In Ostwestfalens Wirtschaft ist die aktuelle Lage gut, nur bei den Zukunftsaussichten herrscht leichte Skepsis vor. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in der Auswertung ihrer Herbstkonjunkturumfrage, an der sich 1.674 Unternehmen mit 145.551 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen beteiligten.
„Der bisher ziemlich blankgeputzte Konjunkturhimmel über unserer Region bekommt einige dichtere Wolken“, betonte IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven heute (09.09.2014) bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, belegt diese Einschätzung. Für die gesamte Wirtschaft in Ostwestfalen (inklusive Handel und Dienstleistung) ist der Wert von 127 Punkten im Frühjahr auf aktuell 120 Punkte gefallen, für die Industrie ist er von 129 auf 120 Punkte gesunken. „Wir liegen mit unserer Klimakurve aber immer noch deutlich im positiven Bereich über der 100er Linie“, sagte der IHK-Präsident.
In der Industrie bewerten 41 Prozent ihre aktuelle Geschäftslage als gut (Frühjahr: 36 Prozent). Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate hingegen sind deutlich gedämpfter: Nur noch 25 Prozent rechnen mit einer Besserung ihrer Geschäftslage (Frühjahr: 37 Prozent). Meier-Scheuven: „Der Ukraine-Russland-Konflikt und die dadurch verursachten Sanktionen, die Konjunkturschwäche bei einigen unserer europäischen Nachbarn, aber auch andere internationale Krisenberichte dämpfen offenbar die Erwartungen.“
Sehr stabil sind laut IHK-Umfrage die Einschätzungen zur aktuellen Ertragslage, rund 90 Prozent bezeichnen sie als „gut“ und „befriedigend. 34 Prozent der Betriebe haben 2014 bislang mehr investiert als ein Jahr zuvor, 41 Prozent haben ihr Investitionsniveau nicht verändert. Auch die Beschäftigungsabsichten seien noch positiv: 19 Prozent planen einen Beschäftigungsaufbau (Frühjahr: 18 Prozent) und wie schon im Frühjahr 9 Prozent einen Abbau. Allerdings seien die Erwartungen sowohl bei den Industrieumsätzen als auch bei den Auslandsumsätzen gedämpft. Meier-Scheuven: „Unser ‚Sorgenkind‘ sind die geplanten Inlandsinvestitionen, denn es wollen nur 19 Prozent nach 30 Prozent im Frühjahr ihre Investitionen hier steigern.“
Nicht verwunderlich sei deshalb, dass bei einer Betrachtung der wesentlichen Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung erstmals seit längerem die Auslandsnachfrage auf Platz eins stehe. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden als zunehmendes Risiko gesehen. „Die Stimmung in der Wirtschaft wird durch die internationalen Krisen überlagert. Aber die letzten Entscheidungen der deutschen Politik sorgen auch nicht für Wachstumsimpulse. Rente mit 63, Mütterrente, Mindestlohn: Diese Entscheidungen machen den Standort Deutschland nicht gerade attraktiver und wettbewerbsfähiger“, mahnte der IHK-Präsident.
Nach Angaben von IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff stieg der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes von Januar bis einschließlich Juni in Ostwestfalen um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (NRW: 0,2 Prozent) auf 19,6 Milliarden Euro. Dabei blieben die Inlandsumsätze konstant, während die Auslandsumsätze um 3,6 Prozent zunahmen (NRW: Inland 0,3 Prozent, Ausland 0,1 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten in der ostwestfälischen Industrie blieb mit 148.646 (0,1 Prozent, NRW ebenfalls 0,1 Prozent) ebenfalls stabil.