Berlin/London (dapd-nrd). Der deutsch-französische Luftfahrtkonzern EADS will der größte Waffenlieferant der Welt werden: EADS plant die Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems, wie beide Seiten mitteilten. Das neue Unternehmen hätte vom Kampfjet über U-Boote und Panzer bis hin zu Splitterwesten für Fußsoldaten den Bedarf einer Armee im Angebot. Nach einer Übersicht des schwedischen Friedensforschungsinstitut SIPRI wäre die fusionierte Firma mit Abstand der größte Waffenhersteller der Welt. Am Mittwoch hatten BAE und EADS Fusionspläne in London veröffentlicht. Die Unternehmen wollen ihre Geschäfte zusammenlegen, aber getrennt an der Börse gelistet bleiben, wie es hieß. BAE Systems würde 40 Prozent und EADS 60 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen halten. Die EADS-Aktie reagierte am Donnerstag mit einem Einbruch von mehr als sechs Prozent auf die Nachricht. EADS ist mit der Tochter Airbus enorm stark im Geschäft mit Linienflugzeugen, aber die kleine Militärsparte Cassidian wie auch der Bau des Militärtransportflugzeugs A400M sind keine Erfolgsgeschichten. Konzernchef Tom Enders strebt eine hälftige Verteilung des Umsatzes auf Zivilgeschäft und Rüstung an. Bisher macht das Zivile 75 Prozent aus, vor allem weil Airbus enorm erfolgreich ist und anscheinend ungebremst wächst. Enders aber will sich absichern gegen Konjunktureinbrüche. Das Rüstungsgeschäft läuft langfristiger. Außerdem ist gerade BAE in Ländern wie USA, Australien und Indien enorm erfolgreich. Dagegen scheiterte EADS zuletzt mit dem Versuch, einen Fuß in den riesigen US-Rüstungsmarkt zu bekommen: Ein Auftrag für Tankflugzeuge ging an den ewigen Konkurrenten Boeing, der schon lange eine erfolgreiche Militärsparte hat. Eine Fusion würde ohne die Zustimmung der Regierungen von Frankreich, Großbritannien und Deutschland nicht durchgehen. „Die Bundesregierung ist über die Fusionsverhandlungen informiert. Wir sind um Unterstützung dieser Fusion gebeten worden. Die Bundesregierung prüft derzeit alle relevanten Fragen“, sagte ein Sprecher des zuständigen Bundeswirtschaftsministeriums am Donnerstag. Aus Regierungskreisen war zusätzlich zu hören, Berlin stehe in konstruktiven Gesprächen“ mit EADS über das Thema. Das französische Finanzministerium äußerte sich nicht. Deutschland und Frankreich sind die beherrschenden Länder beim europäischen Gemeinschaftsunternehmen EADS. EADS-Großaktionär Arnaud Lagardère ließ erklären, er werde erst zustimmen, wenn er alle Konsequenzen genau kenne. Großaktionär Daimler erklärte, man sei informiert. Laut Mitteilung sollen die Länder Frankreich, Großbritannien und Deutschland je eine Goldene Aktie an dem Unternehmen erhalten, die ihnen Sonderrechte einräumen würde. BAE ist ein fast reiner Militärkonzern, der auch Panzer und Kriegsschiffe baut. EADS hat den Schwerpunkt Zivilluftfahrt mit der wichtigsten Tochter Airbus, baut aber auch Hubschrauber und Flugzeuge für das Militär. In Deutschland ist EADS vor allem in Hamburg, Bremen und Niedersachsen mit Airbus zu Hause und in Bayern mit dem Militärgeschäft. Mit der Fusion würde ein weltweiter Gigant im Flugzeugbau und Militärtechnik entstehen: Mit mehr als 220.000 Mitarbeiter käme der Konzern auf über 70 Milliarden Euro Umsatz. Der weltweit größte Hersteller von Zivil- und Militärflugzeugen, der US-Konzern Boeing, setzte 2011 mit 165.000 Beschäftigten umgerechnet 54 Milliarden Euro um. EADS ging im Jahr 2000 aus einer Fusion des deutschen Unternehmens DASA mit dem französischen Konzern Aérospatiale-Matra sowie dem spanischen Unternehmen CASA hervor. Die größte Sparte des Unternehmens ist mit Airbus der Flugzeugbau. Zu EADS gehören auch der Satellitenbauer Astrium, der Hubschrauberhersteller Eurocopter und das Rüstungsunternehmen Cassidian. EADS beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit 133.000 Mitarbeiter an mehr als 170 Standorten. BAE Systems hatte im Herbst vergangenen Jahres angesichts drastischer Kürzungen in den Verteidigungsbudgets zahlreicher Länder einen weiteren Stellenabbau angekündigt. Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben 83.600 Mitarbeiter. Im vergangenen Monat hatte BAE einen leichten Gewinnrückgang für das erste Halbjahr ausgewiesen und einen vorsichtigen Ausblick für den US-Markt gegeben. Beide Unternehmen haben bis zum 10. Oktober Zeit, einen Deal bekanntzugeben oder zu erklären, dass sie die Fusionspläne nicht weiter verfolgen wollen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
EADS will die Waffenschmiede der Welt werden
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Peer-Michael Preß
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