für eine ‚ausgeglichene‘ Stimmungslage“, so Meier-Scheuven.
In der Industrie bewerteten 38 Prozent ihre aktuelle Geschäftslage als gut (Herbst: 41 Prozent), zehn Prozent als schlecht (Herbst: 11 Prozent). Bei den Erwartungen an die kommenden zwölf Monate habe die Zahl der Pessimisten ebenfalls nur geringfügig zugenommen: Von einer Verschlechterung der Geschäftslage gehen 16 Prozent aus (Herbst: 14 Prozent), mit einer Verbesserung rechnen 26 Prozent (Herbst: 25 Prozent). „Die Optimisten überwiegen weiterhin“, fasste der IHK-Präsident zusammen.
Erfreulich seien ebenfalls die weiterhin guten Einschätzungen zur Ertragslage: 30 Prozent bezeichnen diese als „gut“ und 56 Prozent als „befriedigend. Weniger erfreulich hätten sich allerdings die Investitionen entwickelt. Erstmals seit dem Frühjahr 2010 haben laut IHK-Umfrage 2014 mehr Betriebe weniger als zuvor investiert. Das könnte sich jedoch in diesem Jahr wieder ändern, denn 30 Prozent gaben an, in den kommenden 12 Monaten wieder mehr investieren zu wollen (Herbst: 19 Prozent). Zudem planen 21 Prozent der Industriebetriebe einen Beschäftigungsaufbau, 71 Prozent wollen ihren Personalstamm stabil halten und acht Prozent Beschäftigung abbauen.
Bei den wesentlichen Risiken für die weitere Entwicklung stehe die Auslandsnachfrage ganz vorn. 53 Prozent der Befragten sehen hier das größte Hemmnis. Deutlich gestiegen sei das Risiko durch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. „Ursprünglich war die Bundesregierung angetreten, um Bürokratie abzubauen. Die Umsetzung des Mindestlohns und eine neu geplante Arbeitsstättenverordnung lassen jedoch daran zweifeln. In einer Hoch-Zeit unseres Erfolges versäumen wir es, die Weichen für die Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit wieder neu zu stellen. Ich halte das für sehr gefährlich, denn damit sinkt die Bereitschaft zu Reformen und wirtschaftsorientierten Investitionen und es führt dazu, die eigenen Schwächen zu ignorieren“, warnte der IHK-Präsident.
Nach Angaben von IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff stieg der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes im Jahr 2014 in Ostwestfalen um 0,5 Prozent im Vergleich zu 2013 (NRW: -0,7 Prozent) auf 39,5 Milliarden Euro. Dabei sanken die Inlandsumsätze leicht um -0,6 Prozent, während die Auslandsumsätze um 2,5 Prozent zunahmen (NRW: Inland -1,8 Prozent, Ausland 0,7 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten in der ostwestfälischen Industrie blieb mit 149.261 stabil (NRW: -0,1 Prozent).