Bielefeld/Herford. Der Kreis Herford verzeichnete 2012 erstmals wieder einen Wanderungsüberschuss: Die Anzahl der Zugezogenen überschritt die Zahl der Fortgezogenen. Das ergab eine Studie der Wanderungsstatistik durch die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK).
Nach sechs aufeinander folgen-den Jahren mit Wanderungsverlusten zogen 2012 exakt 8.100 Menschen in den Wittekindskreis während ihn 7.932 verließen. Dies entspricht einem Wanderungsüberschuss von 168 Personen. „Zugewinne verzeichnet der Kreis Herford überwiegend aus dem Ausland, aber auch gegenüber Nordrhein-Westfalen verbucht er einen Wanderungsüberschuss“, erläutert der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe.
Von den 8.100 Zugezogenen über die Kreisgrenzen seien 4.751 Personen aus NRW gekommen, aus dem restlichen Deutschland 1.958, aus Europa 1.175 und aus der übrigen Welt 216. Zugewinne verzeichne der Wittekindskreis bei den Wanderungen gegenüber Europa (353), dem außereuropäischen Ausland (54) und gegenüber Nordrhein-Westfalen (121). Innerhalb NRWs seien 1.422 Men-schen aus dem Kreis Minden-Lübbecke in den Kreis Herford gezogen, aus der Stadt Bielefeld 1.155 und aus dem Kreis Lippe 809. Im Gegenzug seien 1.447 Menschen in den Kreis Minden-Lübbecke, 1.053 in die Stadt Bielefeld und 675 in den Kreis Lippe gezogen.
Mit Blick auf die Wanderungsbewegungen mit dem Ausland besitze der Kreis den mit Abstand höchsten positiven Wanderungssaldo gegenüber Polen (200).
Es folgten Italien und Griechenland. Diese Länder verzeichneten auch gegen-über dem Vorjahr die größten prozentualen Zuwächse. So sei der Wanderungs-saldo zu Italien von 21 auf 40 gestiegen und zu Griechenland von 14 auf 30. Grefe: „Angesichts der Zunahme bei den ausländischen Zuwanderern sind Integrations- und Qualifizierungsanstrengungen wichtig. Diese Zuwanderung verjüngt die Region – eine Chance, die der Kreis Herford nutzen sollte“.
Aus der insgesamt positiven Entwicklung könnten keine direkten Rückschlüsse auf eine nachhaltig gestiegene Attraktivität des Kreises Herford gezogen wer-den. Zum einen lägen die Bewegungen gegenüber dem europäischen Ausland grundsätzlich im Landestrend. Zum anderen verliere der Kreis seit Jahren in der Altersgruppe der 18 bis unter 25-jährigen an Bevölkerung. Während es Mitte der 90er Jahre noch ein Wanderungsplus in dieser Altersgruppe gegeben habe, rutschte der Saldo 2002 unter die Nulllinie und blieb negativ. Auch 2012 sei der Wanderungssaldo in dieser Altersgruppe negativ gewesen, wenn auch nicht mehr so stark (-438). Profiteure dieser Entwicklung seien vor allem die Universitäts- und Großstädte NRWs wie Bielefeld, Paderborn, Münster, Dort-mund, Düsseldorf oder Köln.
Gerade in Zeiten sinkender Bevölkerungszahlen komme den Wanderungsbe-wegungen eine größere Bedeutung zu, insbesondere mit Blick auf die zukünf-tige Fachkräfteversorgung. „Der Lebensmittelpunkt von Menschen richtet sich nach der Attraktivität der Arbeitsplätze und des Lebensumfeldes. Deshalb soll-te weiter daran gearbeitet werden, den Wirtschaftsstandort Kreis Herford und dessen Lebensqualität zu verbessern. Dabei sollte der Ausbau der Bildungsan-gebote, um junge Menschen hier zu halten und für den Kreis zu begeistern, forciert sowie das Regionalmarketing gestärkt werden“, fordert Grefe.
Die IHK-Untersuchung „Wanderungsbewegungen aus und in den Kreis Herford“ finden Interessenten im Internet unter www.ostwestfalen.ihk.de.