In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld hat sich die Westfalen Gruppe auch 2012 behauptet. Das Technologieunternehmen der Energiewirtschaft aus Münster konnte seinen Umsatz im Konzern um 88,3 Millionen Euro auf 1.924,0 Millionen Euro und in der AG um 81,6 Millionen Euro auf 1.864,0 Millionen Euro erhöhen. Das entspricht einer Steigerung von 4,8 Prozent im Konzern und um 4,6 Prozent in der AG.
Der Jahresüberschuss liegt im Konzern bei 14,6 Millionen Euro. In der AG wurden 14,0 Millionen Euro Überschuss erzielt. Die Rekordergebnisse aus 2011 konnten damit wie erwartet nicht wiederholt werden. „Die Geschäftsentwicklung der Westfalen AG für 2012 betrachten wir insgesamt als noch befriedigend“, erklärte Vorstandsvorsitzender Wolfgang Fritsch-Albert bei der Bilanzpressekonferenz in Münster.
Während die Bereiche Tankstellen und Energieversorgung – geprägt durch höhere Beschaffungspreise – nicht nur den Umsatz, sondern auch Absatz und Ergebnis steigern konnten, musste der Bereich Gase Rückgänge bei Bestandskunden verkraften, sodass hier Umsatz und Absatz zurückgingen. Sondereffekte wie hohe Reparaturkosten bei einer Luftzerlegungsanlage und globale Versorgungsengpässe bei Flüssighelium drückten zusätzlich das Ergebnis. Auch das dynamische Neukundengeschäft konnte dies nicht kompensieren. Positive Impulse erwartet die Westfalen Gruppe vom 2012 in Betrieb genommenen Gase-Technologiezentrum in Münster. Hier wird den Kunden der komplette Service rund um Gaseversorgungsanlagen geboten. „Dadurch werden die industriellen Prozesse in den Segmenten Lebensmittel, Medizin, Pharma, Metallurgie und Umwelttechnik optimiert“, erläuterte Westfalen- Vertriebsvorstand Reiner Ropohl.
Der ehemalige Geschäftsbereich Westfalengas wurde 2012 zum Bereich Energieversorgung ausgebaut. Damit bietet die Westfalen Gruppe ihren Kunden erstmals auch Strom und Erdgas an. Die „klassische“ Sparte Westfalengas konnte das Geschäftsjahr dank intensiver Vertriebsaktivitäten mit einem deutlichen Plus abschließen. Auch der Flaschengasabsatz wurde spürbar gesteigert, und das Handelsgeschäft konnte ausgebaut werden. Im Segment der Solarthermie-Produkte konnte der Umsatz um fünf Prozent gesteigert werden, während der Umsatz mit Solarthermie im Markt insgesamt um 9,3 Prozent zurückging.
Das Tankstellengeschäft war geprägt vom bisher teuersten Tankjahr. Dennoch bewegte sich der Kraftstoffabsatz an den insgesamt 260 Westfalen- und Markant-Tankstellen auf Vorjahresniveau. Der Dieselabsatz lag sogar über Marktniveau. Bei Autogas konnte die Marktführerschaft trotz massiver Preiskämpfe im Segment der Eigenhändler gesichert werden. Das Shopgeschäft hatte erneut eine deutlich über dem Markt liegende positive Entwicklung. Dass das Shopkonzept im Trend der Zeit liegt, zeigt auch die Prämierung zum „Shop des Jahres“ für die neue Westfalen-Tankstelle in Bochum. Durch die flächendeckende Einführung des Premium- Waschprogramms „Lotuspflege“ sowie die Erneuerung der Waschtechnik an 22 Stationen erreichte auch dieses Tankstellen-Segment ein Ergebnis, das spürbar über Marktniveau lag.
Um den Erfolg langfristig zu sichern, hat die Westfalen Gruppe 2012 kräftig investiert. Mit 49,1 Millionen Euro im Konzern (–2,8 Millionen Euro) und 42,8 Millionen Euro (+3,4 Millionen Euro) in der AG wurde das Vorjahresniveau insgesamt gehalten. Der Großteil der Konzerninvestitionen entfiel erneut auf den Bereich Gase (36,7 Millionen Euro/– 6,0 Millionen Euro). Neben dem Gase-Technologiezentrum wurde in erster Linie in den Ausbau des Auslandsgeschäfts sowie die Gründung einer Beteiligungsgesellschaft zur Errichtung einer Kohlendioxid-Produktionsanlage investiert. In den Bereich Tankstellen flossen 7,5 Millionen Euro (+2,2 Millionen Euro). Damit wurden überwiegend Neu- und Umbauten von Tankstellen, der Bau des zehnten Burger King®-Restaurants und die Modernisierung von Waschanlagen finanziert.
Die Investitionen erfolgten zu über 90 Prozent aus Mitteln der laufenden Geschäftstätigkeit. Der sehr hohe Cashflow sank wegen des geringeren Jahresüberschusses leicht um 2,8 Millionen Euro auf 59,7 Millionen Euro und bewegt sich damit auf dem Niveau von 2010. Die Eigenkapitalquoten konnten wegen der ergebnisbedingten Steigerung des Eigenkapitals trotz deutlich höherer Bilanzsummen erneut verbessert werden. Mit einem Plus von 13,0 Millionen Euro in der AG und 14,0 Millionen Euro im Konzern liegen sie jetzt bei 31,0 Prozent in der AG (+0,4 Prozentpunkte) und 27,1 Prozent im Konzern (+1,1 Prozentpunkte). Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern stieg zum Stichtag 31. Dezember 2012 von 1.291 auf 1.345 (+4,2 Prozent).
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr erwartet die Westfalen Gruppe insgesamt ein stabiles Ergebnis, da im Euro-Raum auch 2013 die Rezession anhalten wird und für Deutschland nur ein Wirtschaftswachstum von unter 0,5 Prozent prognostiziert wird. Im Bereich Gase geht das münstersche Unternehmen bei leicht steigenden Absätzen und höheren Umsätzen von einer Verbesserung der Ergebnisse aus. Probleme werden weiterhin in den globalen Lieferengpässen bei Flüssighelium gesehen. Im Bereich Energieversorgung lässt der lange Winter Absatz- und Umsatzsteigerungen sowie ein Ergebnis über Vorjahresniveau erwarten. Den Bereich Tankstellen beeinflusst die Entwicklung der Kraftstoffmargen in starkem Maße. Daher ist Finanzvorstand Dr. Carsten Wilken bei den Ergebnisplanungen vorsichtig. Absatz und Umsatz plant er auf Vorjahresniveau.