Gütersloh. Ostwestfalen-Lippe verzeichnet Erfolge bei seinen Bemühungen, die ausländische Bevölkerung besser zu integrieren. Das belegt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung für die sechs Landkreise der OWL-Region und die Stadt Bielefeld. Positiv entwickeln sich vor allem die Bildungsabschlüsse. Mehr Abiturienten, weniger Schulabbrecher, sinkende Arbeitslosenzahlen – diese Faktoren gelten als entscheidend für ein Gelingen von Integration. Sorge bereitet hingegen der Anstieg der Kinderarmut in ausländischen Familien.
„Im Bildungsbereich hat Ostwestfalen-Lippe Fortschritte gemacht bei der Integration der ausländischen Bevölkerung und liegt teilweise erheblich besser als der Landesdurchschnitt. Das sollte die Kommunen in ihrem Engagement bestärken“, sagte Integrationsexperte Ulrich Kober von der Bertelsmann Stiftung. Vor großen Herausforderungen stehen die Kreise, Städte und Gemeinden jedoch nach wie vor – nicht zuletzt aufgrund der hohen Quote von ausländischen Kindern, die in Familien aufwachsen, welche von Sozialhilfe leben. Kober: „In Deutschland ist Bildungserfolg eng an soziale Herkunft gekoppelt. Deshalb gefährden steigende Armutsquoten ausländischer Kinder den allgemeinen Positivtrend bei den Bildungsabschlüssen.“
Der positive Trend zeigt sich insbesondere beim Anteil von Abiturienten an den ausländischen Schulabgängern. Mit großem Abstand an der Spitze liegt der Kreis Herford, wo in 2010 nahezu jeder fünfte ausländische Schulabgänger mit der Hochschulreife abschloss (21 Prozent). Fünf Jahre zuvor waren es lediglich 9,6 Prozent. Erhebliche Steigerungen gibt es bei der Abiturientenquote der ausländischen Jugendlichen auch in der Stadt Bielefeld (von 7,9 auf 13,9 Prozent), in den Kreisen Gütersloh (von 5,9 auf 9,0), Lippe (von 4,0 auf 8,7) und Minden-Lübbecke (von 6,7 auf 11,5). Fast konstant blieb die Quote im Kreis Paderborn (von 6,4 auf 6,5). Einzig der Kreis Höxter meldet einen Rückgang (von 12,8 auf 10,7). In Nordrhein-Westfalen stieg der Anteil der Abiturienten unter den ausländischen Schulabgängern in den Jahren 2006 bis 2010 von 11,1 auf 13,4 Prozent.
Gute Entwicklungen vermeldet die Studie auch zu den Zahlen der Schulabbrecher, allerdings schneiden nur der Kreis Höxter und die Stadt Bielefeld besser ab als der Landesdurchschnitt. Immerhin: In vier von sechs Kreisen und in Bielefeld sinkt der Anteil von ausländischen Schülern, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Die geringste Schulabbrecherquote unter den ausländischen Schülern in OWL verzeichnete 2010 der Kreis Höxter mit 8,9 Prozent. Fünf Jahre zuvor waren es noch 12,8 Prozent. In Bielefeld ging der Anteil von ausländischen Schulabbrechern im selben Zeitraum von 15,6 auf 10,9 Prozent zurück. Auch in den Kreisen Lippe (von 22,0 auf 18,2 Prozent), Minden-Lübbecke (von 20,6 auf 18,2) und Herford (von 17,0 auf 14,8) verringerte er sich. Allein in den Kreisen Gütersloh (von 11,0 auf 14,0) und Paderborn (von 13,4 auf 16,7) nahm der Anteil von ausländischen Schulabgängern ohne Abschluss zu. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen sank die Abbrecherquote zwischen 2006 und 2010 um 1,5 Prozentpunkte auf 12,3 Prozent.
Fast überall rückläufig ist in Ostwestfalen-Lippe die Arbeitslosigkeit der ausländischen Bevölkerung. Die Arbeitslosenquote sank zwischen 2005 und 2010 in der Stadt Bielefeld (von 18,4 auf 15,1 Prozent) und in fünf von sechs Kreisen. Am niedrigsten ist sie im Kreis Höxter (von 6,9 auf 6 Prozent), es folgen die Kreise Gütersloh (von 11,1 auf 7,7), Paderborn (von 10,9 auf 9,1), Herford (von 15,4 auf 12,4) und Lippe (von 14,8 auf 12,8). Lediglich im Kreis Minden-Lübbecke stieg der Anteil der Arbeitslosen unter den ausländischen Einwohnern von 6,8 auf 10,7 Prozent.
Anlass zur Sorge bietet der flächendeckende Anstieg der Kinderarmut bei der ausländischen Bevölkerung. In allen ostwestfälischen Kreisen stieg im Zeitraum zwischen 2005 und 2010 der Anteil ausländischer Kinder, die in Familien mit SGB-II-Bezug leben. Besonders hoch ist die Kinderarmut in der Stadt Bielefeld, wo 63 Prozent der ausländischen Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren in Familien aufwachsen, die mit Sozialleistungen ihren Lebensunterhalt bestreiten (2005: 47,3 Prozent). Auch im Kreis Paderborn (von 40 auf 57,5 Prozent) liegt die Armutsquote von ausländischen Kindern über dem NRW-Landesdurchschnitt (40 Prozent). Darunter liegen die Kreise Minden-Lübbecke (von 35,3 in 2007 auf 42,9), Herford (von 34,3 auf 38,9), Lippe (von 32,2 auf 36,1), Gütersloh (von 22,5 auf 27,2) und Höxter (von 14,2 auf 18,3).