Osnabrück. Als Klimabotschafter haben die Osnabrücker Bären Tips und Taps einen neuen Auftrag: Sie „begleiten“ Zoobesucher durch „Klimatopia“, die neue 250 Quadratmeter große, interaktive Erlebnisausstellung zum Thema Klimawandel, und sollen sie zum Klimaschutz motivieren. Weitere Aktionen gab es am großen „Klimatopia-Tag“ am Sonntag (14.04.2013).
„Mit ‚Klimatopia’ knüpfen wir direkt an unseren Energiesparzoo an: Nachdem wir im Zoo Energiefresser aufgespürt und ausgeschaltet haben, möchten wir nun auch unsere Besucher motivieren, das Klima zu schützen“, erläutert Reinhard Sliwka, Aufsichtsratsvorsitzender der Zoo Osnabrück gGmbH. Eine besonders wichtige Rolle spielen dabei die Klimabotschafter Tips und Taps, zwei Mischlingsbärengeschwister, wie Zoogeschäftsführer Andreas Busemann berichtet. „Ihr Vater ist ein Eisbär, ihre Mutter ein Braunbär. Zunächst waren wir über ihre Geburt erschrocken. Inzwischen wurden derartige Hybriden jedoch auch in der freien Wildbahn nachgewiesen, und Forscher vermuten, dass sich die Vorkommen aufgrund des Klimawandels häufen könnten.“ So kam Busemann auf die Idee, mithilfe der Bären Tips und Taps in einer interaktiven Ausstellung die Besucher zum Klimaschutz zu motivieren.
Förderung für „Klimatopia“
Der Ansatz überzeugte – auch Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU): „Zoos sind für mich ein wichtiger Ort für Umweltbildung. Auf der einen Seite sind sie eine sehr gute Plattform: Jedes Jahr kommen Millionen von Menschen, jung und alt, in die Zoos. Auf der anderen Seite sind Tiere emotional sehr ansprechende Botschafter. Sie können Zoobesucher – natürlich mit ergänzenden Bildungsprogrammen – für neue Themen begeistern.“ Neben der DBU, die die interaktive Ausstellung mit 400.000 Euro förderte, unterstützten auch die Stadtwerke Osnabrück die erste dauerhafte Klimaschutzausstellung in einem deutschsprachigen Zoo. Manfred Hülsmann, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Osnabrück: „Nachhaltigkeit und Umweltbildung sind auch uns ein großes Anliegen. Deswegen haben wir ‚Klimatopia’ nicht nur finanziell, sondern auch mit unserem Know-how unterstützt. Als Experten insbesondere für die Themen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz konnten wir viel Wissen einbringen.“ Als Dritter im Boot half die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung bei der Realisierung. Geschäftsführer Karsten Behr: „Bereits die damalige Lottostiftung hat bei der Unterstützung des Unterirdischen Zoos gemerkt, dass Umweltbildung im Zoo mithilfe der Tiere sehr gut funktioniert. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung freut sich nun, dazu beizutragen, dass der Zoo Osnabrück mit ‚Klimatopia‘ diesen Weg weiter beschreiten kann“.
Ein Steinhöhlenlabyrinth neben dem Bärengehege
Doch was gibt es nun in „Klimatopia“ zu entdecken? Allein der Gang durch die höhlenartigen Ausstellungsräume neben dem Bärengehege ist bereits ein Erlebnis, wie Gestalter Detlef Gehrs berichtet: „Die Besucher gehen durch ein täuschend echt gestaltetes Steinlabyrinth mit sieben verschiedenen Höhlen. Die Steinformationen wurden mit Spritzbeton und viel Liebe zum Detail naturrealistisch gestaltet. Über 20 verschiedene Farbtöne lassen sie verwittert oder mit Moos bewachsen erscheinen.“ Zwischen den verschiedenen Höhlen bricht immer wieder die Steindecke auf und macht den Blick frei auf das Blätterdach des Buchenwaldes.
