Berlin (dapd). Mit strikter Ablehnung der Euro-Rettungsschirme und Kritik an den europäischen Institutionen wollen die Freien Wähler bei ihrer ersten Teilnahme an einer Bundestagswahl punkten. Das geht aus dem Programm hervor, das Parteichef Hubert Aiwanger am Freitag in Berlin vorstellte. Von einer Nominierung des Adenauer-Enkels Stephan Werhahn als Spitzenkandidaten erhofft sich die Partei weiteren Rückenwind. Wahlziel seien „Fünf Prozent plus x“, sagte Aiwanger. In den bundesweiten Wahlumfragen werden die Freien Wähler, ihrem Ursprung nach eine kommunalpolitische Vereinigung, vor ihrer ersten Bundestagswahl zwar meist nicht erfasst – im Juli hat das Institut Emnid der Partei aber immerhin ein Wählerpotenzial von 17 Prozent bescheinigt, genauso viel wie der Piratenpartei. Bundesweit Profil gewinnen will die Partei, die seit 2008 im bayerischen Landtag vertreten ist, nun vor allem mit Kritik an der europäischen Währungspolitik: Mit dem Euro-Rettungsschirm ESM fahre man „an die Wand“, sagte Aiwanger. Er forderte „weniger Zentralismus“ und einen „Neustart“ für Griechenland. „Damit grenzen wir uns von Schwarz-Rot-Grün-Gelb ab“, betonte der Parteivorsitzende. Aiwanger will Kirchhofs Steuerkonzept „abgreifen“ Als Hauptzielgruppe sieht die Partei offenbar Wähler aus dem – nicht erst seit der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl hart umkämpften – bürgerlichen Lager: „Derzeit sind die bürgerlichen Parteien nicht politikfähig“, kritisierte Aiwanger. Werhahn fügte hinzu, es gebe „den Wunsch nach einer neuen bürgerlich-liberalen Kraft“. Eine Regierungsbeteiligung will die Partei aber vom Thema Eurorettung abhängig machen. Werhahn sagte: „Wir würden mit jedem koalieren, der ein Europa der Bürger in den Vordergrund stellt“ – mit den Rettungsschirmen könne aber man „nicht das Interesse der Bürger im Auge haben“. Inhaltlich suchen die Freien Wähler zudem die Nähe prominenter, aber nicht unumstrittener Wissenschaftler wie Hans-Werner Sinn und Paul Kirchhof, wie Aiwanger andeutete. Die Freien Wähler stünden mit dem Präsidenten des ifo-Instituts, Sinn, und dem Steuerexperten Kirchhoff in „losem Kontakt“ und könnten „ihre Konzepte abgreifen“, sagte Aiwanger. Eine zusätzliche Trumpfkarte soll offenbar der familiäre Hintergrund des designierten Spitzenkandidaten und Adenauer-Enkels Werhahn sein. Werhahn betonte, er stehe europapolitisch „in bester Tradition meines Vorfahren“. Mit ihm als Kandidaten hätten die Freien Wähler die Möglichkeit, „auch auf Bundesebene tatsächlich Erfolg zu haben“. dapd (Politik/Politik)
Freie Wähler setzen auf ESM-Kritik
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Peer-Michael Preß
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