Bielefeld. Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) hat ihr neues handelspolitisches Positionspapier mit dem Titel „Handelsstandort Ostwestfalen stärken!“ am 31.01.2014 in einer Pressekonferenz in der IHK in Bielefeld der Öffentlichkeit vorgestellt. „Wir alle wünschen uns pulsierende und lebendige Innenstädte“, nannte IHK-Präsident Ortwin Goldbeck eine Kernaussage des 14-Seiten umfassenden Papiers, das kürzlich von der IHK-Vollversammlung einvernehmlich verabschiedet worden ist.
„Eine gesunde Stadtentwicklung kann nur im Einklang mit einer gesunden Handelslandschaft stattfinden“, betonte Goldbeck. Das neue Positionspapier ersetzt das bisherige aus dem Jahr 2007 und wurde aufgrund der „beschleunigten Veränderungen im Handel etwa durch Shopping-Center, Factory-Outlet-Center und Online-Handel sowie durch neue landesplanerische Regelungen in NRW seit Juli 2013 notwendig“, erläuterte der IHK-Handelsausschussvorsitzende Rainer Döring.
Der IHK-Präsident verdeutlichte zunächst die Bedeutung des Wirtschaftszweiges Handel in Ostwestfalen: „Mit über 32.000 Unternehmen ist der Handel eine bedeutende Triebfeder der Region und mit rund 98.000 Beschäftigten ein starker Arbeitgeber“. Aktuell würden allein 4.500 junge Menschen in handelsnahen Berufen ausgebildet. Seit Jahren befinde sich der Handel aber in einem heftigen Strukturwandel. Die Märkte seien gesättigt, der Online-Handel wirke massiv auf den klassischen stationären Einzelhandel und der demografische Wandel verändere ebenfalls die traditionellen Handelsstrukturen.
Mit dem Handel eng verbunden sei nicht nur der Warenstrom zu den Konsumenten, sondern auch die Lebensqualität für die Menschen in den Städten und Gemeinden. Politik und Verwaltung seien aufgerufen, sich aktiv mit den Veränderungen im Handel und den daraus resultierenden Folgen für die Innenstädte zu beschäftigen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Deshalb werde das Papier auch an die Bürgermeister, Stadtplaner und Fraktionsvorsitzenden in allen Städten und Gemeinden Ostwestfalens versandt.
Ein Arbeitskreis des IHK-Handelsausschusses habe sich intensiv mit der Ausarbeitung des IHK-Positionspapieres beschäftigt. Sechs Thesen und zehn Forderungen bildeten den Kern des Papieres, wobei alle handelsrelevanten Einflussfaktoren berücksichtigt worden seien. „Als Träger öffentlicher Belange wird unsere IHK immer wieder aufgefordert, Stellungnahmen zu großflächigen Einzelhandelsprojekten abzugeben. Die Inhalte der handelspolitischen Positionen liefern hierfür die Grundlage und die Legitimation“, sagte der IHK-Präsident.
Döring ging auf die Thesen des Werks ein. Demnach stagnierten seit zwei Jahrzehnten die Handelsumsätze bei erheblich wachsender Verkaufsfläche (+ 20 Prozent) mit dem Ergebnis sinkender Renditen. „Zudem gewinnen in den Ortsteilzentren die Fachmarktzentren immer mehr an Bedeutung und die Vertikalisierung nimmt weiter zu, die Industrie wird also mit Marken-Geschäften selbst zum Händler“, erklärte Döring und verlangte: „Ohne planerische Regelungen, wie durch Einzelhandels- und Zentrenkonzepte, ist effektive Stadtplanung nur bedingt möglich“.
In diesem Zusammenhang ging der IHK-Handelsausschussvorsitzende auf weitere Forderungen im Positionspapier ein. Danach müssten Stadt- und Ortsteilzentren gestärkt werden. Dafür seien landesplanerische Regelungen zwingend notwendig. Darüber hinaus müssten klare Regeln für Werksverkäufe und Factory-Outlet-Center geschaffen sowie die behutsame Integration innerstädtischer Shopping-Center gefördert werden.
„Wir sind für die Stärkung der zentralen Versorgungsbereiche und für die Vorhaltung der Gewerbeflächen für Produktion und Logistik. Das ist der Geist dieses Papieres, der in den Thesen und Forderungen zum Ausdruck kommt“, zog Döring als Fazit.
Das Papier steht im Internet als Download unter www.ostwestfalen.ihk.de zur Verfügung.