Gütersloh. Nur etwa 40 Prozent der deutschen Unternehmen haben die berufliche Chancengleichheit für Frauen und Männer als strategisches Ziel formuliert. Das zeigt eine Befragung von 1.250 Führungskräften der mittleren Ebene durch den Führungskräfteverband ULA und die Bertelsmann Stiftung.
Die Zahl der Führungskräfte, die dieses Thema in ihren Firmen für wichtig halten, dürfte aber wesentlich höher sein. Knapp zwei Drittel der Befragten sehen es als eine persönliche Fach- und Führungsaufgabe an, die Chancengleichheit für Frauen und Männer in ihren Betriebseinheiten zu realisieren. Mehr als 60 Prozent haben auch klare Vorstellungen davon, welche konkreten Maßnahmen sie ergreifen müssen, um „Gender Diversity“ zu erreichen.
Bei der Umsetzung fühlen sich viele Manager von den oberen Führungsetagen jedoch alleingelassen. Selbst wenn Chancengleichheit als Unternehmensziel formuliert ist, erhält nur jede zweite befragte Führungskraft ausreichend Unterstützung von der nächsthöheren Entscheidungsebene oder Fachabteilung.
Immerhin erkennen 66 Prozent der Befragten an, dass es vielen Firmen gelingt, das Potenzial qualifizierter Frauen zu erkennen und diese zu fördern. Damit allein ist allerdings noch keine Chancengleichheit für weibliche oder männliche Arbeitskräfte erreicht, beispielsweise bei Beförderungen. „Gender Diversity“ ist nach Ansicht von 68 Prozent der Befragten nicht durch einzelne Maßnahmen möglich, sondern nur durch einen grundsätzlichen Wandel in der Unternehmens- und Kommunikationskultur einer Organisation.
„Wenn alle freiwilligen Möglichkeiten in Wirtschaft und Gesellschaft ausgeschöpft sind, wird sich wahrscheinlich die Frage nach der Einführung einer Quote für Frauen in Führungspositionen sehr schnell erübrigen“, sagt Liz Mohn, stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes der Bertelsmann Stiftung.