Wiesbaden (dapd). Vor der Lichtenbergschule in Darmstadt ist die sprichwörtliche Hölle los. Dicht gedrängt stehen die Schüler der Europaschule mit gezückten Blöcken und zum Schnappschuss bereiten Smartphones. „Sympathisch“ finden die beiden Sechstklässler Marleen und Lilli das Staatsoberhaupt. Aufgeregt hoffen sie, ein Autogramm von ihm ergattern zu können. Ein knappes Jahr nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten ist Joachim Gauck am Freitag zum offiziellen Antrittsbesuch nach Hessen gekommen. Der Besuch in Hessen ist für Gauck und vor allem für seine Lebensgefährtin Daniela Schadt ein besonderer: Die 53 Jahre alte Journalistin wuchs in Hanau auf und ging dort auf die Karl-Rehbein-Schule. „An meiner Schule hat sie Volleyball gespielt“, erinnert sich Landtagspräsident Norbert Kartmann. Das sei die Otto-Hahn-Schule gewesen, und er war damals dort Lehrer für evangelische Religion und Physik. Hanau ist am Freitagabend die letzte Station des Präsidentenpaares – empfangen werden sie am Morgen in Wiesbaden von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), Mitgliedern des Landeskabinetts, den Fraktionschefs aus dem Wiesbadener Landtag und Kartmann. „Es ist uns eine große Ehre und eine große Freude, Sie in dem starken Land Hessen willkommen zu heißen“, betont Bouffier. Gauck bedankt sich mit der Bemerkung, er habe ja gar nicht gewusst, dass die hessische Regierung „neben der herausragenden Staatskunst Ihres Kabinetts“ auch so gute Verbindungen zu den Wettermachern habe. Tatsächlich herrscht den Tag über „Präsidentenwetter“ – egal ob beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Wiesbaden im Kurhaus oder beim Besuch in Darmstadt. In Frankfurt informiert sich der Präsident am Nachmittag im Deutschen Architekturmuseum über die Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ sowie über eine Ausstellung über neue Wohnformen im Alter. Bürger kommen allerdings an den meist Stationen nur wenige zum „Gauck-Gucken“. Dabei hat der Bundespräsident doch sie ganz besonders im Fokus. „Der besondere Schatz“ eines Landes, das seien seine engagierten Bürger, betont der Bundespräsident und hebt immer wieder hervor, wie wichtig „der gelebte Bürgerwille“ für eine Demokratie sei. „Wir haben in den kommenden Jahren viel zu gestalten“, schickt Gauck dann noch eine Mahnung an die Politiker. Im Wahljahr 2013 sei leider zu erwarten, dass viele „das Glück oder das Elend in glühendsten Farben“ ausmalten. „Das wird für uns Bürger ein wenig stressig sein“, merkt der Präsident an. Aber die Republik habe ja „die bisherigen Wahlkämpfe überlebt“. Und sei auch mit teils unerwarteten Wahlausgängen fertig geworden – „es tobt dann kein Bürgerkrieg“. Um Krieg und Frieden geht es dann auch in der Lichtenbergschule – in der der Bundespräsident wie ein Popstar empfangen wird. In der Aula geht dann es mit den Leistungskursen Politik des 12. Jahrgangs jedoch um ernstere Fragen: Warum er in seiner Europarede nicht die antidemokratischen Tendenzen in Ungarn angesprochen habe, und warum Deutschland nicht den Rebellen in Syrien helfe, wollten die Schüler wissen. „Jaaa…“, sagt Gauck, und fügte hinzu: „Wie sage ich das jetzt diplomatisch…?“ Früher, als Bürgerrechtler in der DDR hätte er auch gesagt, „wir müssen da reingehen“, meint er mit Blick nach Syrien. Heute, als Bundespräsident müsse er vorsichtiger formulieren und mehrere Faktoren bedenken. Die lange Freundschaft zu Ungarn etwa, die eine öffentliche Rüge verbiete. Doch als Bouffier vor den Schülern das leise Eintreten für Menschenrechte propagiert, hakt Gauck ein: „Das können wir so nicht stehen lassen“. Es müsse auch ein deutliches Eintreten für die Wert geben, betont er. Manchmal allerdings, wie in Syrien, sei es eben so „dass wir das moralische Gebotene nicht tun können“, weil die Fronten zu unklar seien, bedauert Gauck. Die Zwänge des Amtes schränkten seine persönliche Freiheit enorm ein, antwortet der Bundespräsident auf eine weitere Frage. Freiheit, das könne aber auch die Freiheit sein, etwas aufzugeben – weil man für eine Aufgabe brenne. „Der Sinn des Lebens“, den könne man selbst gestalten, und vielleicht eines Tages sogar Bundespräsident werden. „Das geht aber nicht vom Zugucken“, mahnt Gauck: „Das geht nur vom Mitmachen.“ dapd (Politik/Politik)
Der Sinn des Lebens aus Präsidentensicht
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen