Bielefeld. In der vergangenen Woche besuchte die Bundestagsabgeordnete Christina Kampmann die Agentur für Arbeit Bielefeld. In einem persönlichen Gespräch mit dem Geschäftsführer der Arbeitsagentur, Thomas Richter, wurden aktuelle Informationen zur Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt erörtert.
Richter berichtete zum Ausbildungsmarkt nach der Halbjahresbilanz. Im Vorjahresvergleich stehen hier für Jugendliche in diesem Jahr wieder mehr Ausbildungsstellen zur Verfügung. Mit den derzeitigen Zahlen sei der Ausbildungsmarkt wieder auf dem Niveau des Ausbildungsjahres 2011/2012. Damit sei der Ausbildungsmarkt auf einem guten Weg. Viele Jugendliche, die im letzten Jahr keine passende Ausbildungsstelle gefunden haben, hätten das letzte Jahr mit einem sozialen Jahr, als Au pair oder mit ähnlichem verbracht. Der doppelte Abitursjahrgang sei dementsprechend nicht ganz verpufft. Diese Chance sollten die Unternehmen für sich nutzen.
Neben dem lokalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt im Allgemeinen beschäftigten sich die beiden während ihres Gesprächs insbesondere mit dem Thema der Jugendarbeitslosigkeit. In der Stadt Bielefeld sank im März die Zahl der Arbeitslosen unter 25-Jährigen um 0,1 Prozent und liegt jetzt bei 1856. Im Vorjahresvergleich stieg die Arbeitslosigkeit bei den Jüngeren aber um 9 Prozent. Ihre Arbeitslosenquote beträgt zurzeit 10,5 Prozent. Gegenüber der allgemeinen Arbeitslosenquote in der Stadt Bielefeld von 9,9 Prozent. Ende des Jahres 2013 waren 1668 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos. Davon 263 ohne Schulabschluss und 1240 ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Dieses Thema sei ihr ein besonderes Anliegen, so Kampmann. In Deutschland und auch der Region lägen wir zwar im Europavergleich weit vorne, dies sei jedoch kein Grund, hier nicht noch weiter zu arbeiten. Ist doch die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bundesweit 2013 auf einen historischen Tiefstand gefallen. Auch der Anteil der Betriebe, die überhaupt ausbildeten sei erneut gefallen auf rd. 21 Prozent. Mit Sorge betrachtet Kampmann, dass sich auch kleine und mittlere Betriebe zunehmend aus der Ausbildung zurückzögen. Deshalb sei Kampmann sehr froh über die Aktivitäten der Agentur für Arbeit Bielefeld und des Jobcenters Arbeitplus. Junge Menschen, mit geringer Qualifikation hätten allgemein schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Sie seien meist länger arbeitslos und auch häufiger im Laufe ihres Erwerbslebens. Nicht nur ein Thema der Politik, sondern ein gesamtgesellschaftliches.
Richter sieht dies ähnlich. Die Partner in der Stadt Bielefeld seien auch bereits gemeinsam dabei noch mehr für diese Altersgruppe zu bewegen. Hier stecke ein großes Potential an Fachkräften für die Zukunft. Kampmann und Richter waren sich einig: Das es bei der schwierigen Situation auf dem Bielefelder Arbeitsmarkt sowohl für junge Menschen, als auch für die Unternehmen wichtig ist in Ausbildung und Qualifikation zu investieren – wenn nicht jetzt wann dann!