Bielefeld/Höxter. Älter, weniger, bunter. Der demografische Wandel wird auch OstWestfalenLippe verändern. Demografische Entwicklungen wirken sich auf alle Lebens- und Arbeitsbereiche aus – auch auf Bildungs- und Kultureinrichtungen, betonte Petra Klug, Senior Projektmanagerin bei der Bertelsmann Stiftung. Doch wie bereiten sich Kulturakteure schon jetzt auf die Zukunft vor? Diese Fragen standen heute im Mittelpunkt der 6. OWL Kulturkonferenz.
Rund 200 Fachleute aus Politik, Verwaltung, Verbänden, Institutionen und Bildungseinrichtungen waren auf Einladung des Kulturbüros der OstWestfalenLippe GmbH ins Schloss Corvey gekommen. OWL ist weit über seine Grenzen als Kulturregion bekannt. Unsere Aufgabe muss es sein, diese Region auch für eine sich ändernde und immer älter werdende Bevölkerung weiter attraktiv zu gestalten, betont Landrat Friedel Heuwinkel, Vorsitzender des Fachbeirats Kultur der OWL GmbH.
Petra Klug zeigte in Ihrem Vortrag die Entwicklungstrends für die Region in Sachen Demografie auf – und machte zugleich Mut, den Wandel als Chance zu begreifen: Spannend wird es, wenn beispielsweise die Kultur nicht nur auf Trends reagiert, sondern diese aktiv und vor allem kreativ mitgestaltet.
Geht die Kultur mit den Menschen? Diese provokante Frage stellte der zweite Referent, Prof. Dr. Dieter Haselbach. Der Mit-Autor der viel diskutierten Polemik Der Kulturinfarkt fordert die Kulturakteure auf, ihre Wagenburg-Mentalität aufzugeben, sich stärker an der tatsächlichen Nachfrage zu orientieren und privatwirtschaftlich organisierten Angeboten den Vorzug zu geben. Zudem regte der Soziologe und Unternehmensberater mehr Kooperation zwischen Kulturanbietern an, um auch die eher ländlich strukturierten Gebiete adäquat und finanzierbar mit Kulturangeboten versorgen zu können.
Alle Untersuchungen zeigen, dass vor allem eine regionale Abstimmung wirksame Lösungen hervorbringt, verdeutlichte Bernd Neuendorf, Staatssekretär im NRW-Kulturministerium. Der regionale Gedanke müsse im Mittelpunkt stehen: Kirchturmdenken schadet nicht nur dem Nachbarn, sondern auch jedem einzelnen selbst. Die sehr gute kulturelle Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen müsse gemeinsam weiterentwickelt, der Austausch untereinander verstärkt werden.
Die Bevölkerung der Stadt Höxter wird bis 2030 voraussichtlich um 18 Prozent schrumpfen, berichtet Bürgermeister Alexander Fischer. Wir werden uns darauf konzentrieren müssen, zumindest unsere Standards zu halten, erklärte Fischer. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Stadt eine Demografiebeauftragte eingesetzt und im Bereich Theater eine Kooperation mit der Nachbarstadt Beverungen ins Leben gerufen.
Nach den Vorträgen diskutierten die Teilnehmer in Fachforen über verschiedene Aspekte der Kultur in Zeiten des demografischen Wandels. Nach dem Konferenzprogramm konnten alle Interessierten das Schloss besichtigen – immerhin ist Corvey auf dem Weg zum Weltkulturerbe und damit ein großer Schatz der Kulturregion OstWestfalenLippe.
OWL Kulturkonferenz
Zum 6. Mal hatte das OWL-Kulturbüro der OstWestfalenLippe GmbH Fachleute aus Kultur, Bildung, Verwaltung und Politik zur OWL Kulturkonferenz eingeladen. Die Veranstaltung ist ein regionales Forum für Information, Erfahrungsaustausch und Vernetzung sowie Präsentation erfolgreicher Praxisbeispiele. Damit ist sie ein wichtiger Teil der Aktivitäten, mit denen sich das OWL Kulturbüro für die Förderung der kulturellen Vielfalt in der Region einsetzt.