Frankfurt/Main (dapd). Zu gutem Handeln im Sinne des Gemeinwohls hat der Vatikan Führungskräfte in der Wirtschaft aufgerufen. Marktwirtschaft und Unternehmen trügen erheblich zum materiellen und geistigen Wohlergehen der Gesellschaft bei, wenn sie ordnungsgemäß arbeiteten und auf den Dienst am Gemeinwohl hin orientiert seien, sagte Kurienkardinal Peter Turkson am Dienstag in Frankfurt am Main. Die jüngsten Erfahrungen hätten gezeigt, dass bei einem Versagen von Märkten und Unternehmen Schäden für die Allgemeinheit entstehen könnten. Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden), kritisierte insbesondere die „Dominanz der Finanzmärkte“, die ganze Unternehmen und Mitarbeiter zu Handelsware gemacht hätten. Der Kardinal stellte in Frankfurt die deutsche Ausgabe der von seinem Rat erarbeiteten Schrift „Zum Unternehmer berufen – Eine Ermutigung für Führungskräfte in der Wirtschaft“ vor. Ermutigung statt erhobener Zeigefinger Dabei solle den Adressaten nicht mit dem erhobenen Zeigefinger entgegengetreten werden, betonte Turkson. Es gehe vielmehr um eine Ermutigung, ihrer großen Verantwortung in schwierigen Zeiten gerecht zu werden. Ziel der Handreichung sei, die grundsätzlichen Prinzipien der katholischen Soziallehre, der Menschenwürde und des Gemeinwohls in praktische ethische Orientierungen herunterzubrechen. Turkson nannte in dem Zusammenhang drei Grundprinzipien: die Befriedigung der Bedürfnisse der Welt durch die Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die Organisation von guter und produktiver Arbeit sowie das Schaffen von nachhaltigem und gerecht verteiltem Wohlstand. Außer an Unternehmer richtet sich der Vatikan mit dem Text auch an Hochschulen im Bereich der Betriebswirtschaftslehre. „Die ethische Bildung zukünftiger Führungskräfte ist uns ein großes Anliegen“, sagte Turkson. Kirche will sich auch selber hinterfragen Auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann drang auf einen Ausbau der ethischen Bildung im Wirtschaftsstudium. Da gebe es doch einen erheblichen Nachholbedarf in Deutschland, sagte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax. Ethische und moralische Inhalte in den Wirtschaftswissenschaften seien bisher zu schwach ausgebildet oder würden nur optional angeboten. Ackermann betonte, dass sich die Handreichung nicht nur an christliche oder katholische Unternehmer richte, sondern an jegliches unternehmerisches Handeln. Gleichzeitig müsse sich auch die Kirche von den Leitlinien kritisch hinterfragen lassen, in ihren Unternehmungen oder in der Verwaltung. Als Beispiel nannte der Bischof das Thema Leiharbeit. „Da müssen wir sehr genau hinsehen und aufpassen, dass Ungerechtigkeit nicht zunimmt.“ dapd (Politik/Politik)
Katholische Soziallehre trifft Betriebswirtschaft
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Peer-Michael Preß
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