New York (dapd). Deutschlands größter Stahlproduzent ThyssenKrupp wird beim Verkauf seiner neu erbauten Stahlwerke in Brasilien und den USA wohl nur einen Bruchteil der investierten zwölf Milliarden Euro wiedersehen. Nach Informationen des „Wall Street Journal“ bietet der brasilianische Konkurrent Siderurgica Nacional für das Werk im US-Bundesstaat Alabama und einen Mehrheitsanteil an der Stahlhütte in Brasilien 3,8 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro). Stahl-Weltmarktführer ArcelorMittal habe 1,5 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) für das ThyssenKrupp-Stahlwerk im US-Bundesstaat Alabama offeriert, berichtete das Wirtschaftsblatt am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen weiter. Außerdem gebe es eine Offerte des US-Stahlproduzenten Nucor in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar für das Stahlwerk in den USA. ThyssenKrupp lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Ein Konzernsprecher sagte, das Unternehmen wolle zu diesem Zeitpunkt des Verkaufsprozesses keine Details zu Zeitplänen, Interessenten oder Geboten nennen. Der Wertverlust kommt für den Essener Konzern allerdings nicht überraschend. Das Unternehmen hatte bereits milliardenschwere Wertberichtigungen auf die Anlagen vorgenommen. Das Amerika-Abenteuer wurde für den Konzern zum Milliardengrab. Nicht nur, dass sich die geplanten Baukosten in Brasilien vervielfachten, auch das gesamte Geschäftsmodell lief aus dem Ruder. Denn die Hoffnungen, in Brasilien billig Stahl produzieren zu können, wurden durch den Boom des Wirtschaftswunderlandes, die daraus resultierenden Lohnsteigerungen und den Höhenflug der brasilianischen Währung zunichtegemacht. Auch in den USA war der Wettbewerb härter, als die Deutschen erwartet hatten. Die Werke bescherten deshalb dem Konzern in den vergangenen Jahren Milliardenverluste. An der Börse beflügelte die Aussicht, dass der Konzern seine Sorgenkinder bald los seien könnte, die ThyssenKrupp-Aktie. Sie notierte am Donnerstagmittag rund 1,5 Prozent über dem Vortageskurs. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)