In die Welt der Schwarmintelligenz eintauchen

Paderborn. Von Ameisen, Heuschrecken, oder Fischen können Menschen noch etwas lernen. Einen interessanten Einblick in das Thema Schwarmintelligenz gab Junior-Professor Dr. Heiko Hamann beim traditionellen Fischessen der Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter am Aschermittwoch in der „Spardose“ der Sparkasse Paderborn-Detmold.

Anhand von anschaulichen Beispielen aus der Natur erläuterte der Wissenschaftler der Universität Paderborn, wie intelligent und kooperativ beispielsweise Ameisen und Termiten durch Arbeitsteilung für sie große Aufgaben meistern können. Jedes Tier folgt dabei nur seinem Nachbarn und sorgt für die erstaunlichen Schwärme von Fischen und Vögeln, die dadurch auch einen Schutz vor Feinden bieten.

Einen selbstverstärkenden Effekt nennt das Prof. Dr. Heiko Hamann, der nicht nur bei den Wanderbewegungen von Ameisen, sondern auch bei Menschen zu beobachten sei. Denn diese beeinflussten sich beispielsweise bei einer Kaufentscheidung von ihrem direkten Umfeld. Das habe man bei dem Zweikampf zwischen der HD DVD und der Blue Ray am Markt deutlich gesehen. „Für uns ist es wichtig, die generellen Eigenschaften in der Biologie zu erkennen und sie dann auf die Ingenieurtechniken zu übertragen“, so Hamann, der bereits über 40 internationale Veröffentlichungen aufzuweisen und an verschiedenen EU-Forschungsprojekten mitgewirkt hat. Auch bei der Steuerung von Netzwerken könnte die Schwarmintelligenz so etwas wie ein Vorbild sein. So seien nach Angaben von Hamann verteilte Steuerungen wie sie Tierschwärme mit ihren ausschließlich lokalen Verbindungen bildeten, weniger anfällig für einen Ausfall als zentrale oder dezentrale Netzwerksteuerungen.

Das will sich die Schwarmrobotik an der heimischen Universität als junge Wissenschaft zu Nutze machen. „Wir wollen die Modelle der Schwarmintelligenz technologisch auf die mobile Robotik übertragen. Sie arbeiten zusammen und kooperieren, entscheiden kollektiv und sind robust gegenüber Fehlern“, erläuterte der Gastreferent. Als Beispiel könnte sich Hamann einen Schwarm von kleinen Reinigungsrobotern im Haushalt vorstellen. Und einen künftigen Nutzen für die Raumfahrt sieht er auch: So könnte künftig eine Mission mit einer Vielzahl von kleinen Sonden erfolgen statt nur mit einer. Bereits jetzt würde man bei der Optimierung von Software auf die Algorithmen von Ameisen zurückgreifen.

Vielleicht können durch die Schwarmrobotik möglicherweise künftig sogar Hungersnöte eingedämmt werden. So könnte laut dem Experten die gefräßigen Wanderheuschrecken mit Robotern, die sie imitieren, gemischt werden. „Es gibt auch so etwas wie die Schwarmdummheit. Die Roboter könnten dann die Heuschrecken in Gebiete umleiten, wo sie keinen Schaden anrichten“, erläuterte Hamann.

„Der Abend hat gezeigt, dass wir von der Natur lernen können“, resümierte Sparkassen-Vorstandsmitglied Andreas Trotz. Das Geldinstitut unterstütze Wissenschaftler an der Universität mit Stiftungsprofessuren. Dabei sei Interdisziplinarität gefragt. Er bezeichnete die Sparkasse als Motor für die wirtschaftliche Entwicklung der Region und bedankte sich bei den Wirtschaftsjunioren für die fruchtbare Zusammenarbeit. Deren neuer Vorsitzender, André Heinermann, war beeindruckt von der Schwarmintelligenz. „Nur, dass Schwärme ohne einen Chef auskommen, irritiert mich. Irgendeiner muss doch Entscheidungen treffen“, so der Unternehmer.

 

Veröffentlicht von

Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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