Streit über Konsequenzen aus dem Organspendeskandal

Streit über Konsequenzen aus dem Organspendeskandal Berlin (dapd). Nach dem neuen Organspendeskandal in Leipzig streiten Politik und Experten über die Konsequenzen. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier plädierte für eine harte Bestrafung der Verantwortlichen. Der neue Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Rainer Hess, beklagte Fehlanreize im System und verlangte eine bessere Qualitätssicherung. Unterdessen wird der Ruf nach einer Schließung von Transplantationszentren lauter. Am Dienstag war bekannt geworden, dass Ärzte der Uniklinik Leipzig zwischen 2010 und 2012 Krankenakten von mindestens 38 Patienten manipuliert haben, um sie auf der Warteliste für Organe nach oben rutschen zu lassen. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) sagte dem Nachrichtenmagazin „Focus“, er sei nicht überrascht, dass nun weitere Manipulationen entdeckt wurden. Weil nun alle Transplantationszentren nach und nach von externen Experten überprüft werden, sei dies leider zu erwarten gewesen. Steinmeier forderte Ärzteschaft und die behandelnden Klinken auf, das beschädigte Vertrauen wieder herzustellen. Dazu gehöre auch die schnelle Aufklärung. Angesichts von mehr als 12.000 Menschen in Deutschland, die auf Wartelisten für Transplantationen stünden, „müssen wir weitermachen: Informieren, aufklären und werben“, sagte Steinmeier der „Superillu“. Der SPD-Politiker hatte 2010 seiner Frau eine Niere gespendet. Mediziner, die aus Gewinnstreben gegen Regeln verstießen, obwohl es um Leben und Tod gehe, hätten das Recht verwirkt, als Arzt tätig sein zu dürfen, sagte er. „Sie dürfen bei uns unter keinen Umständen mehr praktizieren.“ Rainer Hess von der Stiftung Organtransplantation gab hingegen zu bedenken, es gehe weniger um die kriminelle Energie Einzelner. Die Verantwortung liege vielmehr bei den Klinikverwaltungen und einem Finanzierungssystem, „das unmedizinisches Verhalten fördert und Fehlanreize setzt“, sagte er dem „Spiegel“. „Wir dürfen den Ärzten keine Vorgaben auferlegen, die sich überwiegend an ökonomischen Zielen orientieren und mit Medizin nicht mehr viel zu tun haben“, mahnte Hess. Chirurgie-Gesellschaft will Transplantationzentren schließen Die Deutsche Stiftung Patientenschutz bekräftigte unterdessen ihre Forderung nach weniger Transplantationszentren. „Qualität lässt sich so steigern, Konkurrenz minimieren und Aufsicht erleichtern“, sagte Vorstand Eugen Brysch in Dortmund. Es sei nicht sinnvoll, dass es in einigen Städten bis zu drei Transplantationszentren gebe. Für eine Verschlankung brauche es kein Gesetz, „sondern nur den Willen für politisches Handeln“. Den könne er allerdings weder bei Bahr noch in den Ländern erkennen. „Wir fordern einen bundesweit zu entwickelnden Masterplan, der alle Aspekte im Blick hat“, betonte Brysch. Dieser Forderung schloss sich am Wochenende auch die Gesellschaft für Chirurgie an. Deren Präsident Karl-Walter Jauch plädierte im „Focus“ dafür, jedes zweite Zentrum für Lebertransplantationen in Deutschland zu schließen. Der Wettbewerb zwischen den zurzeit 24 Zentren wirke sich negativ aus, sagte er und fügte hinzu: „Die Ergebnisqualität der Lebertransplantation in Deutschland liegt weit unter dem international akzeptierten Standard.“ Hess, der seit dem 1. Januar die Deutsche Stiftung Organtransplantationen (DSO) leitet, hält die Schließung von Transplantationszentren hingegen für schwer umsetzbar. Er würde jeder Klinik zunächst die Chance geben, Organe zu transplantieren: „Wenn sich das dann nicht rechnet, müssen die Länder natürlich überlegen, Zentren zusammenzulegen.“ dapd (Politik/Politik)

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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