Nichts fasziniert uns Menschen so sehr wie weithin sichtbare Größe aus Stein, Stahl, Glas oder Holz. Es kommt keineswegs von ungefähr, dass selbst jene als „Architekten des Erfolgs“ tituliert werden dürfen, die nie ein Architekturstudium absolviert haben. Fest steht: Die architektonische Formensprache hat es gerade uns Deutschen besonders angetan. Mehr als anderen.
Beispiele gefällig?
Wer Mist baut, kann dafür hier bei uns in den Bau gehen. Das ist Satzbau, den nur wir in Deutschland so kennen. Ja, sogar staatstragend in der jüngeren Geschichte unserer Republik ist sie, die Rolle der Bauwirtschaft. Oder erinnern Sie sich etwa nicht mehr daran, woran hierzulande selbst Bundespräsidenten scheitern können? Genau: Am Bau ihres Eigenheims. Auch am angestammten Image, dass in Deutschland für die Ewigkeit gebaut wird, zweifelt längst niemand mehr − mit Blick auf die Großbaustelle des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg. Selbst, wenn es dort bei der Übersetzung dieser Tugend in die Sprachen der am Bau Beteiligten ein dickes Deutungsmissverständnis gegeben haben mag …
Kein Wunder ist es da, dass der Indus-trie- und Gewerbebau in der öffentlichen Wahrnehmung fortan nicht mehr hinten an stehen möchte. Einst der Inbegriff von Funktionalismus, eben typisch deutsch, baut die Wirtschaft heute mehr und mehr, im besten Sinne des Wortes, auf Freiheit. Angestoßen durch Klima- und Energiewandel, angetrieben durch notwendige Zuwendung zum Mitarbeiter, kommt es beim Bau von Produktions- und Bürogebäuden nicht mehr nur auf die Arbeitsfähigkeit, sondern viel mehr auf die Arbeitsatmosphäre an. Damit Wirtschaftsbauten Energie freisetzen können, müssen sie energiesparend sein. Gefragt also sind innere Werte, die nach außen wirken.
Wie unter diesen hohen Maßstäben die gut 4500 Jahre alten ägyptischen Pyramiden bis heute ihren Titel als bekannteste Bauwerke der Welt verteidigen konnten, bleibt derweil ein Rätsel. Aber zum Glück brauchen wir Menschen nicht immer einen Trend um fasziniert zu sein.