„Vieles ist einfacher als man denkt“, konstatierte Dr. Jürgen Bertram, beim diesjährigen „Wirtschaft trifft…“ des Wirtschaftsclubs Paderborn + Höxter und der IHK-Zweigstelle Paderborn. Der CEO der Holzmindener Symrise AG stellte sich nicht nur den persönlichen Fragen von Moderatorin Stefanie Frenzel, sondern präsentierte auch das ungewöhnliche Erfolgskonzept eines echten „Hidden Champion“. Mit 2,3 Milliarden Euro Umsatz, 8.000 Mitarbeitenden, 40 Gesellschaften und 30.000 Produkten gehört das Unternehmen zu den weltweit größten Anbietern von Duft- und Aromastoffen.
Im Gespräch mit der Moderatorin erwies sich der promovierte Chemiker als Familienvater, der auf dem Teppich geblieben ist. So arbeitete er noch bis vor einigen Jahren im „Ernteurlaub“ auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern mit und betreibt zusammen mit einem Partner bis heute noch Landwirtschaft. Im Laufe seiner beruflichen Entwicklung – die eher ungeplant verlief – sei er bis heute eigentlich immer Forscher geblieben, so der Top-Manager. In seinem beruflichen Umfeld umgibt sich Bertram gerne mit Leuten, die ganz anders denken als er. „Das ist zwar nicht immer bequem, aber ein ideale Ergänzung.“
Zeit und Lebensqualität sind ihm wichtiger als ein dickes Auto. „Doch müssen Sie bei einem Unternehmen im Streubesitz, so wie Symrise, alle drei Monate Erfolge zu berichten haben“, erklärt der Manager. „Da müssen sie schon Meter machen.“ Sein Erfolgskonzept: „Ich habe ein Talent die Dinge zu vereinfachen und kreativ pragmatische Lösungen zu finden.“ Und so hat sich das vor elf Jahren aus der Fusion zweier mittelständischer Wettbewerber im ländlichen Niedersachsen entstandene Unternehmen Symrise mit einer klaren Strategie und einem einzigartigen Produktportfolio unter seiner Führung zu einem Global Player auf Wachstumskurs entwickelt.
„Wir sind ein erstaunliches Unternehmen, denn uns kennt zwar keiner, kommt aber in der Regel bis zu hundertmal am Tag mit unseren Produkten in Kontakt“, erklärt Bertram. So finden sich die Duft-, Aroma- und Aktivstoffe aus dem Hause Symrise nicht nur in zahlreichen Lebensmitteln, sondern auch in Kosmetikartikeln und Gesundheitsprodukten. „Unsere Produkte machen dabei zwar weniger als ein Prozent des Endprodukts aus, allerdings 80 Prozent des Erfolgs.“
Nach einem „etwas holprigen Start“ und einer umfassenden Restrukturierung absolvierte Symrise 2006 den bisher größten deutschen Börsengang. Da es auf dem Markt bereits drei größere Wettbewerber gab, schlug das Unternehmen völlig neue Wege ein. „Die Welt braucht keine Nummer vier“, betont Bertram. „Also versuchen wir, die Dinge ganz anders anzupacken als die anderen.“ So zum Beispiel die Rohstoffbeschaffung. Hier gewährleisten langfristige Partnerschaften mit den lokalen Erzeugern vor Ort, nicht nur eine vernünftige Entlohnung und den Ausschluss von Kinderarbeit, sondern auch ein hohe Qualität. Durch eigene Gesellschaften vor Ort bleibt außerdem ein großer Teil der Wertschöpfung im Land. Für die Vanille- Erzeugung in Madagaskar wurde Symrise unter anderem mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014 ausgezeichnet. „Für die Zusammenarbeit mit unseren Zwiebelbauern in Frankreich sind wir 2015 wieder nominiert.“
„Eine gute Strategie ist einfach“ findet Bertram. „Unsere hieß erst einmal Wachstum, Effizienzsteigerung und Portfolioausbau.“ Also wurde er auch bei der Weiterentwicklung der Produktpalette kreativ. Mit Blick auf wichtige Megatrends erweiterte er das Spektrum durch geschickte Unternehmensbeteiligungen und -käufe um die Bereiche Kosmetik und Gesundheit. „Die daraus resultierenden Synergien bringen uns einen bedeutenden Mehrwert“, erläutert Bertram. „So haben wir heute bei gleichem Output, einen um zehn Prozent geringeren Forschungsaufwand.“
Auch in Zukunft will Symrise weiter wachsen. Wachstumspotential sieht Bertram dabei hauptsächlich in den Schwellenländern. „Da sind zwar die Risiken groß, aber eben auch die Chancen.“ Und so hat er folgerichtig gerade die jüngste Niederlassung in Nigeria eröffnet.