Neue Wege für die Pflege

Bad Oeynhausen. „In Deutschland besteht Fachkräftemangel, insbesondere im Pflegebereich. Für dieses weithin bekannte Problem hat die Politik scheinbar noch keine gängige Lösung gefunden“, erklärt Joachim Knollmann, Hauptgeschäftsführer des Seniorenzentrums Bethel Bad Oeynhausen. Dabei sei der Bedarf riesig: von insgesamt 2,3

Millionen Pflegebedürftigen wohnen derzeit 700.000 in Heimen. Bis 2030 werden angesichts steigender Lebenserwartung knapp 3,5 Millionen Menschen pflegebedürftig sein. Das bedeutet: Bis zum Jahr 2030 fehlen etwa 200.000 Vollzeitkräfte in der Pflege, das hat eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung ermittelt. „Auf eine in ganz Ostwestfalen-Lippe für 500.000 Leser geschaltete Stellenanzeige, bekommen wir etwa 2 Bewerbungen“, so Joachim Knollmann. Und so sieht es nach seiner Aussage auch bei anderen Pflegeeinrichtungen aus.

„Wir wollen uns rechtzeitig auf den hohen Personalbedarf in den nächsten Jahren einstellen“, erklärt der Hauptgeschäftsführer und berichtet von Lösungsansätzen aus der Region. In Kooperation mit dem Wirtschaftsverband Ostwestfalen- Lippe e. V. werden Pflegekräfte aus anderen Ländern für Deutschland interessiert, insbesondere aus dem asiatischen Raum. Knollmann erklärt: „Die Menschen dort haben einen großen Respekt vor dem Alter. Sie wachsen oft bei ihren Großeltern auf, während die Eltern arbeiten. Dadurch sind sie in ihrer Familie mit den notwendigen Pflegeleistungen vertraut und haben ein natürliches Verhältnis zu pflegebedürftigen Menschen und Demenzpatienten.“ 

Auf diese Werte beruft sich ein vom Seniorenzentrum Bethel Bad Oeynhausen ins Leben gerufenes Pilotprojekt. In dieser Woche wird ein Pflegehelfer von den Philippinen, vermittelt vom Wirtschaftsverband Ostwestfalen-Lippe e.V., erstmals in der „Sonnenblumen-Allee“ eingesetzt. „Wir freuen uns auf den neuen Kollegen“, begrüßt auch Cornelia Möller, Pflegedienstleitung der Einrichtung, die Initiative. Ihr junger Mitarbeiter wird vorerst für einen befristeten Zeitraum eingesetzt. „Wenn wir mit diesem Projekt gute Erfahrungen machen, dann sind wir auch für die Zukunft gewappnet und können dem Personalnotstand gut begegnen“, erläutert Joachim Knollmann weiter. Jetzt ist das Haus erst einmal gespannt, wie sich der neue phillippinische Kollege S. Bittrolff in das Team einfügt und sein freundliches Wesen auf die Bewohner wirkt. Erst dann wird überlegt, wie weitere Mitarbeiter aus dem asiatischen Raum rekrutiert, gefördert und ausgebildet werden können.

„Denn nicht zuletzt haben wir auch die Verantwortung für den neuen Mitarbeiter vom anderen Kontinent, einer Verantwortung der wir uns durchaus bewusst sein müssen“, so Knollmann abschließend.

www.bethelnet.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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