Paderborn. Mit Inkrafttreten des Hochschulfreiheitsgesetzes am 1. Januar 2007 konnten die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen weitestgehend ihre Aufgaben nach eigenem Willen gestalten. Die Universität Paderborn hat dies in beeindruckender Weise gemacht und viele Projekte auf den Weg gebracht.
„Ohne die Gestaltungsfreiheit würde Paderborn heute nicht so prominent dastehen“, sagt der Kreisvorsitzende André Heinermann der Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter (WJ). Kooperationen, Drittmittelbeschaffung, Forschungsaktivitäten und Bauprojekte wurden von den universitären Machern professionell und zielgerichtet vorangetrieben. Die Landesregierung will nun das Gesetz ändern und durch neue Eingriffsmöglichkeiten die gewonnene Freiheit wieder deutlich einschränken.
Der Verband der Unternehmer und Führungskräfte in den Kreisen Paderborn und Höxter sieht das kritisch und fordert:
Die Hochschulen sollen ihre Autonomie und Eigenverantwortung behalten
Insbesondere, weil die nordrhein-westfälischen Hochschulen nicht nur im landesweiten Wettbewerb stehen, sondern sich auch national und international behaupten müssen, brauchen sie Freiheiten, die es ihnen ermöglichen, diesem Stand zu halten. Nur so seien sie in der Lage eine eindeutige Strategie und ein eigenes Profil zu entwickeln. Und das muss insbesondere dem demografischen Wandel der Studentenschaft und den Motiven, warum man sich für eine Universität entscheidet entsprechen. Die WJ sind überzeugt, dass Hochschulen weiterhin möglichst eigenverantwortlich und effizient agieren müssen, um weiterhin am Markt erfolgreich zu sein.
Keine weiteren Steuerungselemente
Die Landesregierung will die strategischen Planungen übernehmen. Damit schränkt sie die Hochschulautonomie enorm ein. Auch soll es Beschneidungen im Bereich der Haushalts-, Wirtschafts- und Personalpolitik geben. Neue bürokratische Prozesse würden Entscheidungen verkomplizieren und die Verbesserung von Qualitätsansprüchen und Innovationsdenken könnte ebenfalls eingeschränkt werden. Heinermann befürchtet, dass reaktionsschnelle Handlungen, gerade wenn es um passgenaue Personalentscheidungen geht, im Keim erstickt werden könnten.
Weniger staatliche Kontrolle, besseres Studium
Damit Absolventen der Hochschulen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, müssen diese eine gute universitäre Bildung genießen können. Wie dies durch Lehre und Forschung umgesetzt werden kann, trauen die Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter eher den Schulen, als der Landesregierung zu. So sollen die Qualitätsverbesserungen an den Universitäten sich an dieser Aufgabe ausrichten, um für die Wirtschafts- und Industrieregion NRW von Nutzen zu sein und sich nicht an gesellschaftspolitischen Zielvorstellungen ausrichten. „Wir sind davon überzeugt, dass hochschulische Forschung und wirtschaftliches Wachstum durch Autonomie der Hochschulen viel besser gelingt,“ erklärt André Heinermann.
Qualitätssicherung durch Hochschulrat muss bleiben
Das neue Gesetz sieht vor, die Aufgaben des Hochschulrates auf die Funktionen „Aufsicht und Beratung“ zu begrenzen. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass die Hochschulen enorm von den externen Persönlichkeiten profitieren und diese sich als sinnvolles Impuls- und Kontrollorgan etabliert haben. „Gerade die Rolle der Hochschulräte sehen wir als sehr bedeutend. Die Mitglieder können Bedürfnisse aufzeigen und sie bringen noch mal eine neue Sichtweise ein. Auch bei der Wahl der Hochschulleitung spielen sie eine starke richtungsweisende Rolle“, so die Meinung der Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter.