Kreis Gütersloh. Die Gesundheitswirtschaft ist eine Zukunftsbranche und wird zum Treiber für Beschäftigung und Wachstum. Davon ist Professor Josef Hilbert überzeugt und brachte dies auch den rund 30 Teilnehmern der Veranstaltung „Gesundheitswirtschaft: Herausforderungen und Potenziale für Gesellschaft, Unternehmen und Standortentwicklung“ nahe.
Auf Einladung der pro Wirtschaft tauschten sich jetzt Vertreter von Industrie, Pflegedienstleistern, Bildungseinrichtungen, Kliniken und Verwaltung aus. Der Teilnehmerkreis zeigt auch, wie umfassend der Begriff „Gesundheitswirtschaft“ ist: Von der ambulanten und stationären Versorgung über das Gesundheitshandwerk bis zum Gesundheitstourismus umfasst dieser Zweig die verschiedensten Branchen.
„Wer zu Hightech ‚ja‘ sagt, darf zu Gesundheit nicht ‚nein‘ sagen“, erklärte Hilbert, der Vorstandsvorsitzender im Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen, Mitglied im Ausschuss Gesundheitswirtschaft des Deutschen Industrie- und Handelskammertages sowie geschäftsführender Direktor im Institut Arbeit und Technik ist. Im Fokus stehe zum Beispiel der „Gesundheitsstandort Haushalt“, in dem der Experte ein großes Beschäftigungsfeld für Industrie und Handwerk sieht. Der Trend gehe weg vom Pflegeheim und hin zur Betreuung zuhause. Viele Wohnungen und Häuser müssten also in nächster Zeit an die Bedürfnisse von Pflegebedürftigen angepasst werden.
Auch das Thema „Fachkräfte“ hat Hilbert im Blick: „Ein Fünftel des bundesweiten Fachkräftebedarfs bezieht sich auf den Gesundheitsmarkt.“ Als Lösung sehe er beispielsweise mehr Ausbildung und familienfreundlichere Arbeitszeiten vor allem in der Pflege.
Mit der Entwicklung und dem Bedarf der Gesundheitswirtschaft beschäftigt sich auch eine Untersuchung, die die pro Wirtschaft GT beim Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe (ZIG OWL) in Auftrag gegeben hat. ZIG-Geschäftsführer Uwe Borchers stellte erste Erkenntnisse für OWL und speziell den Kreis Gütersloh vor. „Die Prognose für das Jahr 2015 ist, dass jeder vierte Schulabgänger einen Pflegeberuf ergreifen müsste, um den Bedarf zu decken“, sagte Borchers. Rund 130.000 Menschen in Ostwestfalen-Lippe arbeiten in der Gesundheitswirtschaft – davon rund 18.500 im Kreis Gütersloh. Auf 1.000 Einwohner kämen somit etwa 50 „Gesundheitsarbeiter“. Die Endergebnisse der Branchenstudie werden im April veröffentlicht.
„Wir möchten damit Informationen der Branche bündeln und auch neue Ansätze für unsere Arbeit als Kreiswirtschaftsförderung finden“, sagte Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der pro Wirtschaft GT. Drei Aspekte stünden für die nächste Zeit auf der Agenda: Die Bedeutung der Branche herauszustellen, deren Wertschöpfung in Handwerk und Industrie sowie das Thema Aus- und Weiterbildung.