Paderborn. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftebedarfs setzt auch die Agentur für Arbeit Paderborn auf einen Ausbau der beruflichen Qualifizierung. In 2013 sollen mit den unterschiedlichsten Maßnahmen annähernd 500 Frauen und Männern qualifiziert werden bzw. mit längerfristigen abschlussorientierten Maßnahmen beginnen. Dabei sollen nicht nur Arbeitslose entsprechend ausgebildet werden, auch Maßnahmen der berufsbegleitenden Qualifizierung (während eines Beschäftigungsverhältnisses) stehen auf dem Programm.
Wie Agenturchef Rüdiger Matisz erläuterte, kann sich mit den verschiedenen Angeboten aus der breiten Palette der beruflichen Weiterbildung (Qualifizierung) noch eine größere Anzahl von Arbeitslosen bzw. Arbeitnehmern auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes und den aktuellen Bedarf der Wirtschaft ausrichten.
Ein bzw. zwei aktuelle Beispiele
Zwei Frauen aus der Region, Madlen Kühne (39) aus Bad Driburg und Anika Nutt (34) aus Brakel , absolvieren derzeit eine Teilzeit-Umschulung zur Bürokauffrau bei der Paderborner Sprachwerkstatt und bereiten sich in diesen Tagen intensiv auf die schriftliche und mündliche Abschlussprüfung vor. Spätestens nach den Sommerferien wollen sie in eine neue berufliche Zukunft starten.
Madlen Kühne musste 2008 ihre Beschäftigung im Einzelhandel wegen der Betreuung ihrer beiden Kinder aufgeben. Ihr damaliger Arbeitgeber konnte ihr keine Teilzeitbeschäftigung anbieten, so dass zunächst der Weg in die Arbeitslosigkeit vorgezeichnet war. Anika Nutt konnte vor einigen Jahren nach der Geburt ihres Sohnes den Beruf als Erzieherin nicht mehr aufnehmen, da sie sich nach einem Unfall aus gesundheitlichen Gründen beruflich umorientieren musste.
Wie viele andere Frauen vor und sicherlich auch noch nach ihnen, haben sich Frau Kühne und Frau Nutt nach mehreren Jahren, in denen die Familie und die Erziehung der eigenen Kinder im Vordergrund standen, wieder auf den Weg zurück in die Arbeitswelt gemacht. Beide haben bei Ihren „Rückkehrbemühungen“ schnell gemerkt, dass eine berufliche Wiedereingliederung ohne Neuorientierung und eine damit einhergehende berufliche Qualifizierung kaum realistisch erschien. Im Beratungsgespräch mit ihren Arbeitsvermittlerinnen bzw. der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in der Agentur für Arbeit, Ingrid Tegeler, wurde die Sinnhaftigkeit einer Qualifizierung geklärt und die finanzielle Förderung seitens der Arbeitsagentur besprochen.
Gerne und hochmotiviert haben die beiden Frauen zusammen mit den 11 anderen Lehrgangsteilnehmerinnen die Qualifizierungsmaßnahme „Teilzeit-Umschulung für kaufmännische Berufe“ bei der Sprachwerkstatt vor 28 Monaten begonnen und bereiten sich jetzt auf ihren beruflichen Abschluss vor. Am Ende der Ausbildungszeit werden sie über 32 Monate bewiesen haben, dass Teilzeitqualifizierung bzw. –Beschäftigung und Familien- und Kinderfürsorge gut miteinander zu verbinden waren, auch wenn es nicht immer leicht gefallen ist.
Mit den teilnehmenden Frauen ist Lydia Spadi als Kursverantwortliche bei der Sprachwerkstat zuversichtlich, dass alle Absolventinnen die schriftliche und mündliche Prüfung vor dem Prüfungsausschuss der Industrie- und Handelskammer erfolgreich absolvieren und dann auch relativ schnell eine ausbildungsadäquate Beschäftigung finden werden.
Ingrid Tegeler von der Arbeitsagentur weiß aus Gesprächen mit den Teilnehmerinnen und potentielle Arbeitgebern, dass hier ein guter Weg konzipiert und umgesetzt wurde, um die Wirtschaft bei der Suche nach geeigneten Fachkräften zu unterstützen. So werden auch im Laufe des Jahres neue Teilzeit-Qualifizierungen starten.
„In 2.706 theoretischen Unterrichtsstunden wurden die Inhalte der Ausbildung zur Bürokauffrau, Kauffrau im Gesundheitswesen oder Personaldienstleistungskauffrau vermittelt. Es wurden die schon vorhandenen EDV-Kenntnisse auf einen neuen Stand gebracht. Aber auch die Vermittlung aktueller Normen im kaufmännischen Schriftverkehr, Sekretariatsmanagement, Buchführung sowie Kommunikationstechnik und Zeitmanagement standen auf dem Stunden-plan. Der praktische Teil der Ausbildung erfolgte bei Arbeitgebern aus Handel, Sozial- und Gesundheitswesen sowie Personaldienstleistern. Zum Abschluss durchlaufen die Teilnehme-rinnen die schriftliche und mündliche Prüfung vor der IHK. Hier werden sie beweisen können, dass ihre Kompetenzen für einen späteren Arbeitsplatz als Fachfrau vorliegen“, erläutert Lydia Spadi. Für die Bewerbung auf einen zukünftigen Arbeitsplatz wurden die Teilnehmerinnen in einem umfangreichen Trainingsprogramm fit gemacht und hoffen dann auf eine baldige In-tegration in das Arbeitsleben.
Hintergrundinformationen Daten / Fakten:
35 neue Altenpfleger/innen und Erzieher/innen
Die Agentur für Arbeit Paderborn setzte die im Dezember 2012 von Bund, Ländern und Verbänden unterzeichnete „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege“ um und bietet in 2013 32 Interessierten die Möglichkeit einer Aus- bzw. Weiterbildung zum/zur staatlich geprüften Altenpfleger/in. Hinzu kommen Mittel für drei Plätze zur Umschulung zum/zur staatlich geprüften Erzieher/in.
174 zusätzliche Fachkräfte mit der „Initiative zur Flankierung des Strukturwan-dels“ (IFlaS)
Der Fokus des Sonderprogramms IFlaS liegt auf Berufsabschlüssen für Geringqualifizierte in Branchen mit künftig wachsendem Fachkräftebedarf, das den Betroffenen eine neue und nachhaltige Perspektive auf dem Arbeitsmarkt eröffnet. Bis zu 174 Menschen können in die-sem Jahr so gefördert und zu Fachkräften qualifiziert werde
60 neue Fachkräfte für Betriebe – Sonderprogramm WeGebAU
Mit dem Sonderprogramm werden kleine und mittlere Unternehmen bei der Weiterbildung ge-ring qualifizierter oder älterer Beschäftigter unterstützt. 2013 fördert die Arbeitsagentur Pader-born bis zu 60 solcher Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen und unterstützt die Betriebe so bei der Fachkräftesicherung im eigenen Unternehmen.
Gemeinsam mit weiteren arbeitsmarktpolitischen Instrumenten finanziert die Paderborner Ar-beitsagentur in diesem Jahr rund 500 Aus- und Weiterbildungen, von der Umschulung zur Kindertagespfleger/innen über Maßnahmen der Schweißtechnik bis hin zur Qualifizierung als Berufskraftfahrer. Die Möglichkeiten sind vielfältig und orientieren sich am Bedarf des Arbeitsmarktes.