Drei Themenbereiche informieren über den Klimawandel
Das verwinkelte Steinlabyrinth ist in drei Themenbereiche eingeteilt: Arktis, Klimawandel und Klimaschutz. Ausstellungsmacherin und Meteorologin Monika Weyer erklärt das Konzept: „Die Besucher erfahren zunächst, was zurzeit in der Arktis vor sich geht und wie die Tierwelt davon betroffen ist. Im nächsten Bereich erläutern Klimaforscher Mojib Latif und Meteorologe Sven Plöger, was es mit dem Klimawandel auf sich hat. Abschließend geht es darum, was jeder einzelne zum Klimaschutz beitragen kann.“ Besonders spannend sei dabei das dreidimensionale Landschaftsmodell, wie Biologe Norbert Niedernostheide findet: „Häufig denken wir ja, warum soll ich etwas für den Klimaschutz tun, wenn andere mit dem Auto sogar zum Bäcker fahren? An dem Modell erfahren Besucher jedoch, dass bereits viele Klimaschutzprojekte in der Region umgesetzt werden.“ Mit einem speziellen Lichtstrahl können die Besucher die Projekte auf dem Modell anzielen und erhalten auf einem Monitor weitere Informationen hierzu.
Eine große Herausforderung bei der Ausstellungskonzeption: Die Konkurrenz zu den bärenstarken Klimabotschaftern. „Die Bären Tips und Taps begleiten die Besucher durch die Ausstellung: Große Fenster bieten einen tollen Blick auf die Außenanlage der Klimabotschafter. Um dieser ‚Konkurrenz’ Stand zu halten, gibt es interaktive Wissensvermittlung in kleinen Häppchen und mit viel Spaß“, so Weyer.
Klimatopia im Internet: www.klimatopia-os.de
Nach dem Gang durch „Klimatopia“ lohnt sich insbesondere für Kinder und Jugendliche der Besuch der dazugehörigen Internetseite www.klimatopia-os.de. Hier kann man sich in Ruhe noch einmal das Familienalbum von Tips und Taps anschauen, Mojib Latifs Erläuterungen zum Klimawandel lauschen oder in einem Stop-Motion-Film die Geschichte von Tips und Taps nachverfolgen. Auch Schulklassen können ihren Besuch der Ausstellung hier vor- oder nachbereiten. Die Zooschule bietet ab dem kommenden Schuljahr passende Besuchsangebote zu „Klimatopia“ an.
Großer Klimatopia-Tag am 14.04.2013
Anlässlich der Klimatopia-Eröffnung machten am Sonntag (14.04.2013) der Zoo und die Stadtwerke Osnabrück von 10 bis 17 Uhr Klimaschutz im gesamten Zoo erlebbar: Zoopädagogen erläuterten auf Führungen, wer zu den „Energiesparfüchsen“ im Tierreich gehört. Auf einer großen Aktionsfläche am Affentempel konnte für den Klimaschutz in die Pedale getreten werden, und „Frank und seine Freunde“ sowie die Gewinner der Mitmachaktion „Für den Klimaschutz auf die Bühne“ traten auf. Die Klimaschutz-Kampagne „Haus sanieren – profitieren“ der DBU stand den ganzen Tag für Fragen rund um „Energetische Gebäudesanierung“ zur Verfügung. Interessierte Hausbesitzer brachten dazu die Heizkostenabrechnungen der vergangenen drei Jahre, das aktuelle Schornsteinfegerprotokoll und – falls vorhanden – Bauskizzen und Unterlagen zur Haustechnik mit. Wer schon immer mal ein Pedelec ausprobieren wollte, konnte mit den im Zusammenhang mit einem Bildungsprojekt von der DBU geförderten Rädern des 3-Berge-Projekts einmal rund um den Zoo fahren. Zahlreiche weitere Aktionen fanden den ganzen Tag über statt. Nicht nur CO2, sondern auch Geld sparen diejenigen, die klimafreundlich per Bus oder Fahrrad angereist sind: Sie erhielten 2,50 Euro Ermäßigung auf den Zooeintritt (Nachweis: Busticket oder Stempel am Fahrradständer).
Die Ausstellung „Klimatopia“ kann zu den normalen Zoo-Öffnungszeiten besucht werden und ist im Zooeintritt enthalten.