Berlin (dapd-bln). Der Bildschirm im Foyer wirkt wie eine bunte Visitenkarte. Während oben ratternde Zahlen anzeigen, wie viele Nutzer sich gerade an welchem Spiel beteiligen, geben die Ziffern unten Auskunft über die Menschen, die jene Spiele entwickeln. An diesem Tag sind es 253 Mitarbeiter aus 37 Ländern. „Es ist mittlerweile der Regelfall, dass Leute aus dem Ausland für den Job bei uns nach Berlin ziehen“, sagt Jens Begemann. Er ist einer der drei Gründer des Berliner Unternehmens Wooga, das sogenannte Social Games entwickelt, also Spiele, die in sozialen Netzwerken wie Facebook kostenlos zur Verfügung stehen.
Bei der Anzahl der Mitarbeiter auf dem Bildschirm im Foyer wird es nicht bleiben. Anfang nächsten Jahres bezieht das Unternehmen nach eigenen Angaben eine zusätzliche Etage in der alten Backfabrik im Stadtteil Prenzlauer Berg, dem Sitz der Firma, mit einer Fläche von 1.200 Quadratmetern. „Das ergibt Platz für 100 neue Mitarbeiter“, erzählt Begemann stolz. Vor drei Jahren gründete er das Startup gemeinsam mit Philipp Moeser und Patrick Paulisch mithilfe eines privaten Startkapitals von 150.000 Euro. „Wir haben uns ganz bewusst für Berlin als Standort entschieden“, betont Begemann. Die niedrigen Lebenshaltungskosten und das internationale Flair seien wichtige Gründe gewesen. „Trotzdem haben wir das Unternehmen international konzipiert, weil wir von Anfang an den Weltmarkt im Blick hatten.“ Auch Sascha findet, dass Wooga am besten nach Berlin passt. Der 29-jährige Game Designer kommt eigentlich aus der Ukraine. Seit September arbeitet er in der Abteilung, die das derzeit erfolgreichste Spiel „Diamond Dash“ weiterentwickelt. Das Unternehmen sei eine Art Abbild von Berlin: multikulturell und ein guter Ort für Freigeister. Bei dem Berliner Unternehmen sind die Hierarchien den Angaben zufolge entsprechend flach. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter liegt bei 30 Jahren. Man duzt sich. Die Büros sind bunt geschmückt mit Figuren und Symbolen der verschiedenen Spiele. Regelmäßig findet ein Decoration Day statt. Dann erhält jede Abteilung Geld, um die eigenen Räumlichkeiten noch ein bisschen schöner zu machen.
Berlin ist „Hot-Spot der Internet- und Techszene“
Laut „Gründerszene“ – einem Magazin für Gründer, Startups und Investoren aus der Digitalwirtschaft – zählt Berlin in Europa zu den „wesentlichen Hot-Spots der Internet- und Techszene“. Die Hauptstadt punkte dabei nicht nur durch die geringen Unterhaltskosten und weil viel Fläche zur Verfügung stehe, sagt Chefredakteur Joel Kaczmarek, sondern auch aufgrund der geostrategischen Lage zwischen den Zeitzonen Asien und Amerika. „Für gewöhnlich darf als Faustregel gelten, dass Startups nach etwa vier Jahren wirtschaftliche Erfolge im Sinne einer Profitabilität zeigen“, erklärt Kaczmarek die übliche Entwicklung eines Unternehmens wie Wooga. In der Berliner Backfabrik sei man sehr zufrieden mit der Geschäftsentwicklung, erzählt Begemann. Wie hoch Umsatz oder Gewinn sind, möchte er nicht sagen. Nur, dass der gesamte Umsatz über den Verkauf digitaler Güter erzielt wird, die die Nutzer zusätzlich innerhalb der Spiele kaufen können. Die dritte und letzte Finanzierungsrunde war im Mai 2011. Investoren stellten damals 24 Millionen Dollar für das Startup bereit. Eine weitere Finanzierungsrunde ist laut Unternehmen nicht geplant, aber dafür ein Ausbau des Spiele-Angebots. Im kommenden Jahr soll das Portfolio von bisher sechs Spielen stark ausgebaut werden.
Mobile Endgeräte als Zukunft der Social Games
Der Markt für Social Games werde auch in den nächsten Jahren noch vorhanden sein, sagt Anika von Ribbeck, Sprecherin des Bundesverbands der Computerspielindustrie G.A.M.E. „Sicherlich besteht bei Social Games wie bei jedem anderem Markt die Gefahr, dass er sich irgendwann selbst übersättigt“, sagt Ribbeck. „Im Kern bleibt es aber dabei, dass viele Menschen sich gerne vernetzen und miteinander interagieren. Für all diese Personen sind Social Games ein attraktives Angebot.“ Die soziale Komponente ist allerdings nicht mehr ausschließlich im Hinblick auf die sogenannten sozialen Netzwerke wichtig. „Das Spiel ‚Diamond Dash‘ wird in ein paar Wochen auch für Android Phones verfügbar sein“, sagt Begemann. Sechzig Prozent der Mitarbeiter arbeiteten mittlerweile an Versionen für mobile Endgeräte, sagt er und fügt hinzu: „Die ist die Zukunft von Wooga“.