Die Kompetenzwerkstatt Vielfalt und Ausbildung unterstützt Unternehmen bei der Akquise von Fachkräftenachwuchs. Der Fachkräftenachwuchs entwickelt sich für Unternehmen in OWL zu einem zentralen Thema. Das Sinken der Bewerberzahlen ist bereits deutlich spürbar. Die Zahl der Ausbildungsverträge ist von 2008 bis 2011 um 11 Prozent gesunken. Diese Entwicklung wird sich verschärfen.
Insgesamt ist in OWL bis 2020 mit einem Bevölkerungsrückgang um 1,7 Prozent zu rechnen und die Zahl der jährlichen Schulabgänger in OWL wird in diesem Zeitraum um 6.000 sinken. Damit wird die adäquate Besetzung von Ausbildungsstellen schwieriger und ist mit wachsendem Aufwand verbunden. Dr. Harald Hiltl, Geschäftsführer der Initiative für Beschäftigung OWL e. V. (IfB OWL e. V.) weist auf die Dringlichkeit des Problems hin: „Es ist hoch an der Zeit zu handeln. Unternehmen müssen sich jetzt auf die Folgen des demografischen Wandels vorbereiten, um die Re-krutierung von Fachkräften und Fachkräftenachwuchs sicherzustellen.“
So wird es für Unternehmen einfach zur Notwendigkeit, die vorhandenen Potenziale der Region besser auszuschöpfen. Eine wichtige Gruppe sind in diesem Zusammenhang Jugendliche mit Migrationshintergrund. Mit 515.000 Personen (ca. 25 Prozent der Gesamtbevölkerung) haben überdurchschnittlich viele Menschen in OWL einen Migrationshintergrund. Damit ist OWL im Bundesdurchschnitt eine vergleichsweise junge Region. Doch wird dieses Potenzial noch nicht optimal genutzt. Jugendliche mit Migrationshintergrund erhalten häufig keinen Zugang zur dualen Ausbildung. „2010 lag die Ausbildungsbeteiligungsquote der Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei 33,5 Prozent, während sie in der Vergleichsgruppe ohne Migrationshintergrund 65,4 Prozent betrug“, beschreibt Thomas Jeckel, Geschäftsführer der Netzwerk Lippe gGmbH das Problem. Die Ursachen dieser Situation sind vielfältig. Wolfgang Pägel, Leiter der EU Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung (EU-GWB) der Bezirksregierung Detmold stellt fest: „Jungen Migrantinnen und Migranten fehlt häufig eine ausreichende Berufsorientierung, Wissen über Wert und Vielfalt der dualen Ausbildung sowie Netzwerke, die ihnen den Übergang von der Schule in die Ausbildung ermöglichen.“ Um die Ausbildungschancen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern und so ihr Fachkräftepotenzial für Unternehmen in OWL zu erschließen, haben IfB OWL. e. V., Netzwerk Lippe gGmbH und EU-GWB das Projekt „Kompetenzwerkstatt Vielfalt und Ausbildung“ ins Leben gerufen. Es ist Teil des Programms „XENOS – Integration und Vielfalt“, das Integration in den Arbeitsmarkt, gesellschaftliche Teilhabe sowie die kulturelle Vielfalt in der Gesellschaft unterstützt. Gefördert wird es aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Europäischen Sozialfonds. Die „Kompetenzwerkstatt Vielfalt und Ausbildung“ hilft Jugendlichen mit Migrationshintergrund beim Einstieg und erfolgreichem Abschluss einer dualen Ausbildung. Dazu stärkt es ihre Ausbildungsfähigkeit, treibt die Sensibilisierung und Stärkung der interkulturellen Kompetenz im Umfeld der Auszubildenden voran und bringt sie in Kontakt mit den Unternehmen der Region. Den Unternehmen in OWL bietet die Kompetenzwerkstatt die Durchführung kultursensibel ausgerichteter Assessment-Center, innerbetriebliche Mentorings und interkulturelle Trainings.
Wirtschaft Regional unterstützt die Kompetenzwerkstatt dabei, den Kontakt zwischen jungen Menschen mit Migrationshintergrund und Unternehmen in OWL herzustellen. In den folgenden Monaten werden in einer Artikelserie an dieser Stelle junge Migrantinnen und Migranten präsentiert, die in Unternehmen der Region erfolgreich ihre Ausbildung absolvieren oder schon absolviert haben. Sie zeigt auf, welche Fähigkeiten junge Menschen mit Migrationshintergrund mitbringen und welche Potenziale sich Unternehmen erschließen können, die ihnen die Gelegenheit zu einer dualen Ausbildung geben.