Herford. Der Verband der Deutschen Wohnmöbelindustrie e.V. (VdDW), Herford, zieht eine positive Bilanz der Entwicklung des deutschen Wohnmöbelsektors im Jahr 2012. Die Perspektiven für das kommende Jahr werden allerdings deutlich zurückhaltender eingeschätzt, wie VdDW-Geschäftsführer Dr. Lucas Heumann am 24. September auf dem Pressegespräch des Verbands anlässlich der Branchenordermesse M.O.W. ausführte.
„Das Jahr 2012 ist im Wesentlichen von einer positiven Konjunkturentwicklung im Inland getragen worden. Ein regelrechter Immobilienboom und eine durch das niedrige Zinsniveau geförderte Renovierungswelle haben die Nachfrage nach Wohnmöbeln deutlich steigern lassen“, so Dr. Heumann wörtlich. Auch ist laut VdDW unverkennbar, dass im deutschsprachigen Raum aufgrund breiter Skepsis gegenüber Kapitalanlagen im Finanzmarktsektor eine „Flucht in Sachwerte“ eingetreten ist.
1. Halbjahr 2012 bestimmt die Inlandskonjunktur
Die deutsche Wohnmöbelindustrie hat hiervon im Jahre 2012 nachhaltig profitiert. Dr. Heumann: „Insbesondere das 1. Halbjahr ist für den Wohnmöbelsektor positiv verlaufen. Nach den amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hat er mit einem Zuwachs von 3,3% abgeschlossen. Damit gehört er zu den umsatzstärksten innerhalb der Möbelindustrie.“
Die weitere Entwicklung im Jahresverlauf beurteilt der Verband allerdings deutlich zurückhaltender: Seit Jahresmitte sei eine spürbare Beruhigung im Handel eingetreten, die sich durch rückläufige Auftragseingänge auch bei den produzierenden Unternehmen auswirke. Daher rechnet der Fachverband zum Jahresende saldiert zwar mit einem Zuwachs, allerdings unterhalb von ca. 3%.
Exportzuwächse nach Luxemburg, Russland und der Schweiz
Negativ haben sich demgegenüber die Exporte entwickelt. Nach den amtlichen Außenhandelszahlen für das 1. Halbjahr 2012 sind die Ausfuhren der deutschen Möbelindustrie für Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel durchschnittlich um 2,2% zurückgegangen. Davon waren auch traditionell umsatzstarke Exportmärkte betroffen.
So ist laut Dr. Heumann der Außenhandel für vorgenannte Produktgruppen nach Österreich um -6,2% und in die Niederlande um -15,3% zurückgegangen. Außergewöhnlich stark rückläufig sind die von der Euro-Schuldenkrise besonders betroffenen Länder Südeuropas, so Spanien mit -33,7% oder Italien mit -39,1%. Als sehr positiv werden dagegen die Ausfuhrsteigerungen in die Schweiz mit +16,9%, nach Luxemburg mit +18,4% oder Russland mit +38,8% gewertet.
2013 verhaltener – das Konsumklima kühlt sich ab
Die Perspektiven für 2013 beurteilt der Verband der Deutschen Wohnmöbelindustrie verhaltener. Dr. Heumann: „Es gibt erste Anzeichen dafür, dass auch in der Bundesrepublik eine Abschwächung der Konjunktur eintreten wird. Im Investitionsgütersektor – der traditionell zu den ersten gehört, die auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren – berichten Branchenverbände und Unternehmen von starken Auftragsrückgängen aus dem Ausland, die für eine geringere Auslastung der heimischen Arbeitsplätze sorgen.“
Auch die Konsumklimastudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) als führendem Konsumforschungsinstitut Europas wirft erste Schatten. Der Indikator Konjunkturerwartung ist für September im zweiten Monat hintereinander rückläufig. Auswirkungen auf die Anschaffungsneigung – und damit auf die Möbelindustrie im Inlandsgeschäft – sind daher wahrscheinlich.
Allerdings erwartet der VdDW keine tiefgreifende Rezession, sondern lediglich eine Beruhigung der Geschäftsaktivitäten. Wichtig für die Entwicklung im Jahr 2013 ist laut Dr. Heumann ein strenges Kostenmanagement der Unternehmen: „Signifikante Kostensteigerungen müssen im Materialsektor ebenso vermieden werden wie im Personalbereich. Zu letzterem tragen die Tarifvertragsparteien eine besondere Verantwortung, die im Herbst die Tarifrunde für 2013 einläuten.“