Berlin (dapd). Die Deutschen essen gern Fleisch. Viel Fleisch: Im Durchschnitt vertilgt der Bundesbürger in seinem Leben 1.094 Tiere, darunter Rinder, Schweine, Schafe und Hühner und Gänse. Pro Jahr ist das ein Verzehr von 60 Kilogramm pro Kopf, die doppelte Menge wie in Entwicklungs- und Schwellenländern. International belegen die Deutschen beim Fleischkonsum einen Spitzenplatz. Welche globalen Auswirkungen dieser Konsum hat, zeigt ein am Donnerstag in Berlin vorgestelltes Nachschlagewerk der Heinrich-Böll-Stiftung, des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Monatszeitung „Le Monde diplomatique“. „Der Fleischatlas soll Daten und Fakten zu den globalen Auswirkungen und Dimensionen unseres Fleischkonsums liefern“, sagte Stiftungsvorstand Barbara Unmüßig. Und die sind den Angaben zufolge nicht ohne: Die intensive Fleischproduktion sei nicht nur qualvoll für die Tiere und belaste die Umwelt, sondern verschlinge gleichzeitig riesige Mengen an Rohstoffen, die als Futtermittel importiert werden. Nach China sei Europa mittlerweile der größte Importeur von Soja, der vor allem aus Argentinien und Brasilien kommt. Im großen Stil erweitern diese Länder Unmüßig zufolge ihre Anbauflächen für die Sojaproduktion als Futtermittel. „Mittlerweile nutzen wir nahezu ein Drittel der weltweiten Landflächen für die Futtermittelproduktion.“ Kleinbauern verlören dagegen zunehmend ihr Land und damit ihre Nahrungs- und Existenzgrundlage. Das Schnitzel auf dem Teller gehe nicht selten auf Kosten der Ernährungssicherheit zahlreicher Menschen im Süden dieser Welt, kritisierte Unmüßig. Politik soll „endlich umsteuern“ „Die Flächen in Argentinien und Brasilien sind zu 90 Prozent mit gentechnisch verändertem Soja angebaut“, sagte Unmüßig. Dieser lande auch in den Mägen der deutschen Masttiere. Auch vergifte der massive Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln Mensch um Umwelt. Durch den großflächigen Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung nähmen zudem Resistenzen gegen Antibiotika zu. Europaweit sterben im Jahr dem Atlas zufolge dadurch rund 25.000 Menschen. Der Fleischatlas solle daher aufklären, informieren und die Verbraucher zum Nachdenken anregen. Die Initiatoren wollten aber auch die Politik auffordern, „endlich umzusteuern“, sagte Unmüßig. „Wir brauchen eine Kehrtwende in der Agrarpolitik.“ Subventionen für die intensive Fleischproduktion müssten gestrichen, Landnahme im Süden verhindert, die kleinbäuerliche Landwirtschaft gefördert und das Menschenrecht auf Nahrung endlich ernst genommen werden, sagte sie. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger richtete seine Kritik direkt an Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU). Sie dürfe nicht länger die notwendigen Schritte zu einer Agrarreform in der EU blockieren. In Deutschland würden etwa weiter mit Subventionen neue Megaställe gebaut, deren Förderung Fleisch beim Discounter scheinbar billig mache. Das Privileg, das Massentierhaltung mit konventioneller Landwirtschaft gleichgesetzt werde, müsse beendet werden. Scheinbar billiges Fleisch sei tatsächlich das teurere, sagte Weiger. Der Verbraucher müsse dreimal zahlen: „Einmal beim Kauf des Fleisches, dann mit Steuergeld für neue Ställe und Schlachthöfe und drittens für die Umwelt- und Gesundheitsschäden.“ Aigner habe es nicht geschafft, hier Veränderungen einzuleiten. Es müsse in diesem Jahr zu einer echten ökologischen, sozialen Reform der europäischen Agrarpolitik kommen, sodass Subventionen an strenge Umwelt- und Tierschutzauflagen gebunden werden. Der Fleischatlas kann bei der Heinrich-Böll-Stiftung kostenlos bestellt oder auf deren Internetseite heruntergeladen werden. (Der Fleischatlas beim BUND im Internet: http://url.dapd.de/PsEBcP ) dapd (Politik/Politik)
Deutsche belegen Spitzenplatz beim Fleischkonsum
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen