Das Berufsausbildungsjahr 2013/2014 endete am 30.September. Zusammen mit den Ausbildungsmarktpartnern der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, dem Grafschafter Jobcenter und dem Jobcenter Emsland bilanzierte die Agentur für Arbeit Nordhorn die Situation auf dem Ausbildungsmarkt.
Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Konstellation auf dem Ausbildungsmarkt als gleich gut erwiesen, nahezu alle Lehrstellensuchenden konnten eine Berufsausbildung beginnen. So meldeten sich 4079 Ausbildungsplatzsuchende bei den Berufsberatern der Arbeitsagentur und den Jobcentern, 73 oder 1,8% weniger als im letzten Jahr.
„Auch wenn sich die Zahl der gemeldeten Bewerber für eine Berufsausbildung, ebenso wie die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen reduziert hat, ist die Situation auf dem Ausbildungsmarkt aus Sicht der Berufswähler insgesamt als gut zu bezeichnen“, kommentiert Hans-Joachim Haming, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nordhorn die aktuellen Zahlen, „für die Unternehmen in unserer Region gestaltet sich der Wettbewerb um junge Nachwuchskräfte weiter schwierig“.
Die am häufigsten gewählten Berufe waren bei den männlichen Jugendlichen die Ausbildungen zum Tischler, Industriekaufmann, Kaufmann im Einzelhandel und Kraftfahrzeugmechatroniker. Bei den Mädchen waren es Ausbildungen zur Verkäuferin, Kauffrau im Einzelhandel, Bürokauffrau und Medizinische Fachangestellte.
Im vergangenen Jahr meldeten die Betriebe der Arbeitsagentur Nordhorn 4929 betriebliche Ausbildungsstellen zur Vermittlung. Besonders viele Stellen wurden für die Ausbildungen zum Verkäufer, Kaufmann im Einzelhandel, Metallbauer – Konstruktionstechnik, Industriekaufmann, Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik, Bürokaufmann und Fachkraft – Lagerlogistik angeboten.
Zum Stichtag 30.09.2014 hatten nur 73 Bewerber/-innen noch keine sichere Perspektive. Dies betraf 6 Jugendliche im Bereich des SGB III (betreut durch die Agentur für Arbeit) und 67 Jugendliche aus dem Rechtskreis SGB II (Jobcenterbetreuung).
Demgegenüber blieben 275 Ausbildungsstellen unbesetzt, dass sind 155 mehr als 2013. Wie schon im Vorjahr war es schwierig, Ausbildungsstellen im Hotel- und Gastronomiebereich, im Einzelhandel und Verkauf und in den handwerklichen Metall- und Elektroberufen zu besetzen.
Die Ausbildungsbereitschaft der regionalen Unternehmen ist unverändert hoch. Der Mangel an Bewerbern stellt viele Unternehmen allerdings vor erhebliche Probleme“, sagt Hans-Jürgen Falkenstein, stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim. Jeder zweite Betrieb meldet rückläufige Bewerberzahlen. 25 Prozent der Betriebe konnten ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen. Halte der Trend an, würde sich damit auch die Fachkräftesituation in den Unternehmen für die Zukunft weiter verschärfen, so Falkenstein weiter. Die Unternehmen müssten sich darauf einstellen, dass es weniger Ausbildungsinteressierte geben wird. „Die Präsentation als attraktiver Ausbildungsbetrieb, jugendgemäße Ansprache über fantasievolles Ausbildungsmarketing, noch mehr Unterstützung für schwächere Jugendliche und attraktive Angebote wie duale Studienplätze und kombinierte Aus- und Weiterbildung für leistungsstärkere Bewerber sind die Stichworte der Zukunft“, betont Falkenstein.
Die Handwerkskammer wird ihr Bemühen fortsetzen, die duale Berufsausbildung stärker in den Fokus der Schulabsolventen und ihrer Eltern zu bringen. „Den Eltern und ihren Kindern muss verdeutlicht werden, dass eine Berufsausbildung viele ihrer Bildungsoptionen bietet, die sie sich zum Ziel setzen. Nimmt man allein die Weiterbildungschancen im Handwerk oder die Anschlussmöglichkeiten an Schule oder Hochschule, bietet unser duales Ausbildungssystem viele Karrierewege. Manchmal habe ich den Eindruck, dass diese tolle Botschaft trotz vieler Beratungen längst nicht bei Allen angekommen ist. Und wir sollten am Ende nicht vergessen, dass eine Berufsausbildung nicht nur ein sicheres erstes Fundament für eine eigene Beschäftigungsperspektive ist, sondern für unsere Handwerker und alle Menschen in unserer Region ein Garant für wirtschaftliches Wohlergehen“, ergänzt Sven Ruschhaupt, Geschäftsführer der Handwerkskammer.
„Der weiterhin erfreuliche Ausbildungsmarkt in der Grafschaft Bentheim führte dazu, dass eine deutliche Steigerung der Vermittlungen in Ausbildung im Bereich SGB II erreicht werden konnte. Auch Jugendliche ohne Schulabschluss konnten in Ausbildung vermittelt werden.“, freut sich die Leiterin des Grafschafter Jobcenter, Gitta Mäulen. „Unternehmen sind demnach auch schwächeren Bewerbern gegenüber aufgeschlossener. Für diesen Personenkreis ist es natürlich wichtig, sich in Berufen mit Bewerbermangel umzuschauen. Vor diesem Hintergrund kommt der Phase der Berufsorientierung eine hohe Relevanz zu“, so Mäulen. Den Betrieben mit Bewerbermangel rät sie auch einmal andere Wege zu gehen, z.B. die bisher wenig genutzte Variante der Berufsausbildung in Teilzeit.
„Den passgenauen Bewerber für eine Ausbildungsstelle zu finden wird immer schwieriger, daher empfehlen wir, auch die Kandidaten in den Fokus zu nehmen, die auf den ersten Blick sonst keine Chance hätten“, rät Haming den Ausbildungsbetrieben. „Die Berufsberatung kann das Abbrecherrisiko durch Gewährung ausbildungsbegleitender Hilfen wie Nachhilfeunterricht und unterstützende Maßnahmen während der Ausbildung mindern helfen“, so der Agenturchef.
Arbeitgeber, die schon jetzt auf der Suche nach künftigen Auszubildenden sind, können ihre Stellen der Arbeitsagentur unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 20 melden. Jugendliche, können unter der gebührenfreien Service- Rufnummer 0800 4 5555 00 einen Beratungstermin vereinbaren. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.arbeitsagentur.de/nordhorn