Etwa 530.000 Berufskraftfahrer sind derzeit im Güterverkehr auf deutschen Straßen unterwegs, ein Fünftel davon in NRW. Doch der demografische Wandel und verschärfte gesetzliche Rahmenbedingungen zur Qualifikation stellen die Logistikbranche vor ein großes Problem: Etwa 200.000 Fahrer werden in den nächsten zehn Jahren aus Altersgründen aus ihrem Job ausscheiden, es gibt aber kaum Nachwuchs.
Der in Bad Salzuflen ansässige Logistikdienstleister Dachser startet deshalb eine Offensive zur Förderung der Berufskraftfahrerausbildung.
Die sinkende Zahl von Fahrern, die sich bisher überwiegend in den Ballungszentren bemerkbar machte, hat mittlerweile auch Ostwestfalen erreicht. Obwohl im Logistikzentrum OWL keine eigenen Fahrer angestellt sind, sondern mit selbstständigen Transportunternehmern zusammengearbeitet wird, stellt sich Dachser seiner Verantwortung gegenüber den Kunden und Partnerunternehmern. In Kooperation mit den Transportunternehmern werden jährlich etwa 10 Ausbildungsplätze zum Berufskraftfahrer angeboten. „Viele Unternehmer sehen sich nicht mehr in der Lage, entsprechend der steigenden Nachfrage nach Transportleistungen zu expandieren, weil kaum qualifiziertes Fahrpersonal zu finden ist. Wir können die hohe Qualität unserer Transporte aber nur mit einer ausreichenden Zahl von gut ausgebildeten Fahrern sichern. Sie sind unsere täglichen Repräsentanten bei unseren Kunden, die mit den Waren den Ansprüchen der Kunden entsprechend verantwortungsvoll umgehen. Verlader, die sich bei der Wahl ihres Logistikdienstleisters in erster Linie vom Preis lenken lassen, werden dies zukünftig im Zweifelsfall mit dem Zurückschrauben ihrer Qualitätsansprüche kompensieren müssen“, sagt Speditionsleiter Andreas Nitschke.
Neben einem aktiven Bewerbermarketing auf Messen und in Schulen bietet Dachser für Interessenten regelmäßig Praktika an. So sollen die vielfältigen Anforderungen, denen sich ein Fahrer heute stellen muss, schon vor einer Ausbildung erlebbar werden: Die Kommunikation mit Kunden und Disponenten, Kenntnisse über Vorschriften und gesetzliche Regelungen, das eigenständige Handling von Frachtpapieren, ein versierter Umgang mit IT-Anwendungen und Fähigkeiten in der Fahrzeugpflege prägen heute das Berufsbild.
Die Verbundausbildung ist ein wesentlicher Bestandteil des Engagements. Zur Deckung der etwa 30.000 Euro betragenden Kosten der dreijährigen Ausbildung trifft Dachser eine partnerschaftliche Einigung mit den Transportunternehmern. Die erste Zeit der Ausbildung, in der die künftigen Berufskraftfahrer noch nicht „auf dem Bock“ sitzen dürfen, absolvieren sie zum Teil im Umschlaglager, in der KFZ-Werkstatt und im Büro bei Dachser. Der Transportunternehmer Jan-Hendrik Linnenkamp bestätigt: „Die Qualität der Ausbildung wird deutlich gesteigert, wenn unsere Azubis so die andere Seite der Rampe kennenlernen können. Außerdem bietet Dachser im Gegensatz zu manchen anderen Auftraggebern den Auszubildenden auch die Möglichkeit, als Beifahrer mit auf Tour gehen zu können. Dachser hat das Problem der Ausbildungssituation erkannt und leistet eine hilfreiche Unterstützung.“
Fahrer und Auszubildende werden durch den Dachser Fuhrparkmanager in allen Fragen vor Ort sehr eng betreut.
Die schwierige Nachwuchssituation, die es im Lagerbereich vor einigen Jahren gab, konnte Dachser mit gezielten Maßnahmen bereits erfolgreich verändern. Die hohe Qualität der Ausbildung hat dazu beigetragen, das Image der Fachlageristen und der Fachkräfte für Lagerlogistik deutlich zu verbessern. Ein ähnlicher Effekt ist für die Berufskraftfahrer ebenfalls zu erwarten und auch dringend notwendig. Zum heutigen Bild des Fahrers gehören die anspruchsvollen Aufgaben im Berufsalltag und gesetzlich vorgeschriebene regelmäßige Aufbauschulungen, die in den letzten Jahren zu deutlich gestiegenen Löhnen führten. Dazu kommt die persönliche und finanzielle Anerkennung, die den Berufskraftfahrern von verantwortungsbewussten Logistikdienstleistern entgegen gebracht wird.