Das ist doch beruhigend: Wir Deutschen sind in den meisten Ländern gern gesehen. Man schreibt uns Fleiß zu, Ordnungsliebe, Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Qualitätsverliebtheit. Es bleibt also tatsächlich was davon hängen, wenn wir im Ferienhotel akribisch jeden Frühmorgen zur exakt gleichen nachtschlafenden Zeit die Sonnenliegen am Pool höchst akkurat mit Markenhandtüchern belegen. Negativ gesehen wird allerdings, dass wir angeblich neigen sollen zur Besserwisserei. Pah! Was wissen die denn schon über uns, die anderen?
Die echte deutsche Wahrheit hat mal ein Meinungsforschungsinstitut herausgefunden, das im Auftrag eines großen Reisebüros rumfragte. Demnach schämen sich 63 Prozent der Deutschen im Ausland für das dort an den Tag und die Nacht gelegte Verhalten ihrer Mitbürger. Häufig zu laut seien wir, so urteilen wir über uns selbst, oft unhöflich, unpassend gekleidet sowie kulturell intolerant − und das, obwohl uns längst in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass Carpaccio zu den großen italienischen Malern zählt und mit dem „Taj Mahal“ doch jede asiatische Massageanwendung beginnt.
Zu lesen ist in besagter Studie auch, dass die meisten der Befragten (65 Prozent) selbst allerdings noch nie das Gefühl hatten, mit dem eigenen Verhalten im Ausland negativ aufgefallen zu sein. Allerhöchstens das ein oder andere kleine Missverständnis mit den Einheimischen habe es vielleicht mal gegeben. Das eigene Versäumnis jedenfalls kann es nicht gewesen sein, die im Reiseführer gelesene Passage übers Drängeln am Büffet als landestypisch interpretiert zu haben.
Davon mal ganz abgesehen: Seit dem Schengener Abkommen ist verbrieft, dass wir Deutschen keine Grenzgänger mehr sind. Um formal korrekt zu bleiben, wie es sich nun mal für uns Deutsche gehört, muss dieses Abkommen folgerichtig auch für unser Image im Ausland gelten. Und wenn uns ein Meinungsforschungsinstitut nur mal richtig fragen würde, wüssten wir zu antworten, dass die Engländer ja auch nicht besser sind. Was doch wahrlich beruhigend ist.