Berlin (dapd-bln). Das neue Desaster am Hauptstadt-Airport sorgt in Berlin vor allem für Frust und Unmut. Doch die Verschiebung der für den 27. Oktober 2013 geplanten Eröffnung beschert einigen Händlern in Tegel ein verspätetes Weihnachtsgeschenk. Sabine Schäfer hat sich über die Nachricht vom erneut verschobenen Flughafenstart gefreut. „Das ist wunderbar. Meinetwegen kann es hier noch Jahre weitergehen“, sagt die Verkäuferin von Handtaschen und Koffern, während sie die neu gelieferte Ware auspackt. „Je länger desto besser.“ Seit der Eröffnung des Ladens 2007 ist sie dabei. „Wir gehen hier doch noch in Rente“, sagt die 47-Jährige und lacht. Eigentlich wäre Ende Mai 2012 Schluss gewesen. In Schönefeld hatte die Firma kein neues Geschäft bekommen. „Ich wäre erst einmal ein halbes Jahr zu Hause geblieben, ist ja auch schön.“ Dann platzte im vergangenen Jahr die für den 3. Juni geplante Inbetriebnahme des Airports wegen Mängeln beim Brandschutz. Frühestens 2014 sollen jetzt Flugzeuge vom Airport „Willy Brandt“ abheben. Solange wird es auch das Ledergeschäft in Tegel geben. „Das trifft uns wirtschaftlich ziemlich hart“ In Tegel müsse aber jetzt auch etwas passieren, meint Schäfer. „Der Flughafen ist wirklich hart am Limit.“ Seit Juni gebe es deutlich mehr Fluggäste. „Dafür ist der doch gar nicht gebaut worden.“ Für Passagiere fehle vor allem ein Lebensmittelgeschäft und ein Blumenladen. „Jeder Flughafen hat einen Blumenladen.“ Auch eine Parfümerie fehle. Regelmäßig beschwerten sich Fluggäste: „Eine Parfümerie gibt es hier nicht? Wir sind doch in der Hauptstadt.“ Uwe Pfendt hat für seine Sonnenbrillen ein Geschäft am Flughafen Schönefeld bekommen. Zuerst schien es wie ein Glücksfall. Der Inhaber investierte eine sechsstellige Summe. Nun sei das Geld für eine unbestimmte Zeit weg. Die entsprechenden Umsätze fehlten. „Das trifft uns wirtschaftlich ziemlich hart“, betont der 56-Jährige. Taxifahrer Gerhard Kinner war über die erneute Verschiebung der Eröffnung hoch erfreut. „Für uns kann nichts Besseres passieren“, sagt er. Seit 47 Jahren fährt er Taxi in Berlin. Am liebsten würde der 75-Jährige ein Volksbegehren machen: „Tegel sollte für immer offenbleiben.“ Die gesamte Taxibelegschaft stünde hinter ihm. „Wir sind eine große Familie hier in Tegel.“ Schönefeld sei ihm zu unsicher. „Das ist alles so ungewiss dort.“ „2014 gehe ich gemeinsam mit Tegel in Rente“ Noch zwei Jahre muss Herbert Bremer als Glaser am Flughafen arbeiten. „2014 gehe ich gemeinsam mit Tegel in Rente“, sagt der 63-Jährige. Auch in Schönefeld hat er mitgeholfen. Aber die Arbeit in Tegel gefällt ihm besser. „Es ist angenehmer.“ Für die Firma gehe die verspätete Eröffnung in Schönefeld vor allem mit einer guten Auftragslage einher. Aber auch wenn Tegel zumache, gebe es viel zu tun. „Dann kommen die neuen Interessenten.“ Fluggast Christa Müller zieht Tegel einem Großflughafen wie in Frankfurt am Main vor. „Die sind immer schrecklich“, sagt die 73-Jährige. Tegel sei „schön übersichtlich und schön angeordnet“. Das schätze sie sehr. Dass Schönefeld nicht rechtzeitig eröffnet werden könne, sei aber eigentlich eine Katastrophe und „für alle Beteiligten eine Blamage.“ Unvorstellbar sei, dass so etwas in einem Land wie Deutschland mit seinen „strikten Planungen“ passieren könne. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Freude in Tegel
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen